TEST: MARANTZ SR7011 – AV-RECEIVER MIT DOLBY ATMOS FÜR HÖCHSTEN KLANGGENUSS

Eindrucksvollen 3D-Surround-Sound verspricht Marantz mit seinem Flaggschiff. Der AV-Receiver SR7011 beherrscht Dolby Atmos, so dass der Sound auch von der Zimmerdecke tönt. Doch taugt der Marantz SR7011 auch als Vorstufe? Und wie schlägt er sich gegen die Konkurrenz aus dem Hause Onkyo? In diesem Test erhalten Sie die Antworten.

Marantz SR7011 - Foto Michael B. Rehders

Foto: Michael B. Rehders Marantz SR7011 in Silber/Gold.


Historie und Design

Bereits 1953 entwickelte der Amerikaner Saul Bernard Marantz Verstärker, die er in Handarbeit im New Yorker Stadtteil Queens herstellte. Um 1960 waren die Produkte von Marantz einem kleinen, exklusiven Kundenkreis in den USA zugänglich, bevor das Unternehmen später von Philips komplett gekauft wurde. 1997 starb Saul Bernard Marantz im Alter von 87 Jahren. Inzwischen gehört das Unternehmen zu Kawasaki in Japan.
Das neueste Modell von Marantz ist der AV-Receiver SR7011. Das Flaggschiff ist in den Farben Schwarz und Silber/Gold erhältlich. Während in dedizierten Heimkinoräumen das schwarze Modell dafür sorgt, dass kein zusätzliches Streulicht im Raum entsteht, harmoniert das silbern/goldene Modell eher mit dem hell eingerichteten Wohnzimmer.
Das in Blau beleuchtete Bullauge ist ein Designelement, das sich auf Wunsch auch ausschalten lässt, um das Restlicht im Heimkino weiter zu reduzieren. Die Schrift auf dem Display ist relativ klein, so dass sich die Anzeige bereits aus wenigen Metern Entfernung kaum noch ablesen lässt. Darüber hinaus ist eine Navigation durch die Menüs nur möglich, wenn ein TV-Gerät oder Projektor angeschlossen sind. Eine Anzeige der Menü-Einstellungen auf dem kleinen Marantz-Display, das sich auf der Vorderseite des Gehäuses befindet, um beispielsweise die seitlichen Surroundlautsprecher lauter zu stellen, bietet der SR7011 auch. Um das „zweite Display“ zu sehen, muss die Frontklappe geöffnet werden. Schick finde ich das nicht. Besser sind die Einstellungen über das OSD (On Screen Display) möglich – sprich auf dem angeschlossenen und eingeschalteten TV-Gerät. Ein „verstecktes“ Anpassen einiger Grundeinstellungen bei geschlossener Frontklappe ist leider nicht möglich, während die Gäste gespannt einen Film schauen. Allenfalls die Lautstärke und der genutzte Bild/Toneingang (z. B. Blu-ray) können auf dem „Bullauge“ abgelesen werden.
Sämtliche Anschlussbuchsen sind logisch angeordnet. Die Stecker der Verbindungskabel werden sicher aufgenommen, sitzen fest und wackeln nicht. Damit ist eine störungsfreie Signalübertragung gewährleistet.

Marantz SR7011 - Fernbedienung beleuchtet - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Die Tastatur und Anzeige der Fernbedienung sind beleuchtet.

