Mit dem DLA-NZ800 positioniert JVC seinen neuen 8K-fähigen Heimkinoprojektor unter dem Topmodell DLA-NZ900 und ruft dafür satte 10.000 Euro weniger auf. Wie sich der neue Laser-Projektor schlägt und wo der Rotstift angesetzt wurde, steht in diesem Test.
Inhaltsangabe
- Kurz und knapp
- Styling und Design
- Ausstattung und Technik
- Installation und Bedienung
- Messungen und Diagramme
- Einstellungsempfehlungen
- Dynamisches Laser-Dimming
- Vergleich 4K vs. 8K
- Deep Black
- Bildqualität
- 3D Wiedergabe
- Fazit
- Technische Daten und Messergebnisse
- Pro und Contra
Kurz und knapp
Mit dem DLA-NZ800 erweitert JVC seine 8K-Projektoren-Serie. Mit einer Standfläche von 50 x 50,5 Zentimetern ist der Laserlicht-Beamer nur drei Zentimeter weniger Tief als das 10.000 Euro teurere Topmodell, und mit 23,1 Kilogramm ist er rund zwei Kilo leichter. Die Montage sollte ob des hohen Gewichts unbedingt zu zweit erfolgen, während die Installatation allein durchgeführt werden kann, weil sämtliche Einstellungen bequem mit der Fernbedienung erfolgen. Mit HDR10+, dynamischen Tone Mapping, Kino-Optimierung, Laser-Dimming, Deep Black, Lens-Memory, Filmmaker-Modus, 3D, großartiger Zwischenbildberechnung und einem Autokalibrierungs-Tool ist das Ausstattungspaket ebenso prall gefüllt wie das des teureren Topmodells. Einmal konfiguriert, braucht sich der Nutzer um die Technik keine weiteren Gedanken zu machen, sondern kann das kontrastreiche Bild in vollen Zügen genießen. Die Laserlichtquelle ist überaus langlebig, der Hersteller nennt 20.000 Stunden bis sich die Lichtausbeute halbiert. Bezüglich Schärfe, Helligkeit, Kontrast und Schwarzwert überflügelt der DLA-NZ800 sein Vorgängermodell NZ8 nicht nur messtechnisch, sondern auch deutlich sichtbar. Wer höchste Ansprüche an die Bildqualität und den Bedienkomfort hat, wird hier für eine Preis von 15.990 Euro fündig.
Styling und Design
Der JVC DLA-NZ800 ist voll auf den Heimkinoeinsatz getrimmt. Das pulverbeschichtete Gehäuse gibt es ausschließlich mit schwarzem Finish. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass vom Projektor kein Streulicht in den Raum fällt, das möglicherweise den Schwarzwert auf der Leinwand reduziert. Mit einer Stellfläche von 50 x 50,5 Zentimetern ist der Lichtwerfer nur drei Zentimeter weniger Tief als das 10.000 Euro teurere Topmodell, und mit 23,1 Kilogramm ist er rund zwei Kilo leichter. Der Gewichtsunterschied dürfte zum Großteil dem Vollglas-Objektiv geschuldet sein, das beim DLA-NZ800 einen 3,5 Zentimeter geringeren Durchmesser besitzt. Die maximale Leistungsaufnahme beträgt 370 Watt, was exakt dem Wert des größeren Bruders entspricht. Im Eco-Modus fährt der Projektor komplett herunter und verbraucht 0 Watt. Wird dieser Eco-Modus ausgeschaltet im OSD, befindet sich der Beamer im herkömmlichen Standby. Der Projektor fährt darin sofort nach Druck auf die On-Taste der Fernbedienung hoch – und muss nicht erst mit einem weiteren Knopfdruck auf der Fernbedienung „aktiviert“ werden. Allerdings liegt die Leistungsaufnahme im Standby-Betrieb bei 0,7 Watt.
Um den Projektor an eine Deckenhalterung zu montieren, können die Standfüße herausgedreht werden. Die Schraubgewinde dienen als Haltepunkte.
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Projektors. Die beiden HDMI-2.1-Schnittstellen (48 Gbps, HDCP 2.3) nehmen Signale bis zu 4K/120 Hz und 8K/60 Hz entgegen. Weitere Terminals sind vorhanden für 3D-RF-Emitter, Leinwandsteuerung, Netzwerkkabel sowie einen USB-Stick, der für Updates und zur externen Einstellungsspeicherung verwendet werden kann.
