TEST: BENQ W2000 – SO FUNKTIONIERT DIE „CINEMATIC COLOR“-TECHNIK

BenQ hat bereits 2015 ein paar Journalisten und Händler nach London eingeladen, um uns die „CinematicColor“-Technik ausführlich zu demonstrieren. Beim Test des BenQ W2000 stellte ich nämlich fest, dass der Projektor vorbildliche Farben darstellt. Vergleichen wir also mal den BenQ W2000 mit einem BenQ W1070+W, der diese Technik nicht besitzt.

BenQ W2000 - Foto Michael B. Rehders_MBR16 (14)
Foto: Michael B. Rehders
.Im Dolby Studio, London wurde uns die neue Projektoren-Generation vorgestellt, die erstmalig mit der „CinematicColor“-Technik ausgestattet worden ist.

BenQ_Cinematic Color Event - W1070 + W2000 - Foto Michael B. Rehders_MBR0830
Foto: Michael B. Rehders
In einem direkten A/B-Vergleich wurden zwei Projektoren gezeigt. Hierbei handelte es sich um die Modelle BenQ W1070+ (oben) und BenQ W2000 (unten).

BenQ W1070 + BenQ W2000 - AB-Vergleich_MBR0828
Links: BenQ W1070+
Rechts: BenQ W2000

Auffällig war in diesem direkten A/B-Vergleich sofort, dass die Farben des W2000 kräftiger erschienen. Vor allem Hautfarbtöne gefielen mir vom W2000 besser. Grüne Wiesen und Bäume sahen viel natürlicher aus, wenn der W2000 sie auf die Leinwand projizierte.
Vor Ort gab es leider keine Möglichkeit, dieser Tatsache weiter auf den Grund zu gehen. Da Messungen schlicht und ergreifend nicht vorgesehen waren, habe ich diese später in in Hamburg nachgeholt.

Vergleich im „Messlabor“
Vor einiger Zeit hatte ich den BenQ W1070+W getestet. Auf die umfangreichen Messreihen habe ich noch Zugriff.
Den BenQ W2000 hatte ich vor wenigen Tagen getestet.
Da ich alle Messungen unter reproduzierbaren Bedingungen durchführe, dürfte ein Blick auf die Messdiagramme Klarheit schaffen, was die Gründe für die sichtbaren Farbunterschiede sind.
BenQ W2000 - Farbraum - Kalibriert
BenQ W2000: Nach der Kalibrierung werden die Soll-Koordinaten des Farbsegels getroffen.

BenQ W1070+W - CIE-Diagramm
BenQ W1070+W: Nach der Kalibrierung des W1070+ fällt auf, dass Grün seinen Soll-Punkt im CIE nicht erreicht. Die Folge dieser Abweichung im CIE ist, dass grüne Bildinhalte einen ganz leichten Gelbfarbton besitzen.
Das erklärt aber noch nicht, warum Hautfarben blasser erscheinen.

BenQ W2000 - Messungen Farbraum - Kalibriert
BenQ W2000; Schauen wir uns die Messungen etwas genauer an. Sowohl die Primärfarben (Rot, Grün, Blau) als auch die Sekundärfarben (Cyan, Gelb, Magenta) treffen ihre Soll-Werte (x, y, Y) im CIE annähernd. Die Delta-E-Werte in der Tabelle (oben) bestätigen, dass die Farben allesamt originalgetreu reproduziert werden. Delta-E-Werte unter 3,0 gelten allgemein als Ideal.

BenQ W1070+W - Messungen - kalibriert
BenQ W1070+W: Die Delta-E-Werte der Primärfarben des W1070+ sind nicht ganz so gut. Die Abweichungen von Rot (- 30 %) und Magenta (- 35 %) erklären den „Rotmangel“.

„Falsche“ Farben für höhere Lichtausbeute
Beide Projektoren besitzen eine 240-Watt UHP-Lampe. Während der BenQ W1070+ ohne „Brilliant Color“ auf rund 1500 Lumen (D65) kommt, erzielt der W2000 eine Lichtausbeute von 1162 Lumen (D65).
Um eine höhere Lichtausbeute zu erhalten, wird Grün im CIE also in Richtung Gelb „verschoben“.
Eine Korrektur des W1070+ auf „Rec. 709“ ist leider nicht vollumfänglich möglich.
Insofern erkauft sich der Nutzer die höhere Lichtausbeute, in dem er auf eine perfekte (normgerechte) Farbreproduktion verzichtet.

„Richtige“ Farben durch ein neues Farbrad
Alle Ein-Chip-DLP-Projektoren erzeugen ihre Farben sequenziell. Stark vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass diese Projektoren die Bilder mit den Mischfarben (Rot, Grün, Blau) nacheinander projizieren. Aufgrund der Trägheit des menschlichen Auges erscheinen die Bilder aber „farbrichtig“.

BenQ W2000 - Farbrad RGBRGB
BenQ stattet die aktuellen Heimkino-Projektoren mit einen Farbrad aus, das 6 Segmente besitzt – je 2-mal Rot, Grün, Blau.
Um die Koordinaten des Farbraums der „Rec. 709“-Norm einzuhalten, wurden dem Farbrad 6 neue Segmente spendiert. Diese neuen Farbsegmente filtern das Licht etwas stärker, so dass am Ende eine etwas niedrigere Lichtausbeute herauskommt.

Fazit
BenQ hat seine neuen Projektoren erstmalig mit der „CinematicColor“-Technik ausgestattet, also die Modelle W2000 und W3000, um die Farben von Filmen mit Full-HD-Auflösung originalgetreu wiederzugeben. Diese Entwicklung finde ich im Konsumerbereich löblich. Der direkte Vergleich mit einem BenQ W1070+ zeigt, dass sich die Farbdarstellung nicht nur messtechnisch verbessert hat, sondern dass diese Verbesserung ebenso deutlich zu sehen ist. Allerdings erkauft sich der Nutzer diese perfekten (normgerechten) Farben mit leichten Einbußen in der Lichtausbeute. Rund 23 % dunkler ist der W2000 gegenüber dem W1070+ nach der Kalibrierung. Damit ist der W2000 aber allemal noch hell genug, um die von THX für gewerbliche Kinos (DCI) vorgegebene Leuchtdichte (14 fL) einzuhalten – und zwar auf einer Bildbreite bis zu 3,90 Meter!

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders

 

 

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