ERSTE BILDEINDRÜCKE: SONY VPL-VW870 – 4K-High-End-Projektor mit Laserlicht und Referenzbild

Pünktlich zur Internationalen Funkausstellung (kurz IFA) präsentiert Sony seinen neuen High-End-4K-Projektor. Zukunftsweisende 4K-Auflösung, HDR, 3D, Phosphor-Laserlichtquelle und ein Profi-Objektiv machen neugierig.

Foto: Michael B. Rehders – Sony VPL-VW870

Foto: Michael B. Rehders – Sony VPL-VW870

 

Verarbeitung und Design
Vertrauenseinflößende 22 kg wiegt der schwarze Projektor. Seine Luftein- und Luftausgänge sind mit feinen schwarzen Lamellen verkleidet. Die geschwungene Form des Gehäuses erscheint elegant. Insgesamt gleicht der VPL-VW870 dem „kleinen Bruder“ VPL-VW760 fast wie ein Ei dem anderen, wäre da nicht das implementierte riesengroße Objektiv im VW870, das die Abbildungsschärfe sichtbar verbessern soll. Für dedizierte Heimkinoräume ist dieser Projektor wie geschaffen, ob seines schwarzen Gehäuses, weil dieses nur wenig Streulicht verursacht.

 

Foto: Michael B. Rehders Rechts ist das riesige Objektiv des VPL-VW870, das er vom 65.000,- Euro teuren VPL-VW5000 geerbt hat. Links ist das kleinere Objektiv zu sehen, das in die Modelle VPL-VW270/570/760 verbaut ist.

Foto: Michael B. Rehders
Rechts ist das riesige Objektiv des VPL-VW870, das er vom 65.000,- Euro teuren VPL-VW5000 geerbt hat.
Links ist das kleinere Objektiv zu sehen, das in die Modelle VPL-VW270/570/760 verbaut ist.

 

Ausstattung und Technik
Der Sony VPL-VW870 ist mit Technik vollgestopft, für die es eigentlich nur Superlativen gibt.
Die drei 0,74“-SXRD-Chips besitzen 4K-Auflösung (4096 x 2160 Pixel). Das entspricht viermal Full-HD. Demzufolge sind erheblich mehr Details auf der Leinwand abbildbar.
Es kommt keine herkömmliche Gasentladungslampe (UHP) im Projektor vor. Sony spendiert diesem Boliden eine Laserlichtquelle. Präziser ist eine Laser/Phosphor-Hybrid-Technologie verbaut. Das bedeutet, es gibt einen blauen Laser, der ein dahinter befindliches Phosphor-Element anregt, so dass damit Weiß emittiert wird.
Die Lebensdauer dieser so genannten „Z-Phosphor-Laserlichtquelle“ beziffert Sony mit 20.000 Stunden. Wer täglich einen Spielfilm mit zwei Stunden Laufzeit projiziert, bei dem hält der Laser über 27 Jahre! Damit gehören teure Ersatzlampen sicherlich der Vergangenheit an, da die Lichtquelle nie mehr getauscht werden muss.
Die Optik ist vollständig motorisch gesteuert. Bequem wird via Fernbedienung vom Sitzplatz aus Bildgröße, Schärfe und Bildposition eingestellt. Die finalen Parameter für Zoom, Fokus und Lens-Shift können gespeichert (Lens-Memory) und auf Knopfdruck abgerufen werden. Damit ist es möglich, verschiedene Bildformate abzulegen, um beispielsweise auf einer Leinwand im Cinemascope-Format unterschiedliche Seitenverhältnisse zu projizieren. Filme in den Formaten 16:9, 1,85:1 und 2,39:1 werden dementsprechend mit einem Knopfdruck formatfüllend abgerufen.
3D wird von den Sony-TV-Geräten mittlerweile nicht mehr unterstützt. Aus dem Heimkino ist dieses Feature allerdings noch nicht wegzudenken, da viele Cineasten großen Wert auf das Raumsehen legen. Das haben die Sony-Macher erkannt und den VW870 mit 3D auf Funkbasis ausgestattet. Der Funk-Emitter ist in den VW870 eingebaut, so dass es nur noch der optional erhältlichen 3D-Brille und eines 3D-Films bedarf, um in den Genuss von dreidimensionalen Großbildern zu kommen.
Um Bewegungen auf der Leinwand zu verbessern, hat Sony eine Zwischenbildberechnung verbaut, die liebevoll Motionflow genannt wird.
Die Reality Creation sorgt darüber hinaus für einen noch plastischeren Bildeindruck, in dem Feindetails wunschgemäß nachgeschärft werden und gleichzeitig Bildrauschen verringert wird.
Neben der 4K-Auflösung unterstützt der Sony VPL-VW870 auch High Dynamic Range (HDR). Hierbei handelt es sich um eine Technik, die brandaktuelle Filme mit noch größerem Kontrastumfang darstellt, Farben heller und satter erscheinen lässt, da auch noch ein größeres Farbspektrum (DCI-P3) verwendet wird. 4K/HDR-Filme gibt es auf 4K-Blu-ray sowie bei Netflix und Amazon Video.

Foto: Michael B. Rehers Alle Anschlüsse sind seitlich angebracht. Die Buchsen nehmen sämtliche Kabel sicher auf. Da wackelt nichts, so dass eine fehlerfreie Signalübertragung gewährleistet ist.

Foto: Michael B. Rehers
Alle Anschlüsse sind seitlich angebracht. Die Buchsen nehmen sämtliche Kabel sicher auf. Da wackelt nichts, so dass eine fehlerfreie Signalübertragung gewährleistet ist.

Helligkeit und Kontrast
Sony gibt die Maximalhelligkeit mit 2200 Lumen an. Wie viel davon übrig bleibt, wenn der Projektor kalibriert ist, wird sich zeigen, sobald ich ein Testgerät durchgemessen habe. Der Kontrast wird mit Unendlich zu Eins beziffert. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass der Laser bei einem reinen Schwarzbild ausschaltet. Diese dynamische Helligkeitsregelung arbeitet sehr gut. Wie gut der native Kontrast ist, die Detailschärfe ausfällt und die Farbräume DCI-P3 und Rec.709 getroffen werden, das zeige ich später anhand von Messdiagrammen, Tabellen und Screenshots.

 

Erste Bildeindrücke
Auf der IFA konnte ich alleine den Projektor in aller Ruhe begutachten. Sony hat für Journalisten, Special Guest und Händler ein kleines Kino eingerichtet. Nicht etwa auf dem riesigen Messestand (Halle 20), sondern weit ab davon im Nebenraum einer anderen Halle.
Die Detaildarstellung, Bewegungsschärfe, Kontrastumfang und die originalgetreue Farbreproduktion des neuen VPL-VW870 sind schlichtweg umwerfend gut. Zu verdanken ist die exzellente Schärfe zweifelsfrei auch dem hervorragenden Objektiv, das der 870er aus dem 65.000,- Euro teuren VPL-VW5000 geerbt hat. Bis zum Rand ist beim zugespielten Filmmaterial jedes Element korrekt abgebildet.
Schwarz ist wirklich dunkel. So dunkel habe ich das nicht erwartet. Letterbox-Balken erreichen in etwa das Niveau der guten JVC-Projektoren, die in dieser Disziplin bislang ungeschlagen sind.
Als Jack Harper („Oblivion“) auf der Wiese entspannt und einen Notruf erhält, ist jeder vorhandene Grashalm perfekt zu sehen. Hier haben wir es bereits mit der 4K-Blu-ray zu tun. Die Helligkeit ist so gut, dass HDR sehr gut funktioniert. Dunkle Bereiche sind überwiegend perfekt durchgezeichnet, und trotzdem besitzen Wolken am Himmel alle Strukturen. Es überstrahlt nichts ins Weiß.
Die grandiosen Landschafts- und Tieraufnahmen von „Planet Erde 2“ bieten einen unfassbaren Detailreichtum. Jedes Haar ist auf dem Fell der Raubkatze zu sehen. Wenn die Affen durch die Bäume schwingen sieht ihr Fell ebenfalls natürlich aus. Die Weltraumaufnahme von der Erde weist alle Details auf, die auf dem Quellmaterial vorhanden sind. Bis zum Rand ist das Bild knackscharf.
Bewegungen sind frei vom unschönen Soaplook. Sony hat die Motionflow-Technik noch einmal verbessert, so dass Bewegungen ausgesprochen authentisch aussehen. Im niedrigen Modus habe ich beim vorgeführten Quellmaterial keinerlei Artefakte gesehen. Sämtliche Filmbilder laufen vollkommen fehlerfrei.
Selbst mit der Nasenspitze vor der Leinwand ist kein Raster erkennbar, dank der 4K-Auflösung und dem hohen Füllfaktor der SXRD-Chips. Chromatische Aberrationen und Konvergenzfehler glänzen mit Abwesenheit.

 

Foto: Michael B. Rehders - Sony VPL-VW870

Foto: Michael B. Rehders – Sony VPL-VW870

 

Fazit
Sony präsentiert mit dem VPL-VW870 einen 4K-Projektor voller Superlative. Hochwertige Verarbeitung, ein Ausstattungspaket, das keine Wünschen offen lässt, und moderne langlebige Phosphor-Laserlampentechnik sorgen für atemberaubend natürliche Farben und gestochen scharfe Bilder selbst auf großen Leinwandbreiten. Mit 25.000,- Euro ist der VPL-VW870 zweifelsfrei kein Schnäppchen, aber aufgrund seiner Abbildungsqualität jeden Cent wert für Cineasten, die höchste qualitative Ansprüche ans Bild stellen.

Pro und Kontra
+ Laser-Phosphor-Lampentechnik mit 20.000 Stunden Laufzeit laut Hersteller
+ 4K-Auflösung
+ HDR
+ Motorische Optik
+ Lens-Memory
+ 3D
+ sehr hell
+ sehr hoher Kontrastumfang
+ sehr gute Schärfe
+ Rec.709 und DCI-P3-Farbräume
– Preis

Text und Fotos: Michael B. Rehders

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