Die unverbindliche Preisempfehlung für den JVC DLA-NZ800 ist mit 15.990 Euro angegeben. Neben der zweijährigen gesetzlichen Gewährleistung räumt der Hersteller drei Jahre Garantie ein, wenn der Kauf bei einem autorisierten deutschen Fachhändler erfolgt.
Ausstattung und Technik
Als Lichtquelle verwendet der DLA-NZ800 die neueste BLU-Escent-Technologie. Hierbei handelt es sich um eine Hybrid-Technik, die aus blauen Laserdioden und einem Phosphor-Element besteht. Die Lebensdauer beziffert JVC mit 20.000 Stunden, unabhängig von der verwendeten Lichtstärke, die sich in 100 Stufen sehr fein regulieren lässt. Bei zwei Stunden Filmspaß pro Tag sind das über 27 Jahre, bis sich die Lichtausbeute um 50 Prozent reduziert. Entgegen anderslautenden Äußerungen lässt sich die Light-Engine komplett ersetzen. So preiswert wie eine Ersatzlampe ist ein neuer Laser jedoch nicht. Nach meiner Recherche ruft der Service knapp 5.000 Euro für den Austausch auf.
Im NZ800 kommen drei D-ILA-Chips mit 0,69 Zoll der neuesten (dritten) Generation zum Einsatz. Optimiert wurden unter anderem die Anordnung der Flüssigkristalle bei Spannung. In der dritten Generation sind diese „paralleler“ ausgerichtet, so dass weniger Streulicht erzeugt wird als bei der Vorgängergeneration. Außerdem ist die Lichtdurchlässigkeit verbessert worden. Eine neue Anordnung der D-ILA-Chips im Projektor sowie ein optimierter Hochkontrastblock sorgen zusätzlich dafür, dass deutlich sichtbare und messbare Verbesserungen zu verzeichnen sind: Meine Messungen ergeben beträchtlich gesteigerte Kontrastwerte von On/Off, ANSI und Inbild mit 1-%-ADL-Weißfeld (siehe Messungen unten), gegenüber dem schon sehr guten DLA-NZ8. Außerdem gibt es bei meinem Testgast keine nennenswerten aufgehellten Ecken mehr – und eine noch bessere Schärfe sorgt für knackigere Bilder. Die D-ILA-Chips besitzen eine native 4K-Auflösung mit 4.096 x 2.160 Pixel. 8K-Inhalte kann der Projektor mit bis zu 7.680 x 4.320 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und via „8K/e-ShiftX“-Technologie sequentiell projizieren. Dank eines 4-fach-Shiftings können alle 8K-Pixel des Quellmaterials projiziert werden, was zu einer sichtbaren Auflösungssteigerung gegenüber 4K sorgt. Durch eine optimierte Anordnung der Flüssigkristalle sollen ein höherer Kontrast und eine bessere Lichtausbeute ermöglicht werden.
Um die extrem hohe Auflösung darstellen zu können, ist der DLA-NZ800 mit einem motorischen Vollglas-Objektiv ausgestattet. In einem Aluminiumkorpus sind 17 Linsen in 15 Gruppen verbaut. Auf diese Weise werden Farbsäume und chromatische Aberrationen minimiert. Eine bis in die Ecken knackscharfe Abbildung ist das Ergebnis dieser Entwicklung. In der Praxis zeigt unser Testgerät keinerlei Konvergenzabweichungen. Fokus, Zoom und Lens-Shift können bequem mit der Fernbedienung eingestellt werden.
Lens-Memory bietet 10 Speicher für unterschiedliche Bildformate, die frei beschriftet werden können. Darüber hinaus können weitere Sonderfunktionen pro Installationsmodus abgelegt werden. Dazu gehört beispielsweise die Konvergenzanpassung, welche aus physikalischen Gründen je nach Brennweite, Projektionsabstand und Lage erforderlich sein kann. Diese sinnvolle Korrekturmöglichkeit für jede Bildgröße bietet aktuell nur JVC in diesem Preissegment.
Die aktuellen High-Dynamic-Range-Technologien HDR10+, HDR10 und HLG werden unterstützt. Das Tone Mapping erfolgt hierbei dynamisch mit dem überarbeiteten „Kino Optimierer“ im „Frame Adapt HDR“-Modus. Der „Kino Optimierer“ bezieht Bilddiagonale (in Zoll), Leinwand-Gain und Bildformat (z. B. 16:9) mit in die Berechnungen ein. Damit werden HDR-Signale sichtbar besser aufbereitet. Unter HDR-Einstellungen befindet sich darüber hinaus eine neue Funktion: „Deep Black“. Diese Technologie verändert die EOTF (quasi das HDR-Gamma). Dunkle Bereiche werden weiter abgedunkelt, so dass Filme plastischer erscheinen. Dieses Feature ist exklusiv im Modus „Frame Adapt HDR“ verfügbar.
