Der Acer V7850 ist ein kleiner 4K-Projektor, der im Heimkino und unterwegs ultra-hochauflösende Bilder projiziert. Der Hersteller verspricht: Gestochen scharfe Bilder und satte Farben. Ich habe den Acer V7850 ausführlich getestet und verrate, was die Stärken und Schwächen dieses Projektors sind.
Design und Verarbeitung
Den Acer gibt es ausschließlich in der Farbe Weiß. Damit eignet er sich vortrefflich für das hell eingerichtete Wohnzimmer, weil er sich ob Größe und Farbe unauffällig einfügt. Ein schickes Accessoire stellt der goldglänzende Ring dar, der das kleine Objektiv elegant umfasst. Die Materialqualität des lediglich 5,3 kg schweren Lichtwerfers ist solide, was auch für die Anschlüsse Gültigkeit hat. Sämtliche Kabel werden ruckelfrei aufgenommen, so dass eine störungsfreie Signalübertragung durchgehend gewährleistet ist.
Installation und Technik
Acer nutzt einen kleinen technischen Kniff, um Filme mit UHD-Auflösung wiederzugeben. Dafür kommt die so genannte XPR-Shift-Technik zum Einsatz. Anders lassen sich die 3840 x 2160 Pixel nicht darstellen, die der Projektor laut Hersteller besitzen soll. Tatsächlich beträgt die native Auflösung „nur“ 2716 x 1528 Pixel.
Hinter der XPR-Shift-Technologie verbirgt sich ein Feature, das, wie der englische Begriff „Shift“ schon verrät, einen Teil des Bildes verschiebt. Jedes Bild wird tatsächlich zweimal projiziert. Einmal unverändert und einmal um 0,5 Pixel diagonal verschoben. Dank der schnell schaltenden Spiegel-Chips (DLP) bekommt der Zuschauer davon allerdings nichts mit – und sieht deshalb ein einziges flimmerfreies Bild auf der Leinwand.
Die Aufstellung des V7850 gestaltet sich recht einfach. Entweder wird der Acer V7850 auf Höhe des unteren Leinwandrands platziert, oder er kann überkopf unter der Zimmerdecke seinen Dienst verrichten. In beiden Fällen hilft ein kleiner Lens-Shift-Regelbereich dabei, das Bild exakt auf der Leinwand auszurichten.
Acer hat im V7850 eine Frame Interpolation integriert, um bewegte Elemente ruckelfrei und gestochen scharf abzubilden – und das sogar bei Kontent mit UHD-Auflösung. Diese Technik hat das Unternehmen „AcuMotion“ getauft. Einzigartig ist bislang die Möglichkeit einer Split-Screen-Darstellung, um das Ergebnis der Einstellungen zu überprüfen. Auf der einen Seite wird ein Film ohne „AcuMotion“ dargestellt, auf der anderen Seite mit „AcuMotion“. Da „AcuMotion“ in mehreren Stufen einstellbar ist, kann jeder den für sich angenehmsten Look herausfinden.
Das ist 4K
4K ist im Grunde nur ein Marketingbegriff. Fürs Home-Entertainment muss es richtig heißen: Ultra High Definition (kurz UHD). Dahinter verbirgt sich die momentane Auflösung 3840 x 2160 Pixel. Das sind viermal so viele Pixel wie bei einem Film mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel). Darüber hinaus kann ein erheblich breiteres Farbspektrum genutzt werden, um Farben sichtbar natürlicher erscheinen zu lassen, und es werden bis zu 880 Grauabstufungen pro Frame ermöglicht, anstatt 220 wie bislang bei Spielfilmen. Zu guter Letzt kommt auch noch HDR (High Dynamic Range) hinzu. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich eine brandneue Technik, mit der (jedenfalls aktuell) eine bis zu 40-mal höhere Maximalhelligkeit ermöglicht wird und ein deutlich besserer Kontrast als bei herkömmlichen Filmen von DVD und Blu-ray. In der Summe können die so genannten 4K-Filme prächtigere Farben und erheblich mehr sichtbare Details besitzen – und das bei einer deutlich gesteigerten Maximalhelligkeit.
Aus dem Messlabor
Der Acer V7850 übertrifft die Herstellerangabe der Maximalhelligkeit mit 2324 Lumen um über 200 Lumen. Allerdings erscheinen Filme und Fotos im hellsten Preset, das den passenden Namen „Hell“ trägt, extrem Grün und ist deshalb denkbar ungeeignet für Filme. Deutlich besser gefällt der Anzeigemodus „Standard“. Dieser besitzt Out-of-the-Box … Entschuldigung … aus der schicken Tragetasche heraus 1770 Lumen. Das reicht aus, um auf Bildbreiten bis zu 4,50 Meter brillante Farben darzustellen. Obendrein sind genügend Lichtreserven für HDR vorhanden, wenn die Bildbreite drei Meter nicht überschreitet.