Ausstattung und Technik
Satte und vertrauenserweckende 14,5 kg wiegt der AV-Receiver. Den Stromverbrauch beziffert Marantz mit 710 Watt. Wenn alle neun Kanäle unter Volllast angefahren werden, stehen pro Lautsprecher noch ausreichend Leistung zur Verfügung, um selbst große Wohnzimmer adäquat zu beschallen.
Hinter den Begriffen „Dolby Atmos“, „DTS:X“ und „Auro 3D“ verbergen sich neue Tonformate, die bis zu 11 Lautsprecher zu Hause erforderlich machen. Während „Dolby Atmos“ und „DTS:X“ dieselbe Lautsprecherkonfigurationen nutzen – und somit kompatibel zueinander sind – bedarf Auro 3D einer ganz anderen Lautsprecheraufstellung. Das „Auro 3D“-Update ist optional für 149,- Euro verfügbar. Da „Auro 3D“ aber faktisch bereits „tot“ ist, weil dieses Format von der Filmindustrie nicht (mehr) unterstützt wird, kann auf diese Ausgabe guten Gewissens verzichtet werden. Es gibt zwar noch ein paar Musik-Blu-rays, die „Auro 3D“ unterstützen, wer aber zum Großteil Filme zu Hause schaut, ist meiner Meinung nach heutzutage besser beraten, auf „Dolby Atmos“ und „DTS:X“ zu setzen.
Der SR7011 erlaubt die getrennte Nutzung von zwei Subwoofer. Damit soll nicht die Lautstärke des Basses erhöht, sondern nervendes Dröhnen (durch stehende Wellen) verringert werden. Um die optimale Bass-Performance zu erzielen, sollten die Subwoofer im Raum gegenüberliegend aufgestellt werden.
Über das Heimnetzwerk kann eine Internetverbindung aufgebaut werden. Kabellos können tausende von Musiksendern empfangen werden. Mit der HEOS-Technologie kann zudem das kabellose Multiroom-Musiknetzwerk eingebunden werden, so dass im gesamten Haus Musik gehört werden kann. Verfügbar sind unter anderem die legalen Streamingdienste Spotify, Napster sowie SoundCloud und Tidal. Obendrein lässt sich per Bluetooth und AirPlay Musik direkt vom Smartphone streamen.
Eine Videosignalübertragung (z. B. von YouTube) wird nicht unterstützt.
Die aktuellen HDMI-2.0a-Anschlüsse und der Signalschutz HDCP 2.2 ermöglichen es, dass Filme von der brandneuen 4K-Blu-ray über den Marantz SR7011 laufen. Eine umständliche zweite Verkabelung vom Player zum TV-Gerät/Projektor entfällt damit. Es können alle Zuspieler an den AV-Receiver angeschlossen werden.

Marantz SR7011 - Rückseite - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Bis zum Rand ist die Rückseite des Marantz SR7011 mit Anschlüssen bestückt.

Einfache Installation
Der Marantz SR7011 besitzt ein ausgesprochen durchdachtes Installationsmenü. Sobald der AV-Receiver das erste Mal eingeschaltet wird, öffnet sich auf dem angeschlossenen TV-Gerät/Projektor ein Fenster. Schritt für Schritt wird dem Nutzer darin mitgeteilt, was er als nächstes für Einstellungen vornehmen soll. Super! Nach nicht einmal 30 Minuten ist alles fertig. Alle angeschlossenen Lautsprecher sind automatisch und richtig eingemessen. Änderungen am Setup sind nicht mehr notwendig. Trotzdem haben Profis und engagierte Laien die Möglichkeit, nachträglich noch Hand an die Einstellungen zu legen, um die automatisch ermittelten Parameter wunschgemäß zu ändern. Überdies kann die „Audyssey“-Einmessung kopiert werden, um punktuell daran Änderungen vorzunehmen.

Marantz SR7711 - Klipsch R-15M - Speaker Mount
Foto: Michael B. Rehders
Wer das vorhandene 5.1- oder 7.1-Soundsystem erweitern möchte, um Dolby Atmos in optimale Klangqualität zu erleben, der benötigt dafür vier Lautsprecher für die Zimmerdecke, vier Deckenhalterungen und (im hiesigen Fall) 50 Meter Lautsprecherkabel, damit alles am Marantz SR7011 angeschlossen werden kann.

Lumière - DolbyAtmos Installation - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Die vier Top-Speaker sind an der Decke befestigt und auf einen Sweet-Spot ausgerichtet.

