BenQ präsentiert den THX-lizenzierten 4K-Projektor W11000, der für Filme wie geschaffen ist. Seine Stärken: Die ultrascharfe Darstellung von Full-HD- und 4K-Kontent sowie eine herausragende Wiedergabe von Feindetails, inklusive normgerechter Farben.
Ausstattung und Technik
Der BenQ W11000 verfügt laut Hersteller über eine Auflösung von 3840 x 2160 Pixel (UHD) mit „XPR“-Technologie. Die „XPR“-Technologie ist nichts anderes als eine elektrische Shift-Funktion (eShift), wie sie auch JVC und Epson nutzen. Die native Auflösung des Projektors beträgt nämlich „nur“ 2716 x 1528 Pixel. Damit daraus die volle UHD-Auflösung entstehen kann, wird ein 4K-Bild zunächst in zwei Teile zerlegt. Die beiden Teile werden nacheinander projiziert. Ein Teilbild bleibt dabei unverändert; das zweite Teilbild wird leicht diagonal versetzt dargestellt. Auf der Leinwand werden die zwei Teilbilder also wieder zusammengefügt. In der Praxis geschieht das „Shiften“ so schnell, dass das gesunde menschliche Auge die sequentielle Bilddarstellung nicht als solche wahrnimmt und stattdessen ein einziges brillantes Bild auf der Leinwand sieht.
Im Gegensatz zu JVC und Epson kommt im W11000 kein eShift-Glas zum Einsatz, das den diagonalen Bildversatz um 0,5 Pixel erzeugt, sondern die DLP-Spiegel selbst lenken das zweite Teilbild diagonal nach oben und sorgen so für den „Shift“. Der Vorteil dieser Technik von Texas Instruments ist, dass sich kein zusätzliches optisches Element im Lichtweg befindet, was unter Umständen Bildqualität kosten kann.
Das große Objektiv besitzt hochwertig vergütete Glaslinsen, um die bestmögliche Auflösung zu gewährleisten. Der W11000 gehört mit seinen 47 x 56 x 22 cm Größe und einem Gewicht von rund 15 kg zu den Schwergewichten unter den Heimkino-Projektoren. Aufgrund der schieren Gehäusegröße ist der W11000 flüsterleise. Sowohl im hohen als auch im niedrigen Lampenmodus ist der BenQ, ähnlich wie seine 4K-Konkurrenz, kaum noch zu hören im Filmbetrieb.
Die Anschlüsse des BenQ W11000 befinden sich allesamt auf der linken Geräteseite. Dazu gehören zwei HDMI-Schnittstellen, von denen eine HDMI 2.0 und HDCP 2.2 unterstützt. Der Wiedergabe von 4K-Blu-rays steht also nichts im Wege.
3D-Filme kann der Projektor nicht wiedergeben, ebenso wenig HDR und eine Zwischenbildberechnung ist ebenfalls nicht an Bord. Dafür besitzt der W11000 eine Auto-Iris, die den dynamischen Kontrast um den Faktor Fünf verbessert.
Mit dem vollständigen 6-Achsen-Farbmanagement können die Primär- und Sekundärfarben wunschgemäß geändert werden. Die neu designte und handliche Fernbedienung ist dabei eine große Hilfe. Da die Tastatur beleuchtet ist, gelingt die Navigation auch im dunklen Heimkino sicher und zügig durch die Bildmenüs.
Abschließend hat BenQ dem W11000 ein THX-Siegel spendiert. Dafür ist der Bolide von THX geprüft und entsprechend der Vorgaben lizenziert worden.
Aufstellung und Inbetriebnahme
Die Installation des BenQ W11000 ist spielend einfach. Dank des 1,5-fachen Zoomfaktors des Objektivs, kann der Projektor 4,11 – 6,18 Meter von der Leinwand entfernt aufgestellt werden, um ein 3 Meter breites Bild zu projizieren. Wer den Projektor nicht mittig vor der Leinwand aufstellen möchte, kann ihn auch ein wenig versetzt betreiben. Ermöglichen tut das der großzügig bemessene Lens-Shift-Regelbereich. Obendrein ist der Einstellbereich von Zoom und Lens-Shift ausreichend, damit auf einer Leinwand im Cinemascope-Format verschiedenen Bildformate mit identischer Höhe projiziert werden können. Der optional erhältliche Anamorphot ist dafür nicht zwingend notwendig. Leider können die Einstellung für Zoom, Fokus und Lens-Shift nicht elektrisch vorgenommen werden, wie es in dieser Preisklasse üblich sein sollte. Die Parameter müssen händisch eingestellt werden.
Das zugespielte Bildsignal erkennt der Projektor zuverlässig. Der HDMI-Handshake zwischen dem W11000 und den Zuspielern erfolgt ruckzuck.