Besonders praktisch finde ich: Sämtliche Einstellungen können zusätzlich auf einem USB-Stick gespeichert werden, der dauerhaft auf der Rückseite des Projektors eingesteckt bleibt, um später auf Knopfdruck die Parameter wieder herzustellen. Davon profitieren Händler und Kalibrierer, deren Kunden ihrem Spieltrieb nachgehen und die normierten Einstellungen im OSD überschreiben. Innerhalb von einer Sekunde sind die Originalparameter via USB-Stick wieder hergestellt. Zusätzlich dient der USB-Stick dazu, zukünftige Firmware-Updates bequem durchzuführen.
„AutoCal“ ist eine automatische Kalibrierungsfunktion von JVC, welche die Einmessung dem Projektor überlässt. Benötigt werden dafür zusätzlich ein Notebook, Netzwerkkabel, Messsensor (Datacolor Spyder X oder X-Rite i1Pro 2) sowie ein Stativ. Die Kalibrierungsanleitung kann kostenlos von der JVC-Website heruntergeladen werden.
Die Frame Interpolation hat JVC ebenfalls verbessert, so dass Seifenoper-Effekte und Artefakte reduziert werden. Anamorphot-Option, Leinwandtypisierung, Seitenverhältnisanpassung, ein vollständiges 6-Achsen-Farbmanagement, Gain/Offset-Regler, rudimentärer Gamma-RGBW-Equalizer, Control4-Steuerung und eine 3D-Wiedergabemöglichkeit komplettieren das üppige Ausstattungspaket. Auf Smartfunktionen, Apps und Dolby Vision muss erwartungsgemäß verzichtet werden.
Installation und Bedienung
Aufgrund des hohen Gewichts empfiehlt es sich, den DLA-NZ800 zu zweit am gewünschten Platz aufzustellen. Die Installation ist recht zeitaufwändig, geht aber angenehm leicht von der Hand. Sämtliche Anschlusskabel sitzen fest in den Buchsen, so dass eine störungsfreie Signalübertragung gewährleistet ist. Aus einer Entfernung von 3,58 bis 7,30 Meter kann eine 2,50 Meter breite Leinwand vollständig ausgeleuchtet werden.
Zur Nivellierung können die vier Füße herausgedreht werden, um den Projektor exakt in Waage auszurichten. Wer den Projektor an die Decke hängen möchte, muss zunächst die Schraubfüße entfernen. Die Gewinde dienen als Aufhängungspunkte für die Halterung.
Als nächstes konfiguriere ich mehrere Bildgrößen auf meiner 3,20 Meter breiten Screen-Research-Leinwand im Cinemascope-Format. Diese speichere ich jeweils im Installationsmodus unter „Lens Memory“ und benennen sie verständlich als 16:9 und 2,39:1. Anschließend reicht ein Knopfdruck und die Zielpositionen werden zügig angefahren. Der Formatwechsel geht viel schneller vonstatten als beim NZ900 und ist bereits nach wenigen Sekunden abgeschlossen. Schärfe, Bildlage und Größe muss ich nur selten via Fernbedienung mal angleichen.
Final trimme ich noch die Konvergenz in über 100 Feldern, weil abweichend von maximal Zoom ganz leichte Säume in anderen Bildformaten auszumachen sind. Das Ergebnis speichere ich im Installationsmenü. Dieser Zeitaufwand lohnt sich, weil ich damit in allen Bildgrößen eine perfekte Schärfe bis zum Rand erhalte.
Das OSD ist übersichtlich strukturiert, so dass ich mich schnell darin zurechtfinde. Praktisch sind die separaten Speicherbänke für die Bildsignale: SDR (2D), SDR (3D), HDR10 und HLG. Der JVC greift selbständig auf den zuletzt verwendeten Bildmodus, wenn ich von einem Fußballspiel in SDR auf einen Spielfilm in HDR10+ umschalte. Nach der zeitaufwändigen Installation muss sich der Nutzer diesbezüglich um nichts weiter kümmern.