Der Marantz SR7011 besitzt Anschlüsse für 11 Lautsprecher. Davon können „lediglich“ neun Lautsprecher gleichzeitig genutzt werden, weil der AV-Receiver nämlich keine 11 Endstufen besitzt, sondern „nur“ neun.
Wer jetzt sein bestehendes Soundsystem aufrüsten will, um die vier Top-Speaker (Deckenlautsprecher) zu nutzen, muss sich zwingend eine externe Stereo-Endstufe kaufen, um alle 11 Lautsprecher auch betreiben zu können.
Wer diese Ausgabe nicht tätigen will, kann nur 9 statt der 11 Lautsprecher nutzen.
In diesem Fall sieht der Marantz es vor, dass der Heimkinobesitzer wahlweise auf die Surround-Back-Lautsprecher einer 7.1-Konfiguration verzichtet oder auf das zweite Paar Deckenlautsprecher.

Marantz SR7011 - Lautsprecher Einstellungen Top Front - Top Rear
Da ich vier Deckenlautsprecher (Top Front + Top Rear) nutzen möchte, um Dolby Atmos vollständig installiert zu testen, wähle ich diese Konfiguration im Installationsmenü aus.


Marantz SR7011 - Menü Lautsprecher Einstellungen
Jetzt lässt mir der Marantz die Wahl, welche Lautsprecher ich über eine externe Endstufe betreiben möchte, weil der AV-Receiver zwar 11-Kanäle gleichzeitig unterstützt, aber nur über neun Endstufen verfügt. Also entscheide ich mich dafür, die Frontlautsprecher über eine externe Stereoendstufe zu betreiben.

Marantz SR7011 - Front Pre-Outs - Foto Michael B. Rehders
Dafür muss das Adapterkabel von Cinch (männlich) auf XLR (männlich) an die Front-L/R-Pre-Outs angeschlossen werden. Die XLR-Stecker kommen in die entsprechenden Stereo-Endstufeneingänge; in diesem Fall steht eine Crown XLS402 zur Verfügung.

Auf diese Weise wird aus dem alten 7.1-System (7 Lautsprecher + 1 Subwoofer) jetzt ein 7.1.4-System (7 Lautsprecher + 1 Subwoofer + 4 Deckenlautsprecher).

Klangtest: Stereo und Dolby Atmos
Nachdem die Lautsprecher allesamt an ihren angedachten Positionen hängen, ausgerichtet sind und die Einmessung des 7.1.4-Systems abgeschlossen ist, starte ich mit dem ersten Hörtest.
Zunächst lege ich ein paar Musik-CDs ein.
Sowohl Musik als auch Dialoge klingen wunderbar fein aufgelöst. Vor allem Stimmen klingen herrlich voluminös und mit feinem Timbre („The Verry Best Of Nina Simone“). Bis weit über Zimmerlautstärke gefallen mir der Druck und das Impulsverhalten vom Schlagzeug sehr gut. Lautstärkensprünge kommen unmittelbar und ausgesprochen schnell. Davon profitiert der Anschlag am Piano ebenso wie angerissene Gitarrenseiten (Soundtrack „Love Song für Bobby Long“). Bei extrem hohen Pegeln unter „Volllast“ (All-Channel-Stereo), die jenseits dessen liegen was zu Hause üblicherweise möglich ist, scheinen die internen Endstufen des AV-Receivers „einzubrechen“. Neben hörbaren Störungen machten sich auch „Komprimierungen“ bemerkbar –  wie bei einem Auto, das einfach nicht mehr weiter beschleunigen will, obwohl das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten ist.
Als nächstes startet die englische Fassung von „Star Trek – BEYOND“ in Dolby Atmos. Sofort umhüllt der Ton das gesamte Auditorium. Es sind nicht nur Ton-Events um mich herum zu hören. Ich befinde mich quasi mittendrin. Wie unter einer Klangkuppel. Als die Enterprise im Sternennebel angegriffen wird, schlagen Geschosse direkt über meinem Kopf ein – oder war das beim Mieter oberhalb meines Heimkinos, dem es gerade den Fußboden zerlegt hat? Spektakulär. Ehrlich. Aber auch subtilere Effekte wie Regen auf der „Dolby Atmos“-Demo-Disc der VIDEO verblüffen. Wird der Zuschauer bei einer 5.1-Lautsprecherkonfiguration vom Regen umgeben, wähne ich mich mit der Dolby-Atmos-Konfiguration förmlich mittendrin. Die  Regentropfen plätschern auf die Blätter von Bäumen oberhalb der Frontlautsprecher. In „Codname U.N.C.L.E“ prügeln sich Agenten in der Wohnung oberhalb des Hauptdarstellers. Ich muss zugeben, das kam so unvermittelt, dass ich glaubte, dass mein Nachbar über mir sich einen heftigen Schlagabtausch mit seinen Besuchern liefert. Wahnsinn!

Klangtest Upmixer: 5.1-Tonspuren mit Dolby Atmos und DTS Neural:X
Da aktuell der Großteil aller Filme herkömmliche 5.1-Tonspuren enthalten, interessiert mich, wie das Sound-Processing auf 7.1.4 funktioniert.
Dafür muss „Star Wars – Episode 4“ (Kapitel 3) herhalten. Als ein Sternenzerstörer das kleine Rebellenschiff einholt, auf dem die Alliance die Pläne des Todessterns schmuggeln, werden die Luken oberhalb der Rebellen aufgebrochen. Die Protagonisten kauern auf dem Fußboden und schauen ängstlich Richtung Raumdecke.
Im Original 5.1-Mix tönt das metallische Klopfen aus dem Center-Lautsprecher. Genau dort positioniert es auch der „Dolby Surround“-Prozessor. „DTS Neural:X“ platziert diesen Effekt direkt zwischen den vier Deckenlautsprechern.
Insgesamt scheint „DTS Neural:X“ mehr Effekte auf die Top-Speaker zu geben.
Der Upmix hört sich wirklich spektakulär an, erreicht aber nicht die Qualität einer direktionalen „Dolby Atmos“- oder „DTS:X“-Mischung. Trotzdem empfinde ich es als klangliche Aufwertung. Das Ergebnis ist absolut brauchbar.

Marantz SR7011 als preiswerte Vorstufe
Viele Nutzer schrecken zunächst einmal vor den hohen Anschaffungskosten zurück, die eine Erweiterung auf Dolby Atmos verursacht. Neben vier neuen Lautsprechern, dem Zubehör (Deckenhalter, Lautsprecherkabel, Kabelkanäle) und einer neuen Vorstufe bedarf es meistens auch noch zwei neuer Stereoendstufen. Da kommen schnell mehrere tausend Euro zusammen – nur für Ton von der Zimmerdecke!
Doch es geht auch preiswerter!
Wer bereits eine 7.1-Vor/Endstufenkombination besitzt, der kann viel Geld sparen:
Wenn anstatt eines Marantz-AV7703-Vorverstärkers die AV-Receiver Marantz SR7011 erworben wird, spart der Käufer zunächst einmal rund 300,- Euro ein, die der SR7011 günstiger ist. Obendrein müssen keine zusätzlichen Stereoendstufen gekauft werden, wenn bereits ein 7.1-Soundsystem genutzt wird.
Mit den vorhandenen 7 Endstufen werden wie gewohnt die Front (links und rechts), Center, Surround (links und rechts) sowie die zwei Surround-Back-Lautsprecher befeuert. Die vier Deckenlautsprecher übernimmt der Marantz SR7011.

Marantz SR7011 - Dolby Atmos Deckenanschlüsse - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Marantz SR7011 – Es werden ausschließlich diese vier Endstufen des AV-Receivers genutzt, um die Top-Front/Rear-Speaker für Dolby Atmos zu betreiben. Alle anderen Tonsignale werden über die Pre-Outs an externe Stereoendstufen ausgegeben.

