Heute eröffnet die Internationale Funkausstellung (kurz IFA) in Berlin. Was es alles Neues zu entdecken gibt, zeige ich auf meinem Rundgang durch die Messehallen.
Heimkino goes to 8K
Bereits am Donnerstagabend findet eine Weltpremiere auf der IFA statt. Das japanische Unternehmen JVC präsentiert geladenen Journalisten und Händlern eine neue Projektoren-Serie. Der JVC DLA-NX9 ist ein 8K-fähiger Heimkino-Projektor mit E-Shift-Technologie. Er besitzt eine native 4K-Auflösung und kann mittels elektronischer Pixel-Verschiebung (E-Shift) 8K-Content entgegen nehmen und mit doppelter 4K-Auflösung projizieren.
Darüber hinaus gibt es zwei weitere native 4K-Projektoren, die ab 5990,- Euro beste Bilder versprechen.
Auf einer 3,80 Meter breiten Cinemascope-Leinwand von Stewart, können die neuen Boliden zeigen, was sie können. Der JVC DLA-NX9 wirft überraschend helle Bilder auf die große Leinwand. Die Farben sehen sehr natürlich aus, wovon vor allem Landschaftsaufnahmen und Hautfarben profitieren. Selbst HDR begeistert auf der großen Leinwand. Wer jetzt noch behauptet, Projektoren können kein HDR darstellen, wird hier eines besseren belehrt.
Da es sich noch um Vorseriengeräte handelt, ist zu erwähnen, wie gut diese bereits funktionieren. Die Zwischenbildberechnung (CMD) arbeitet auch bei 4K-Content im niedrigen Modus fehlerfrei. Die Schärfe ist herausragend gut und der hohe Kontrast trägt dazu bei, dass ich hier eine der besten Messe-Filmvorführungen seit Jahren erlebe.
Pressekonferenz bei Sony und exklusives Interview
Wie jedes Jahr – wenn Sony zur Pressekonferenz ruft, kommen alle, die es sich einrichten können. Bereits 20 Minuten vor Beginn ist die Halle rappelvoll und alle Sitzplätze sind besetzt.
Leider gibt es in der riesigen Messehalle von Sony kein Heimkino. Interessierte Besucher werden daher keinen der spannenden Projektoren zu Gesicht bekommen. Das ist wirklich schade, weil diese Neuheiten mehr als nur einen Blick wert sind.
Für exklusive Besucher, Journalisten und Händler gibt es allerdings nach persönlicher Einladung eine Vorführung in einem separaten KINO-Raum, der für die normalen Besucher nicht zugänglich ist. Weit abseits von Halle 20 werde ich in einen schwarz ausgestatteten Raum geführt, um mein 45 Minuten langes Interview zu führen. Hierbei werden mir die Projektoren-Neuheiten präsentiert und alle Fragen vollumfänglich beantwortet.
Laser-Hybrid-Lampen-Technologie sorgen beim Sony VPL-VW870 für fantastische Farben. Dank des hohen Kontrastumfangs ist Schwarz wirklich Schwarz. Feindetails arbeitet dieser Projektor vorzüglich heraus. Die Maximalhelligkeit ist mit 2200 Lumen beziffert. Leider wurde auf eine so genannte „Darkvision“-Leinwand projiziert, die laut Messungen einen Gainfaktor von 0,5 besitzen soll. Das bedeutet, dass die Lichtausbeute des Projektors um 50 % reduziert wird. Auf 3,00 Meter Bildbreite empfand ich die Lichtausbeute deshalb grenzwertig. Wirklich schade, weil der Projektor diese Bildbreite locker ausgeleuchtet hätte, ohne dieses „Glitzern“ ob der Leinwandstruktur.
Detaildarstellung, Bewegungsschärfe, Kontrastumfang und die originalgetreue Farbreproduktion des neuen VPL-VW870 sind schlichtweg umwerfend gut. Zu verdanken ist das zweifelsfrei auch dem hervorragenden Objektiv, das aus dem 65.000-Euro teuren VPL-VW5000 nun auch im 870er verwendet wird.