Messungen und Bildeindrücke
BenQ gibt die Maximalhelligkeit mit 2200 Lumen an. Diese werde im Bildmodus „Max-Bright“ punktgenau getroffen. Wie in diesen Fällen in der Regel üblich, wird dafür das Farbspektrum der Lampe weitgehend ausgeschöpft, was sich in einem sichtbaren Grünüberschuss zeigt. Für Präsentationen mag das unter Umständen noch brauchbar sein, wenn die benötigte Lichtausbeute im Vordergrund steht und nicht die präzise Farbwiedergabe. Das ist meistens dann der Fall, wenn zu viel Umgebungslicht im Präsentationsraum vorhanden ist.
Im bereits gut voreingestellten Bildmodus „THX“ erzielt der BenQ 860 Lumen. Das reicht aus für Bildbreiten bis 3,20 Meter, um diese strahlend hell laut der THX-Vorgabe auszuleuchten. Mit der Kalibrierung wird die Lichtausbeute auf ordentliche 1174 Lumen (D65) gesteigert. Wem das immer noch nicht ausreichen sollte, der schaltet „Brilliant Color“ dazu. Dank der damit erzielbaren 1553 Lumen können Bildbreiten bis 4,30 Meter befeuert werden. Eine Pixelstruktur ist mit bloßem Auge auf der Leinwand nicht mehr zu erkennen.
Die Ursache für die relativ niedrige Lichtleistung im „THX“-Modus ist schnell gefunden. THX schreibt eine Video-Range von 16 – 255 (Superweiß) vor. Üblich sind für Filme auf DVD/Blu-ray/TV aber die Pegel 16 – 235. Demzufolge liegt der Wertebereich von 235 – 255 im „THX“-Modus ungenutzt brach. Was zu der geringen Maximalhelligkeit führt. Weiter unten habe ich eine Korrekturmöglichkeit beschrieben, damit die brachliegende Lichtleistung im „THX“-Modus genutzt werden kann.
Dem Pegelbereich 16 – 235, den THX für THX-spezifizierte Displays vorschreibt, halte ich ohnehin für Unsinn, weil kein Film diesen Wertebereich nutzt – nicht einmal die THX-lizenzierten Filme auf DVD und Blu-ray!
Der native Kontrast wird durch die Kalibrierung ebenfalls gesteigert. Mit Zuhilfenahme der Auto-Iris kann der Kontrast dynamisch um den Faktor 5 verbessert werden. Das Schwarz erreicht damit gute 0,25 Lumen. Leider geschieht die Arbeitsweise der Auto-Iris nicht in Echtzeit. Dementsprechend regelt sie sichtbar bei Szenenwechseln „langsam“ nach und übertönt dabei geringfügig die flüsterleisen Lüfter. Ich empfehle, die Auto-Iris im Filmbetrieb auszuschalten.
Der Regenbogen-Effekt (RBE) ist in kontrastreichen Szenen gleichfalls zu sehen. Dieser bewegt sich hingegen auf dem niedrigen Niveau aktueller Ein-Chip-DLP-Projektoren. Empfindliche Gemüter sollten sich das vor dem Kauf einmal ansehen.
Im Grunde fehlt dem BenQ W11000 vieles von dem, was einen aktuellen Heimkino-Projektor in dieser Preisklasse ausmacht:
HDR, FI, elektrisches Objektiv, Lens-Memory, 3D. Und der Kontrast ist in der Werkseinstellung auch nicht so prickelnd.
Also, was hat dieser Projektor, was andere Journalisten so über die Bildqualität „jubeln“ lässt?
Nach dem Test weiß ich es. Dieser Projektor knallt ein dermaßen plastisches, detailreiches und scharfes Bild auf die Leinwand, da kommen nicht einmal die 4K-Projektoren von Sony mit. 4K-Kontent sieht mit dem BenQ W11000 nicht nur etwas besser aus – der VPL-VW520 wird regelrecht vom BenQ deklassiert! Besserer Kontrast, besseres Schwarz, helleres Bild des Sony hin oder her!
Um das mal zu veranschaulichen. Hier meine Original-Fotoaufnahme:
Fotopräsentation:
Fotografen werden diesen Projektor lieben. Ich habe vorher noch nie so viele Feindetails von meinen Bildwerken auf einer Leinwand erblickt. Der W11000 schält aus den Schatten der Fotoaufnahmen zahllose Inhalte heraus. Die Texte auf Denkmälern sind jetzt plötzlich zu lesen, und Strukturen an Gebäuden sind perfekt zu erkennen. Das habe ich vorab mit noch keinem anderen Projektor in dieser Preisklasse erlebt.