Vorstufen-Klangtest: Das Zusammenspiel mit externen Endstufen
Der Marantz SR7011 wird überwiegend als Vorstufe verwendet, in dem die Front R/L-, Center-, Surround-R/L- und Surround-Back-R/L-Kanäle über die Pre-Outs jeweils an eigene Endstufenkanäle angeschlossen werden. Gleich vier leistungsstarke Crown XLS402 übernehmen den Antrieb der Lautsprecher. Die Deckenlautsprecher-Front/Rear werden von den internen Endstufen der SR7011 betrieben. Für den alleinigen Antrieb der Tops hat der Marantz Leistung genug.
Bei Zimmerlautstärke ist mir kein Unterschied zu den internen Endstufen der Marantz SR7011 aufgefallen. Die Stimmen klingen herrlich natürlich. Männliche Stimmen klingen kräftig/sonor, die Frauenstimmen sind klar und deutlich zu verstehen. Die Höhen- und Mittenwiedergabe ist ebenfalls hervorragend und bieten keinen Grund zum Kritteln.
Also wird der Pegel auf Kinolautstärke angehoben. Nach der „Audyssey“-Einmessung steht die Pegelanzeige auf -7. Das ist bereits richtig laut. Während dem Marantz mit den internen Endstufen die Puste bereits deutlich früher ausgegangen ist, schiebt die Marantz/Crown-Kombi gnadenlos weiter. Wie ein Auto, das mit durchgedrücktem Gaspedal einfach weiter beschleunigt. Der Tiefton wird mit unglaublich viel Druck und fein differenziert in den Raum gedrückt. Die Höhen tönen glasklar, sauber und vollkommen unverzerrt. Die Klipsch-Hörner tun selbst bei diesen Pegeln nicht weh auf den Ohren, sondern machen einfach nur riesengroßen Spaß. Die Mitten sind ebenfalls neutral und unverfärbt abgebildet. Großartig!
Die Demo „The Encounters“ erzeugt spektakuläre direktionale Effekte. Direkt über dem Kopf öffnet sich eine Luke. Irgendetwas kommt heraus und fliegt zur linken Wand, verharrt dort einen Moment lang und fliegt direkt über den Kopf hinweg zur rechten Wand. Gleichzeitig wird das Auditorium von einem Ton-Event umrundet.
In „Horizon“ tönt der Donner direkt unter der Zimmerdecke, so dass sich der Zuschauer inmitten eines Gewitters wähnt. In einer anderen Demo fliegt ein Raumschiff langsam von hinten über die Zuschauer hinweg zur Leinwand. Da ist kein akustischer Bruch vorhanden. Die Übergänge sind fließend. Einzelne Lautsprecher sind nicht herauszuhören.
Das Atmos-Upgrade empfinde ich als überwältigende Erweiterung des bestehenden Systems, weil der Klang auch über dem Zuschauer geschlossen ist.

Onkyo PR-SC 886 - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Der betagte Vorverstärker Onkyo PR-SC886 stellt sich dem Marantz SR7011 zum Vergleich.