Die Sony VPL-VW570 und VW270 gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Selbst die Lampe ist die gleiche. Das „größere“ Modell besitzt hingegen eine noch bessere Ausstattung mit Lens-Memory, Auto-Iris und 300 Lumen höherer Lichtausbeute, so dass der Aufpreis für mich gerechtfertigt erscheint.
Beide Projektoren können 4K-Filme mit einer Zwischenbildberechnung ungemein flüssig darstellen, die Sony liebevoll Motionflow nennt. Auch hier gefällt mir das Filmerlebnis ausgezeichnet.
Im direkten A/B-Vergleich wurde mir demonstriert, wie groß die Unterschiede zur Vorgängergeneration sind. Mir fiel vor allem die bessere Schärfe der neuen Projektoren auf – und dass Filme mit UHD-Auflösung nun ihr ganzen Potential dank Motionflow darzustellen vermögen. Motionflow gab es in der alten Serie für 4K-Content nicht.
Testberichte für alle Projektoren habe ich gleich vor Ort vereinbart.
Pause bei Philips
Nachdem ich die Hälfte meiner Messetermine hinter mir habe, gönne ich mir eine Kaffee-Pause bei Philips. Leckerer Senseo direkt frisch gebrüht ist immer wieder ein Genuss.
Epson-Highlight ab Januar
Weiter geht’s direkt zu Epson. Auch dort gibt es ein schönes Heimkino, ein Wohnzimmerkino mit gemütlichem Sofa und jede Menge Infos für Großbildfreunde.
Heiß begehrt sind Informationen zu Epsons EH-TW9400. Leider fallen diese nicht nur positiv aus. Wenn ich das auf der IFA richtig verstanden habe, erscheint der Projektor erst nach Weihnachten ab Januar 2019. Eine Zwischenbildberechnung für 4K-Content soll es nicht geben und 4K-Content kann auch nicht kabellos übertragen werden. Sehr schade! Dafür unterstützt der TW9400 Filme von der 4K-Blu-ray via HDMI. Wer also keine Wireless-Übertragung benötigt, findet darin eine brauchbare Alternative.
Riesen-TV-Geräte und Smartphones
Es fällt auf den ersten Blick auf, dass sich vor allem die asiatischen Unterhaltungselektronik-Hersteller auf bedienerfreundliche Riesen-TV-Geräte und Smartphones stürzen. Ab 55“ beginnt der Fernsehspaß und geht bis zu 100“. 4K ist inzwischen zum Mindeststandard geworden. 8K-Modelle befinden sich bei vielen Ausstellern bereits in der Pipeline oder werden sogar schon präsentiert.
INNOVATION – Sport, Kontrolle, Analyse via In-Ears
Eine wirkliche Innovation habe ich ein wenig versteckt in Halle 12 entdeckt. Die Firma Soul präsentiert dort ein wenig versteckt hinter dem Brothers-Messestand ein paar echte Highlights.
Die Kopfhörer, genauer In-Ears, dienen nicht allein der Unterhaltung mit Musik unterwegs beim Joggen. Mit Hilfe der FIT-App können Laufhaltung, Beinabstand, Puls, gelaufene Kilometer und die Laufzeit abgerufen und analysiert werden. Wie genau ein In-Ear-Kopfhörer den Laufstil analysiert, das wollte der Hersteller dann doch nicht verraten.
Einen Test habe ich gleich mal vereinbart, weil ich dem dann selbst auf den Grund gehen kann.
Zum Schluss
Leider geht so ein Messetag viel zu schnell vorüber. Trotz kilometerlanger Fußmärsche durch Messehallen und über das schöne IFA-Gelände wird es auch für mich Zeit, mich auf den Heimweg zu machen. Ich habe viele neue, innovative und auch Weiterentwicklungen bestehender Geräte gesehen und ausprobieren können.
Für Heimkinofreunde ist die IFA leider nur bedingt empfehlenswert, weil ausgerechnet der Globalplayer Sony der breiten Masse seine neuen und genialen Projektoren vorenthält. Dafür bieten Epson und JVC schöne IFA-KINOS, die beide einen Besuch wert sind, um ein Großbilderlebnis der besonderen Art zu erfahren.
Text und Fotos: Michael B. Rehders