Durch die Kalibrierung büßt der V7850 nur etwa 100 Lumen Lichtausbeute ein, so das ordentliche 1670 Lumen am Ende herauskommen. Der On/Off-Kontrast beträgt stark verbesserungswürdige 763:1. Selbst der dynamische On/Off-Kontrast reißt mit 1513:1 keine Bäume aus. Der ANSI-Kontrast ist preisklassenüblich mit 342:1.
Leider lassen sich die Anzeigemodi „Rec.709“ und „sRGB“ nicht einstellen, da bei Änderungen von Farbtemperatur und Gamut der Acer V7850 automatisch in den Modus „Benutzer“ schaltet. Dort können die Einstellungen wunschgemäß vorgenommen werden. Umständlich finde ich im Rahmen der Kalibrierung, dass für jede Wiedergabefrequenz und Bildgröße (24 Hz, 50 Hz, 60 Hz, Full-HD, 4K, HDR) eigene Einstellungen erforderlich sind.
Etwas verwundert bin ich auch davon, dass der Acer die vorgenommenen Änderungen wieder löscht, beziehungsweise rückgängig macht, sobald der Projektor ausgeschaltet wird. Nach dem Neustart sind nämlich alle aufwändig vorgenommenen Korrekturen nicht mehr vorhanden. Das ist allein aus einem einzigen Grund nicht ärgerlich: Im Anzeigemodus „Benutzer“ sind die Farben bereits vorzüglich, ohne dass ein einziger Regler bedient werden muss. Der Farbraum trifft seine Vorgaben fast punktgenau. Die Farbtemperatur beträgt hervorragende 6574 Kelvin, was natürliche Farben bedeutet. Trotzdem sollte Acer diesen Umstand mit einem Update beheben, weil Änderungen des Farbspektrums mit zunehmender Lampenalterung zurzeit nicht korrigiert werden können.
Messungen: Acer V7850
Maximalhelligkeit: 2324 Lumen (Bildmodus „Hell“)
Maximalhelligkeit: 1670 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Schwarzwert: 2,1 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Kontrast (On/Off): 763:1 nativ / 1513:1 dynamisch (kalibriert)
Kontrast (ANSI): 342:1
Farbtemperatur: 6505 Kelvin (D65)
Bildeindrücke
Blu-ray: Die schwarz/weiße Anfangsszene in „Casino Royale“ mit dem brüllenden MGM-Löwen und James Bond, der im Schatten eines Büros auf seinen Gegner wartet, werden nach der Kalibrierung vollkommen farbneutral wiedergegeben. Als das Wasserflugzeug auf den Bahamas landet, erzeugt der Acer ein leichtes Bildruckeln. Das hat seine Ursache darin, dass jegliches Kontent auf 60 Hz umgerechnet wird. Mit Hinzuschaltung der „AcuMotion“ ist das Ruckeln aber weitestgehend weg und das Wasserflugzeug fliegt angenehm weich über das wunderbar cyanfarbige Wasser. Nach der Landung offenbart das Gebäude im Hintergrund alle Details. Kleinste Streben der Balkonbrüstungen werden sauber dargestellt. Die grünen Palmen versprühen pures Urlaubsfeeling, und der blaue Himmel sieht zum Zungeschnalzen schön aus. Das magentafarbige Kleid von Bonds Gespielin leuchtet prachtvoll in der Dunkelheit vor dem Hotel. Als der Zug durchs Tal in Montenegro fährt, ist jedes noch so kleine Detail zu sehen. Alle Nadelstreifen sind auf Bonds Anzug vorhanden, während dieser auf Vesper wartet und in der Speisekarte blättert. Aufgrund des verbesserungswürdigen Schwarzwertes erscheinen dunkle Inhalte allerdings etwas aufgehellt. Sobald ein paar helle Spitzlichter hinzukommen, nimmt die Plastizität aber sichtbar zu. Überhaupt profitieren die Aufnahmen von der hohen Maximalhelligkeit auf drei Meter Bildbreite. Die Mischung aus hervorragender Schärfe und hoher Maximalhelligkeit lassen Farben wunderbar leuchten.
HDR: Als nächstes startete ich „Life of Pi“ in HDR, weil der Acer V7850 diese brandneue Technik unterstützt. Nach der Kalibrierung wird der Titelvorspann knackscharf auf die große Leinwand gebrannt. Die geschwungenen Schriften weisen keinerlei Abstufungen auf, wie es bei der Full-HD-Version dieses Streifens noch deutlich der Fall ist. Obwohl der Farbraum nur etwas größer ausfällt als Rec.709, leuchtet der Himmel in einer Farbenpracht, wie ich es bislang nur selten gesehen habe. Die grünen Palmenblätter stellen andere Projektoren hingegen schon sichtbar farbenprächtiger dar. Die höhere Auflösung, der bessere Kontrast und die natürlichen Farben schlagen bei „Life of Pi“ im Vergleich zur Blu-ray voll durch. Einzig der begrenzte Schwarzwert des Acer schmälert den insgesamt doch guten Bildeindruck ein wenig, sobald dunkle Inhalte die Oberhand gewinnen. Als Pi beispielsweise nachts unter dem Sternenhimmel auf dem Boot treibt, wird der Himmel nicht tiefschwarz dargestellt sondern ist leicht aufgehellt. Dafür sind all die Dinge auf dem Boot zu sehen, den Pi im Laufe der Zeit angesammelt hat. Als die leuchtenden Fische unter der Wasseroberfläche schwimmen, sind diese klar und deutlich erkennbar. Kleinste Spitzlichter des Mondes auf den kleinen Wellen sehen nahezu realistisch aus. Bei Tageslichtaufnahmen läuft der Acer dann zur Hochform auf. Als die Flugfische über das kleine Boot segeln und der hungrige Tiger mit seiner Pranke nach ihnen schlägt, besitzt das Geschehen eine Brillanz, die ihresgleichen sucht. Dank der gut arbeitenden FI verschmieren keine Inhalte.