Full-HD-Filme:
Vielfach gibt es die Meinung, dass Filme am besten aussehen, wenn sie in nativer Auflösung projiziert werden. In diesem Fall müssen alle eines Besseren belehren lassen, die diese Ansicht bislang vertreten haben. Der BenQ W11000 knallt Filme von der Blu-ray so fein aufgelöst auf die Leinwand, das hat kein aktueller Heimkino-Projektor bis 20.000 Euro bislang toppen können. Lediglich ein minimales Bildruckeln schmälert dabei guten Bildeindruck. Selbst der gerade herausgekommene BenQ W8000, dem ich das schärfste Full-HD-Bild unter den aktuellen Full-HD-Heimkino-Projektoren bescheinigt habe, wird mit Filmen von Blu-ray, DVD oder Sky-HD übertrumpft. Um das mal zu zeigen, wie sie das in der Praxis verhält:
4K-Filme:
Als erstes starte ich die UHD-Fassung „Life of Pi“ von der 4K-Blu-ray. Obwohl der BenQ W11000 HDR nicht unterstützt, wird der Film mit 3840 x 2160 Pixel und dem Rec.709-Farbraum-Standard abgespielt. Was der Projektor jetzt auf die Leinwand brennt, ist zum Zungeschnalzen. Der Titelvorspann offenbart wunderbar geschwungene Schriftzüge, ganz ohne Pixelstruktur, frei von unschönen Treppenstufen und ohne irgendwelche Artefakte. Die feinen Pastellfarben in den Namen werden originalgetreu projiziert. Der Helligkeitsverlauf im Himmel ist frei von Banding-Effekten, sprich von Abstufungen im Farbverlauf. Die Aufnahmen im Schwimmbad offenbaren feinste Nuancen in den Weißtönen. Spiegelungen auf dem Wasser glänzen derartig plastisch, als wäre ich selbst vor Ort und würde das Geschehen mit bloßem Auge verfolgen.
Die gleiche Szene habe ich jetzt noch einmal mit meinem JVC DLA-X30 gestartet, von der Blu-ray und in Full-HD-Auflösung.
Meine Assistentin drehte sich zu mir um und sagte: „Mach mal scharf.“ Das projizierte Bild des BenQ W11000 wird derart scharf abgebildet, dass uns das bereits sehr gute Bild meines eigenen Projektors im Nachhinein unscharf erscheint. Wahnsinn!
„Spiel doch die Nachtaufnahme bitte mal ab“, schlug meine Assistentin kurze Zeit später vor. Dabei lehnte sie sich zurück und griff beherzt in die Tüte mit dem Popcorn. Jetzt durfte mein Projektor zeigen, was er kann. 20-mal so hoher On/Off-Kontrast und das erheblich dunklere Schwarz sollten garantieren, dass sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt. Ich schaute auf die Leinwand: Mitten in der Nacht treibt Pi auf seinem Floß. Das Meer wird von zahllosen Fischen punktuell aufgehellt, die wie Glühwürmchen leuchten. Ebenso leuchten die hellen Sterne am stockdunklen Himmel. Mein JVC DLA-X30 zeigt kleine Wasserspritzer, als Pi mit den Händen ins Wasser greift. Das sieht sehr realistisch aus. Der Himmel ist Pechschwarz. Die Sterne leuchten, dass es eine wahre Pracht ist. „Ja, das macht mein Baby wirklich gut“, dachte ich so bei mir. Als dann der Waal aus der Tiefe auftaucht, aus dem Wasser herausspringt und wieder ins kühle Nass eintaucht, ist sie vollauf wieder da: Meine Begeisterung ob die Stärke des JVC-Projektors. So kenne ich das Bild, und so liebe ich es.
Anschließend projiziere ich dieselbe Szene von der 4K-Blu-ray. Der BenQ W11000 stellt sowohl den schwarzen Nachthimmel als auch die dunklen Bereichen des Meeres deutlich heller dar. Mit dem Schwarz des JVC DLA-X30 kann der BenQ nicht mithalten. Dafür sind aber noch mehr Sterne am Himmel zu erblicken. Die Durchzeichnung dunkler Bildinhalte schafft der BenQ praktisch perfekt. Zu keiner Zeit liegt ein Grauschleier auf dem Bild. Das sich bewegende Meer verliert mit dem W11000 geradezu seine „Bewegungsunschärfe“, die in der geringeren Bildauflösung der Blu-ray begründet ist, und zeigt feinste Mikrowellen glasklar, inklusive nuancierter Spitzlichter auf den Wasserkronen. Als der Wal aus der Tiefe auftaucht, wird er von noch mehr Spritzwasser umgeben, das noch intensiver im Mondlicht glänzt
Ich bin total davon überrascht, dass die Kombination aus erheblich besserer Schärfe, höherer Auflösung des Films und der doppelt so hohe ANSI-Kontrast des W11000 den über 20-Mal höheren On/Off-Kontrast des JVC-Projektors in diesen Szenen egalisieren kann. Sobald helle Spitzlichter im Bild erscheinen, ist das bessere Schwarz meines Projektors nämlich nicht mehr Kriegsentscheidend. Hammer! Das erlebe ich gerade zum ersten Mal!
Ebenfalls finde ich es noch erwähnenswert, dass selbst aus einem Betrachtungsabstand von 1,5 zur Bildbreite der Unterschied von Full-HD-Kontent und 4K-Kontent zu sehen ist. Es sind weniger die Feindetails, wie allerkleinste Schriften, sondern der gesamte Bildeindruck inklusive Farbverläufen und Spitzlichtern gewinnt ungemein.
Aber schaut gerne mal selbst:
Optimale Einstellungen für Laien
Da der Bildmodus THX nicht die Maximalhelligkeit des Projektors ausschöpft, während Filme und Sportübertragungen projiziert werden, empfehle ich folgende Anpassungen. Am Ende wird die Lichtleistung um rund 20 % gesteigert.
Fertig!
Das war es schon. Mehr ist nicht notwendig. Jetzt gibt der BenQ W11000 bereits ein Bild aus, das mit natürlichen Farben nahe des Rec.709-Standards gefällt, die Helligkeit voll ausschöpft und alle Details im Bild darstellt.
Fazit
Für 5499,- Euro* offeriert BenQ einen THX-lizenzierten 4K-Projektor, der für die Wiedergabe von hochaufgelösten Fotos und Filmen wie geschaffen ist. Allerdings fehlt dem W11000 vieles von dem, was einen aktuellen Heimkino-Projektor in dieser Preisklasse ausmacht: HDR, FI, elektrisches Objektiv, Lens-Memory, 3D. Obendrein ist der Kontrast in der Werkseinstellung ebenso wenig prickelnd wie die wahrnehmbare Arbeitsweise der Auto-Iris. Trotz dieser Mankos projiziert der BenQ W11000 ein dermaßen plastisches, feinaufgelöstes und ultrascharfes Bild auf die Leinwand, da kommt momentan kein aktueller Heimkino-Projektor unter 35.000 Euro heran. Die gesamte 4K-Projektoren-Konkurrenz wird diesbezüglich regelrecht vom BenQ W11000 deklassiert!
Pro & Kontra
+ hell mit 1174 Lumen (D65) kalibriert
+ herausragende Schärfe
+ herausragende Detailauflösung von Filmen und Fotos in Full-HD- und 4K-Auflösung
+ sehr guter ANSI-kontrast (521:1)
+ sehr leise
+ normnahe Werkseinstellungen für Farben, Farbraum und Gamma
+ THX
– kein elektrischer Zoom, Fokus, Lens-Shift
– keine Lens-Memory-Funktion
– kein HDR** (im BenQ W11000H ab Werk vorhanden)
– Arbeitsweise der Auto-Iris wahrnehmbar
– kein 3D
– keine Zwischenbildberechnung
– leichtes Bildruckeln
– verbesserungswürdiger On/Off-Kontrast und Schwarzwert
Messwerte und technische Daten
Modell: BenQ W11000
Helligkeit: 2202 Lumen (Bildmodus „Bright“)
Helligkeit: 1174 Lumen (D65)
Kontrast (On/Off): 1015:1 (nativ) / 4898:1 (dynamisch)
Kontrast (ANSI): 521:1
Schwarzwert: 1,16 Lumen (D65) / 0,25 Lumen (dynamisch)
Technik: Ein Chip DLP
Auflösung: 2716 x 1528 Pixel (nativ) / 3840 x 2160 Pixel mit XPR-Technologie
Zoom: 1,5
Fokus, Zoom, Lens-Shift: ja, händisch
Gewicht: 14,8 kg
Maße (B x H x T): 471 x 225 x 565 mm
Lampe: UHP
Lampenleistung: 240 Watt
Besonderheiten: 4K-fähig, keine sichtbare Pixelstruktur, Lens-Shift (v/h), THX
Verfügbarkeit: Voraussichtlich ab Ende November 2016
Preis (UVP): 5499,- Euro *
(* Anmerkung des Autors: BenQ hat mir per E-Mail vom 03.11.2016 mitgeteilt, dass die UVP nicht 5999,- Euro beträgt, wie mir in dem Pressegespräch gesagt worden ist, sondern 7199,- Euro.
Seit April 2017 beträgt die UVP nur noch 5499,- Euro. Diese Angabe habe ich im Testbericht entsprechend editiert.
** Anmerkung des Autors: Das Modell BenQ W11000H soll HDR unterstützen.
Ein Update/Upgrade auf die H-Version gibt es aktuell laut BenQ nicht.
Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders