TEST: JBL 3678 – Klanggewaltige Kinolautsprecher mit THX-Lizenz

Die JBL 3678 sind klangstarke Kinolautsprecher mit THX-Lizenz, die eine natürliche Soundperformance für Musik und Dialoge versprechen. Wie gut sich die XXL-Lautsprecher im dedizierten Heimkino schlagen, zeigt dieser Test.

Foto: Michael B. Rehders – JBL 3678

Viele Heimkinobesitzer streben nicht nur das beste Bild an, sondern sie wünschen sich obendrein den besten Ton. Auf diese Weise soll ein beeindruckendes Filmerlebnis erzielt werden, das dem in guten Kinos nicht nachsteht. Was liegt da näher, als zu original Kinolautsprechern zu greifen? In der Regel sind Lautsprechertürme in den großen Sälen riesig. Viel zu groß für das kleine heimische Lichtspielhaus. Bis zu drei Metern messen sie mit Hörnern und meterhohen Tieftongehäusen. Doch es geht auch kleiner und ebenso beeindruckend: Kinosäle mit kleineren Maßen, Screening-Rooms und Mischkinos wollen ebenso adäquat beschallt werden. Der US-Lautsprecherhersteller JBL hat genau für diese Anforderungen passende Serien im Angebot. Die JBL 3678 gehören dazu – und eignen sich obendrein vortrefflich für dedizierte Heimkinos.

Styling und Design

Die JBL 3678 haben optisch eines mit ihren großen Geschwistern gemeinsam, sie sind funktional konzipiert worden. Kein formschönes Gehäuse mit Klavierlackoptik lenkt von der Performance ab. Sie sollen möglichst unsichtbar hinter der Leinwand verbaut werden. Dafür müssen sie nicht gut aussehen. Es kommt mehr auf die inneren Werte an. On Top sind die Maße gewaltig. Satte 120 Zentimeter sind die 3678 Speaker hoch und 65 Zentimeter breit. Die angenehme Tiefe von „nur“ 29 Zentimetern qualifizieren sie fürs Heimkino, in dem in aller Regel der Platz begrenzt ist. Hinter einer schalldurchlässigen Leinwand sind sie zu Hause bestens aufgehoben.
Das eckige Tief/Mittelton-Gehäuse wirkt überaus puristisch. Obenauf thront das Ein-Zoll-Horn, das sich präzise auf den Hörplatz ausrichten lässt. Es lässt es sich drehen, kippen und neigen.
Damit für Wartungsarbeiten die Betreiber gut an die Kabelanschlüsse gelangen, sind diese seitlich ins Gehäuse eingelassen. Damit müssen die immerhin 41 kg wiegenden Kolosse nicht erst schweißtreibend von der Wand abgezogen oder gar demontiert werden, um an die üblicherweise auf der Rückseite angebrachten Kabelklemmen zu gelangen. Bei den JBL 3678 erfolgt der Zugriff ganz bequem von der Seite.
Aufgrund ihrer Konstruktionsweise können die XXL-Speaker in eine THX-Baffle-Wall eingelassen werden. Das Gehäuse ist nämlich nach vorne geöffnet.
Das schwarze Finish ist State of the Art für professionelle Lautsprecher. Auffallend an den JBL 3678 ist das anthrazitfarbige Tief/Mittelton-Chassis. Ob darauf Objekte sichtbar werden, welche durch eine schalldurchlässige Leinwand strahlen, wird sich im Praxistest zeigen (siehe unten).

Foto: Michael B. Rehders – Die Kabelanschlüsse sind seitlich ins Gehäuse eingelassen. Die implementierte passive Frequenzweiche kann auf Wunsch umgangen werden, um den Lautsprecher aktiv via Bi-Amplified anzusteuern. Entsprechende Kabelklemmen sind vorhanden.

Ausstattung und Technik

Zwei Komponenten fallen bei den JBL 3678 sofort ins Auge: Der 15 Zoll Tief/Mitteltöner (TMT) und das Ein-Zoll-Horn.
Der 600-Watt-Treiber in der Tief/Mittelton-Sektion verfügt über die von JBL patentierte „Symmetrical Field Geometry“ (SFG) und die „Vented Gap Cooling™“-Technologie für eine hohe Belastbarkeit bei minimaler Leistungskomprimierung.
Der Hochfrequenz-Sektion besteht aus reinem Titan JBL 2426 Kompressionstreiber und 2342 Bi-Radialhorn. Die Titanmembran des 2426 gewährleistet den natürlichen Klang und die Zuverlässigkeit, die in den heutigen Kinos erforderlich sind. Dauerhaft höchste Pegel ohne Verzerrung sind damit möglich. Das Horn 2342 verspricht eine gleichmäßige Abdeckung im gesamten Auditorium.

Ursprünglich kam ein Aluminium Diaphragma im Horn-System zum Einsatz, das in den großen Kinosälen den hohen Leistungsanforderungen vielfach nicht gerecht wurde. Die Folge waren Defekte durch Überlastung. Dem begegnete JBL, in dem die Aluminium-Membran gegen die beschriebene Titan-Membran getauscht wurde. Seither habe ich diesbezüglich von keinen Ausfällen mehr gehört.

Das damals neu gestaltete passive Crossover-Netzwerk ist so optimiert, dass ein nahtloser Übergang zwischen den Treiberkomponenten für einen klaren, präzisen Dialog und eine Musikwiedergabe mit hoher Wiedergabetreue möglich ist.
Der aktive Bi-Amplified-Betrieb wird durch die Neukonfiguration der Überbrückungsanschlüsse an der Netzwerk/Anschlussplatte erreicht.

Im Bi-Amplified-Modus ist der 3678 THX-zertifiziert für THX-zertifizierte Kinosäle mit einer Größe bis zu 1274 m³ und einem Abstand zwischen Leinwand und letzter Reihe von maximal 12,2 m.

Foto: Michael B. Rehders – Die soliden Anschlussklemmen mit integrierter Feder sind vertrauenserweckend.

Anschluss und Inbetriebnahme

JBL macht es den Nutzern wirklich leicht. Die Lautsprecher werden gut verpackt geliefert und bestehen aus drei Komponenten: Gehäuse inklusive TMT, Horn und Montagematerial.
Mit wenigen Handgriffen ist die Halterung auf dem Gehäuse fest verschraubt. Eine passende Schraubvorrichtung ist bereits vorhanden. Darauf wird das Horn befestigt und zum Referenzplatz ausgerichtet.
Das im Lieferumfang enthaltene rot/schwarze Lautsprecherkabel wird mit Horn und der im Gehäuse eingelassenen Anschlussplatte verbunden. Da ich keinen Bi-Amplified-Modus nutze, schließe ich meine externen Endstufen an die dafür vorgesehenen oberen Terminals an.

Foto: Michael B. Rehders – Solide Schraubklemmen an der Anschlussplatte und Horn sorgen für zuverlässigen Halt der Anschlusskabel.

Messungen

Die Angaben von JBL sind überaus ehrlich. Der Frequenzbereich wird von 30 Hz bis 20 kHz angegeben. Die – 3 dB-Punkte liegen bei 45 Hz und 12 kHz. Die Hochtonabsenkung oberhalb von 12.000 Hz ist THX-Standard, der in allen entsprechend zertifizierten Lautsprechern (Pro/Heimbereich) üblich ist. Die Crossover-Frequenz vom HTM zum Horn liegt bei 1000 Hz. Das Horn strahlt 100 Grad horizontal und 100 Grad vertikal ab. Damit eignet sich der Lautsprecher sehr gut für kleine Heimkinos, da der Sound relativ breit abstrahlt. Dies halte ich für einen großen Vorteil gegenüber anderen Hörnern, die stark gerichtet sind und einen relativ großen Hörabstand verlangen.
Der Frequenzbereich von 500 Hz bis 2000 Hz ist laut meinen Messungen um 2 Dezibel abgesenkt. Dies sollte unbedingt ausgeglichen werden, wovon vor allem Stimmen klar profitieren.
Der Wirkungsgrad fällt mit 98 dB 1 Watt / 1 Meter sehr hoch aus. Ein weiterer Vorteil von originalen Kinolautsprechern gegenüber Heimkino/Hifi-Lautsprechern, die in aller Regel nach deutlich mehr Leistung verlangen.

Foto: Michael B. Rehders – Die Leistungsdaten der JBL 3678 versprechen ein ganz großes Klangerlebnis.

Druckvoll und pegelstark

Die Hochtöner sind Industriestandard von den 1980er bis Anfang 2000er Jahre in den 4430 und 4435 Midfield-Studio-Monitoren mit 2425 1″ Treiber. Zahllose Musikhits wurden damals darauf gemischt. Der 15 Zoll Tief/Mitteltontreiber gilt gemeinhin als überaus musikalisch – und das ist auch zu hören!
Nach der ersten „rudimentären“ Einmessung zeigen die JBL 3678 sofort, was in ihnen steckt.

Stereo
Die ersten Takte von Peter Maffay „Unplugged“ (Blu-ray) sorgen für einen ersten „Wow“-Effekt! Die Bässe drücken unfassbar mächtig. Die Bassdrum hämmert spürbar auf meiner Brust. Andere beschreiben das als „Kicken“. Die Snare tönt ebenfalls realistisch. Ich wähne mich förmlich im Konzert. Als „Die schöne neue Welt“ im Medley ertönt, ist das pures Live-Feeling. Maffays Stimme klingt herrlich sonor, kräftig und klar. Er scheint direkt vor mir auf der Bühne zu stehen. Das macht schon mal richtig viel Spaß.
Die Stimme von Katie Melua in „Pictures“ (CD) tönt total sauber, fein aufgelöst und prächtig abgestuft. Alles klingt extrem präzise und analytisch. Allerdings vermisse ich etwas Klarheit in ihren Liedern. Ja, die Drums sind authentisch und druckvoll, aber ihre Stimme tönt einen Hauch „dumpfer“ und eine Spur „kratziger“ als ich es von anderen Lautsprechern gewohnt bin.
Als nächstes spiele ich The Corrs „Unpluged MTV“ (DVD). In „Forgiven Not Forgotten“ (Track 9) ertönt gleich zu Anfang die Geige glaubhaft, die Flöte ist als solche überaus realistisch. Der Gesang betört, aber auch hier empfinde ich Stimmen leicht gepresst und nasal.


Kinoton
Als von „Inception“ das Bildmenü läuft, ist die schiere Kraft zu spüren, die in diesem System steckt.
In der Paris-Szene explodieren Häuser, Gemüse, Holzkisten auf eine derart brachiale und spektakuläre Weise, dass die herumfliegenden Trümmer praktisch körperlich fühlbar werden. Die JBL 3678 schieben extrem schnell heftigste Pegel völlig unangestrengt in den Raum.
In „Oblivion“ berichtet Jack Harper am Anfang über den TED, den großen Krieg und warum die Menschen die Erde verlassen haben. Dann startet er zum Kontrollflug. Die Triebwerke zünden mit einem fantastischen Pegelsprung. Als er ums Stadion fliegt und zur Landung ansetzt, umkreist er zunächst das Auditorium. Satt und bassgewaltig donnert es aus allen Lautsprechern. Im unterirdischen System lässt er sich am Stahlseil hochziehen, dann reißt dieses. Das „PLENG“ klingt so dermaßen krass, das habe ich so bei noch keinem anderen Lautsprecher vernommen. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass dieses Metallkabel vor mir reißt. Das ist total authentisch, realistisch, beängstigend. Das macht Spaß. Als danach die Drohne erscheint und Harpers Angreifer eliminiert, laufen die JBL zur Hochform auf. Völlig lässig bei höchsten Pegeln hauen sie die Ton-Effekte heraus. Was für ein Erlebnis.
Das ist der klassische JBL Kinosound, der mir damals in den Kinos so mächtig viel Spaß gemacht hat. Hier im Nahbereich wirkt alles sogar noch eine Spur intensiver, druckvoller und näher. Die Klangbühne ist komplett geschlossen.

Keine Abbildungen auf den Chassis
Wie eingangs berichtet (siehe oben), besitzt die JBL 3678 ein anthrazitfarbiges TMT. In der Praxis zeigt sich dieses völlig unkritisch. Projizierte Bilder durchscheinen in Teilbereichen schalldurchlässige Leinwände. Daher sollte hinter der Bildwand alles schwarz ausgestattet sein. Reflexionen vom mattschwarz gestrichenen Gehäuse und dem Horn sind nicht auffällig. Ebenso beeinträchtigt das TMT die Bilddarstellung nicht im Geringsten. Sehr gut!

Foto: Michael B. Rehders – Die JBL 3678 lösen meine KCS S-1200 als Frontsystem ab, weil sie in den mir relevanten Bereichen alles deutlich hörbar besser machen.

Fazit

Die JBL 3678 sind wie fürs Heimkino gemacht. Aufgrund ihrer Maße passen sie hervorragend hinter die schalldurchlässige Leinwand. Die wertigeren Komponenten (1-Zoll-Horn, 15-Zoll-Tief/Mittelton-Chassis) sorgen für ein spektakuläres und authentisches Klangerlebnis. Filmton und im Großen und Ganzen Musikdarbietungen profitieren davon, weil sie feinste Details im Sound offenbaren. Allenfalls Frauenstimmen werden durch den typischen „Hornklang“ etwas in ihrer Performance beeinträchtigt. Wer hingegen auf den alten JBL-Kinosound steht, und ein überaus spektakuläres Klangerlebnis anstrebt, der wird mit den JBL 3678 rundherum zufrieden sein. Aus diesem Grund bleiben die JBL 3678 hier!

Technische Daten

Modell: JBL 3678
Frequancy Range (- 10 dB): 30 – 20.000 Hz
Frequancy Range (- 3 dB): 45 – 12.000 Hz
Nominale Impedanz: 8 Ohm
Power capacity1 (passive): 300 W
Power capacity (bi-amp): HF: 50 W, LF: 600 W
Sensitivity 1W/1m: 98 dB SPL
Crossover Frequency Active: 1000 Hz
Horizontal Beamwidth: 100 °
Vertical Beamwidth: 100 °
Dimensions (H x B x T): 119 x 65 x 29 cm
Net Weight: 41 kg
Preis: 1699,- Euro (neu) – ab 500,- Euro (gebraucht)

Um den Klang noch weiter zu verbessern:

Hier habe ich beschrieben, wie der Titan-Hochtontreiber gegen den ursprünglichen Aluminium-Treiber ersetzt wird – und was das klanglich bringt.

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders


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