HDR-Kontent mit 60 Hz gibt der Acer V7850 übrigens gleichermaßen gut wieder. Damit ist ein ungetrübter Filmspaß gewährleistet, den Streaming-Dienste wie Amazon und Netflix anbieten. Zum Beispiel wird „Marco Polo“ störungsfrei projiziert.
Zu guter Letzt fällt besonders positiv auf, wie leise dieser Projektor ist – und das bereits im hohen Lampenmodus. Wenn leise Filmszenen laufen, ist der Acer V7850 kaum noch zu hören. Wird die Lichtleistung reduziert, nimmt das bereits sehr leise Betriebsgeräusch noch weiter ab. Der Projektor ist dann praktisch unhörbar.
Expertentipp: Die optimale Einstellung mit maximaler Lichtleistung
Acer macht es dem Filmfreund total einfach. Bereits in der Werkseinstellung mit dem Anzeigemodus „Standard“ bedarf es kaum einer Änderung. Die Farben sehen bereits ordentlich aus. Lediglich der Farbraum ist ein wenig erweitert, was zu etwas bunteren Farben führt.
Wer hingegen eine Wiedergabe nach Rec.709-Standard bevorzugt, der hat zwei Möglichkeiten. Entweder auf den Anzeigemodus „Rec.709“ zu schalten oder „Benutzer“ auszuwählen. Der „Benutzer“-Modus ist deutlich heller – und ist deshalb dem „Rec.709“ vorzuziehen.
So wird der Modus eingestellt:
Bildmenü
– „Farbe“ => „Erweitert“ => „Anzeigemodus“ => „Benutzer“ anklicken
– „Farbe“ => „Erweitert“ => „Gamma 2.4“
– Fertig
Mehr Einstellungen sind für eine natürliche Farbwiedergabe nicht notwendig.
Fazit
Acer offeriert mit dem V7850 einen modernen 4K-Projektor, der mit 1670 Lumen Bildbreiten bis 3,90 Meter strahlend hell ausleuchtet. Die natürlichen Farben in der Werkseinstellung sowie die hervorragende Schärfe überspielen die wenigen Mankos einer durchaus noch verbesserungswürdigen Firmware und den relativ geringen Kontrast. Heimkino-Freunde, die knackscharfe Bilder lieben, flüssige Bewegungen mit einer FI bevorzugen und obendrein HDR auf der großen Leinwand betrachten wollen, sollten den Acer V7850 in die engere Auswahl nehmen. Letztendlich kann der Projektor überallhin sicher transportiert werden, dank der praktischen und zum Lieferumfang gehörenden Tragetasche, um auch bei Freunden jede Menge Filmspaß zu haben.
Pro und Kontra:
+ unterstützt HDR
+ 4K-fähig
+ sehr gute Schärfe
+ natürliche Farben in der Werkseinstellung
+ sehr hell mit 1670 Lumen (kalibriert)
+ FI auch mit HDR-Kontent nutzbar
+ Rec.709-Farbraum ab Werk
+ leise
– 60 Hz-Ruckeln
– Bildeinstellungen werden nach Ausschalten gelöscht
– stark verbesserungswürdiger Kontrast
– nicht 3D-fähig
– kein elektrisches Objektiv für Zoom, Fokus und Lens-Shift
Technische Daten
Modell: Acer V7850
Preis: 2999,00 Euro (UVP)
Garantie: 2 Jahre
Farbe: Weiß
Hersteller: Acer – www.acer.de
Abmessungen (HBT): 127 x 398 x 297 mm
Gewicht: 5,3 Kg
Technik: 1-Chip DLP
Helligkeit: 2324 Lumen (1670 nach Kalibrierung)
Kontrast (On/Off): 763:1(nativ) / 1513 (dynamisch)
Schwarzwert: 2,1 Lumen (nach Kalibrierung)
Bildauflösung: 2716 x 1528 Pixel (3840 x 2160 mit XPR-Technologie)
Lens-Shift: Ja (vertikal)
3D-Wiedergabe: Nein
3D-Transmitter Nein
3D-Brille: —
Eingänge 2 x HDMI (1 x HDMI-2.0/HDCP-2.2-fähig)
1 x USB
1 x VGA
1 x RS232
1 x DC 12V Trigger
1 x Audio Line
Ausgänge: 1 x VGA
1 x Audio Line
Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders