TEST: FILTERTUNING – DAS BRINGT ES WIRKLICH!

Es klingt verlockend: Mehr Helligkeit und Kontrast mit Hilfe eines Filtertunings. Ob diese Werbeversprechen erfüllt werden, zeigt meine umfangreiche Untersuchung. Dafür vergleiche ich einen Epson EH-TW9300 mit und ohne Cine4Home-Filter – mit überraschendem Ergebnis.

LP-Filter von Cin4home - Foto: Michael B. Rehders
LP-Filter von Cin4home – Foto: Michael B. Rehders

Heimkino-Fans wünschen sich in aller Regel mehr Helligkeit und Kontrast, um eine bessere Plastizität auf der Leinwand zu erhalten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich diesen Wunsch zu erfüllen: Ein lichtstärkerer Projektor mit höherem Kontrastumfang wäre sicherlich die Königslösung, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Nur möchte nicht jeder gleich einen teureren Lichtwerfer kaufen. Vor allem dann nicht, wenn das Budget auf eine Maximalgrenze limitiert ist und man dieses nicht überschreiten will. Wer eine preiswertere Lösung anstrebt, wird aber auch schnell fündig. Es wird bei einigen Händlern ein Filtertuning für vergleichsweise kleines Geld angeboten.

Im Rahmen meiner Testprozedere habe ich einen Epson EH-TW9300 mit und ohne Filtertuning vermessen. Schauen wir uns das Ergebnis mal genauer an.

Cine4home Light-Power Filter

Dem Epson EH-TW9300 in der Light Power Edition liegt ein Filter von Cine4home bei. Ebenso gehört zum Lieferumfang ein Datenblatt mit Einstellungen, die vorgenommen werden sollen, wenn dieses Filter mit dem Projektor genutzt wird.
Das Ziel dieses Filters ist eine Kontraststeigerung, einhergehend mit normgerechten Farben und hoher Maximalhelligkeit.

Das Filter besteht aus einer Metallrahmenfassung in dem ein Magenta eingefärbtes Glas eingesetzt ist. Die Färbung des Filters soll genau auf das Farbspektrum der Projektorlampe des Epson EH-TW9300W abgestimmt sein.

Als Basis für das magentafarbene Filter dient der Bildmodus „Dynamik“. Dieser Bildmodus gibt das native Farbspektrum der Lampe aus. Das Ziel nach der Filterung des nativen Farbspektrums ist, dass Rot, Grün und Blau (RGB) gleichermaßen vorhanden sind. Am Ende soll die Farbtemperatur 6500 Kelvin (D65) betragen, und u. a. die Koordinaten des Farbraums Rec.709 treffen.

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Farbraum Bildmodus „Dynamik“ ab Werk: Das schwarze Dreieck zeigt die Soll-Koordinaten. Das weiße Dreieck die Ist-Werte des Farbspektrums. Das Messdiagramm zeigt auf, dass im Grunde alle Primär- und Sekundärfarben leicht abseits ihre Soll-Koordinaten liegen.

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Farbraum Bildmodus „Dynamik“ mit LP-Filter und C4H-Einstellungsempfehlungen:
Die Arbeitsweise des Filters ist gut zu erkennen. Das Filter tut genau das, was es tun soll. Es filtert! Während Rot und Blau das Filter unverändert passieren, wird das grüne Farbspektrum reduziert. Auf diese Weise nähert sich Grün seinem Soll-Punkt im CIE-Diagramm an. Auch Gelb und Cyan liegen schon sehr viel besser als ohne Filter.

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Farbraum Bildmodus „Natürlich“ kalibriert: Ohne irgendwelche Filtertricks treffen die Primär- und Sekundärfarben nach einer Kalibrierung ihre Soll-Koordinaten tadellos.

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Graustufenverlauf Bildmodus „Dynamik“ ab Werk: Das Diagramm zeigt deutlich auf, dass im Bildmodus „Dynamik“ in Richtung 100 IRE ein Grünüberschuss in der Farbmischung auftritt.

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Graustufenverlauf Bildmodus „Dynamik“ mit LP-Filter und C4H-Einstellungsempfehlungen: Während Grün und in Teilen auch Blau über die Helligkeitsebenen relativ nahe am Sollpunkt verlaufen, liegt Rot unterhalb von 80 IRE deutlich darüber.

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Graustufenverlauf Bildmodus „Natürlich“ kalibriert: Zum Vergleich auch noch mal den Graustufenverlauf, der nach der Kalibrierung des Bildmodus „Natürlich“ erzielt wird. Ab 30 IRE ist der Graustufenverlauf fast schon mustergültig. Dafür sind nur geringe Änderungen der RGB-Gain/Offset-Regler notwendig.

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Gamma Bildmodus „Dynamik“ ab Werk: Das Gamma verläuft gar nicht mal so schlecht für einen Dynamik-Modus.

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Gamma Bildmodus „Dynamik“ mit LP-Filter und C4H-Einstellungsempfehlungen: Das Gamma verläuft jetzt schon deutlich besser und kann fast als Mustergültig bezeichnet werden.

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Gamma Bildmodus „Natürlich“ ab Werk/kalibriert: Ab Werk sieht das Gamma im Bildmodus „Natürlich“ bereits so ordentlich aus, dass ich von einer weiteren Kalibrierung abgesehen habe.

Aus diesen Messungen lässt sich schon mal ableiten, dass das LP-Filter tatsächlich das tut, was es soll, nämlich filtern. Vor allem Grün wird näher an seine Soll-Position im Rec.709-Standard herangebracht. Die Farbabweichungen innerhalb des Helligkeitsverlaufes lassen einen deutlichen Rotüberschuss erkennen.
Schauen wir uns zum Vergleich zwei Realbilder an:

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Screenshot Bildmodus „Natürlich“ kalibriert: Im kalibrierten Bildmodus „Natürlich“ (ohne LP-Filter) sind die Grauabstufungen wunderbar farbneutral. Obendrein sehen die Hautfarben der Ladies sehr natürlich aus.

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Screenshot Bildmodus „Dynamik“ mit LP-Filter und C4H-Einstellungsempfehlungen: Nachdem alle Einstellungen laut dem Filter beiliegendem Datenblatt durchgeführt sind, projiziere ich das Ladies-Testbild von Burosch. Der Rotüberschuss schlägt auch im Realbild voll durch. Die Grautreppe ist sichtbar verfärbt. Auch die Gesichter der Ladies haben einen leichten Rotüberschuss.

    
     
     
     

Die beworbene Kontraststeigerung mit Cine4Home-Filter gibt es nicht. In allen Belangen besitzt der Epson EH-TW9300 nativ deutlich bessere Kontrast- und Helligkeitswerte. Stelle ich den kalibrierten Bildmodus „Natürlich“ (ohne Filter) gegenüber, beträgt die Zunahme im On/Off-Kontrast (mit Filter) rund 20 %. Der ANSI-Kontrast (mit Filter) liegt hingegen ca. 40 % unter dem Wert des kalibrierten Bildmodus „Natürlich“ (ohne Filter), und die Maximalhelligkeit ist ebenfalls 370 Lumen geringer mit LP-Filter. Obendrein verursacht die nicht sonderlich linearen Farbdarstellung sichtbare Verfärbungen im realen Bild.

Foto: Michael B. Rehders – Epson EH-TW9300 mit Filtertuning

Fazit

Die Physik lässt sich nicht aushebeln. Die beworbene Kontraststeigerung mit Cine4Home-Filter gibt es nicht. Der Epson EH-TW9300 besitzt in Werkseinstellung ohne Filter deutlich bessere native Kontrast- und Helligkeitswerte als mit Filter. Allerdings ist der On/Off-Kontrast mit Filtertuning etwas besser gegenüber dem kalibrierten „Natürlich“-Modus ohne Filter, aber zum Preis einer geringeren Lichtausbeute. Darüber hinaus ist die Farbdarstellung mit Filter nicht sonderlich homogen, was für sichtbare Verfärbungen im realen Bild sorgt. Aus diesen Gründen bleibt festzuhalten: Am Testgerät ist das LP-Filter von Cine4home mit den Einstellungsempfehlungen des Herstellers nicht zu empfehlen.

Pro & Kontra
+ leichte Montage
+ simple Werteeingabe
+ Objektiv wird vor Staub geschützt
– C4h-Filter verursacht sichtbare Farbfehler
– weniger Lichtausbeute mit Filter gegenüber kalibrierten „Natürlich“-Modus ohne Filter

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Testbilder: Burosch (1)

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