Klangtest: Marantz SR7011 vs. Onkyo PR-SC886
Dieser Vergleich soll einfach mal aufzeigen, ob es Unterschiede zwischen dem AV-Receiver Marantz SR7011 gibt, der überwiegend als Vorstufe genutzt wird, und der amtlichen Vorstufe Onkyo PR-SC886 mit THX-Lizenz.
Während der Marantz SR7011 mit Adapterkabeln von Cinch auf XLR an die externen Endstufen angeschlossen ist, wird die Onkyo PR-SC886 danach mittels reinen XLR-Kabeln mit den Endstufen verbunden.
Beide „Vorstufen“ sind mit Audyssey eingemessen. Mir gefällt dieser Audyssey-Klang zunehmend weniger. Der Ton hat zu viel Hall und klingt komprimiert. Auch „Phasenschweinereien“ verfärben den Eigenklang der Lautsprecher. Zugegeben der Klang der Marantz SR7011 ist mit Audyssey etwas besser, sprich natürlicher als mit der Audyssey-Einmessung des Onkyos, aber ich hatte mir mehr davon versprochen.
Also habe ich Audyssey bei beiden Modellen ausgeschaltet und lediglich den Hochtonbereich um jeweils drei Dezibel angehoben, weil die Wandbespannung im Kino den Hochtonbereich um genau diese drei Dezibel dämpft. Auf diese Weise spielt der Marantz nun seine eigene Audyssey-Einmessung regelrecht an die Wand. Vor allem männliche Stimmen und basshaltige Musik klingen jetzt deutlich natürlicher.
Die gleichen Werte habe ich in die Onkyo eingegeben. Dank manuellem Equalizer ist das kein Problem.
Während die Onkyo PR-SC886 untenrum etwas dünner spielt als der Marantz, drückt sie doch ordentlich Bass in den Raum. Der Marantz SR7011 hat einen minimal kräftigeren Bass, der aber nicht aufgedickt wirkt. Im Gegenteil, der Bass klingt sogar noch differenzierter, abgestufter und vor allem noch spürbar druckvoller.
Die Onkyo PR-SC886 schafft brachiale Pegelsprünge. Explosionen, Schüsse und der Raketenstart in „Interstellar“ klingen grandios druckvoll. Aber auch hier macht der Marantz SR7011 alles noch ein kleines bisschen besser. Die brachialen Pegelsprünge tönen noch schneller und unmittelbarer. Schüsse klingen deutlich impulsiver. Der Raketenstart in „Interstellar“ weist feine Ton-Nuancen auf, die vom Onkyo verschluckt werden. Und Explosionen besitzen nicht nur mehr Druck, sondern klingen auch schneller wieder ab. Die Höhen gibt der Marantz sauberer wieder. Salopp formuliert „schrammelt“ die Onkyo-Vorstufe im Vergleich ein wenig. Das Sounding des Marantz SR7011 gefällt mir einfach besser, weil es meinem Hörgeschmack voll trifft.

Nach diesem Test fällt mein Urteil konsequent aus: Der Marantz SR7011 und die Dolby-Atmos-Lautsprecherkonfiguration bleiben hier!

Marantz SR7011 mit Fernbedienung und Mikrofon - Foto Michael B. Rehders
Foto: Michael B. Rehders
Marantz SR7011 mit Fernbedienung und Audyssey-Mikrofon.

Fazit
Marantz bringt mit dem SR7011 einen ausgereiften AV-Receiver heraus, der neben der umfangreichen Ausstattung mit einer einfachen Installation überzeugt. Allenfalls eine umfassendere und lesbarere Anzeige des Displays ist wünschenswert. Die Nutzung als Vorstufe hat auf ganzer Linie überzeugt. Besitzer einer 7.1-Vor/Endstufenkombination können guten Gewissens zugreifen und auf den Erwerb von zwei weiteren Stereoendstufen verzichten. Die internen Endstufen der Marantz besitzen Leistung genug, um die vier Deckenlautsprecher für „Dolby Atmos“- und „DTS:X“-Soundtracks selbst mit höchsten Pegeln verzerrungsfrei zu befeuern. Deutlich teurere Vorverstärker lässt der Marantz klanglich sogar hinter sich. Der vom Hersteller aufgerufene Preis von 1799,- Euro (UVP) kann fast als Schnäppchen bezeichnet werden, allein schon wegen des überragenden Klangs des Marantz SR7011.

Technische Daten
Hersteller und Modell: Marantz SR7011
Surround-Sound: DTS:X, DTS Neural:X, DTS HD Master, Dolby Atmos, Dolby Surround, Dolby True HD, Auro 3D (optional für 149,- Euro erhältlich)
Einmesssystem: Audyssey MultEQ XT32
Endstufen: 9
Lautsprecher-Terminals: 11
HDMI: 2.0a
HDCP: 2.2
HDMI-Ein/Ausgänge: 7+1 / 3
FM Tuner mit RDS: Ja
Ausgangsleistung: 165 Watt (6 Ohm, 1 kHz, 2 Kanäle)
Ausgangsleistung: 200 Watt (6 Ohm, 1 kHz, 1 Kanal)
Ausgangsleistung: 125 Watt (8 Ohm, 20 Hz – 20 kHz, 2 Kanäle)

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders

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