Wird der Projektor ausgeschaltet, ist er innerhalb von 20 Sekunden heruntergekühlt und steht im Standby-Modus. Das Hochfahren dauert nur etwas länger, bis das zugespielte Bildsignal auf der Leinwand erscheint.
Im Vergleich zum Vorgängermodell hat JVC das Videoprozessing überarbeitet. Allerdings nicht nur zum Vorteil, wie meine eingehende Untersuchung ergibt: Ist unter „Bewegungssteuerung“ die Zwischenbildberechnung ausgeschaltet und unter „MPC/e-shift“ 8K-eShiftX aktiviert, dann kann im „Grafikmodus“ via „Hochauflösend 1“ die „Schärfeanhebung“ bis 4 hochgeregelt werden, ohne dass es zu nennenswerten Doppelkonturen kommt. Wird jetzt in der „Bewegungssteuerung“ die Zwischenbildberechnung „Clear Motion Drive“ auf „Gering“ geschaltet, bilden sich schlagartig fette weiße Säume an kontrastreichen Kanten. Wer (wie ich) die Zwischenbildberechnung nutzen möchte, weil sie auf „Gering“ exzellent funktioniert (ganz ohne Soapopera-Effekt), muss nun unter „MPC/e-shift“ im „Grafikmodus“ die „Schärfeanhebung“ auf 2 – 3 reduzieren, um diese Säume weitestgehend zu beseitigen. Ganz weg gehen sie aber nicht! 0 und 1 empfehlen sich nicht, weil dadurch der Kontrast feiner Details verringert wird. Hier wäre ein Software-Update von JVC wünschenswert, um die Überschärfung zu entfernen, die von der Zwischenbildberechnung ausgeht.
Wichtig: Sind im Zuspieler (PC, AV-Receiver, Videoprozessor oder 4K-Blu-ray-Player) Schärfefilter aktiv, werden die oben aufgeführten Effekte noch massiv verstärkt. Von daher empfehle ich, sämtliche Schärfe/Rauschfilter in den Zuspielern zu deaktivieren.
Messungen und Diagramme
Die höchste Lichtausbeute ermittle ich im Farbtemperatur-Preset „Hohe Helligkeit“ bei 100 Prozent Laserleistung. Die Herstellerangabe von 2.700 Lumen wird hierbei um 9 Prozent übertroffen. Traditionell steht der JVC DLA-NZ800 ab Werk im Bildmodus „Natürlich“, der ordentliche 1770 Lumen erzielt, allerdings mit reduzierter LD-Leistung 47 und nicht mit 100 Prozent Lichtstrom. Dafür ist der Projektor mit gerade einmal 23 Dezibel flüsterleise. Die Farbtemperatur ist mit 6250 Kelvin etwas zu warm. Ich schalte daher auf den Bildmodus „User 1“ und regle den Laser auf 100 Prozent hoch. Die Farbtemperatur beträgt ohne eine Änderung 6451 Kelvin. Es reicht Grün (-3) und Blau (-2) anzupassen, um den Weißpunkt auf 6500 Kelvin zu trimmen. Die Lichtausbeute beträgt jetzt 2450 Lumen für SDR. Der Rec.709-Farbraum wird hierbei mit 100 Prozent abgedeckt.
Für HDR gibt es die Möglichkeit, einen Cinemafilter in den Lichtweg zu fahren. Dieser deckt den Farbraum DCI-P3 zu 100 Prozent ab. Allerdings schluckt das Filter viel Lichtleistung, so dass lediglich 1550 Lumen damit erzielt werden. Ohne Filter kommen 2500 Lumen Lichtausbeute nach der Kalibrierung heraus. Dafür wird der DCI-P3-Farbraum nur noch mit 87 Prozent abgedeckt. Trotzdem entscheide ich mich dafür, den Projektor ohne Cinemafilter zu nutzen, weil die höhere Lichtausbeute ein sehr viel ansprechenderes Bild erzeugt, gegenüber der Darstellung mit lichtschluckendem Filter im Lichtweg.
Dank der brandneuen D-ILA-Chips der 3. Generation hat JVC den Kontrast massiv steigern können gegenüber der Vorgängergeneration. Der statische On/Off-Kontrast beträgt 54.600:1 mit offener Blende und minimalem Zoom (max. Weitwinkel). Mit zunehmendem Telebereich und Blende -15 kann der Wert auf bis zu 100.000:1 gesteigert werden, allerdings mit nicht mehr praxistauglicher Lichtausbeute. Mit dynamischer Regelung kann das Kontrastverhältnis auf Unendlich gesteigert werden, weil die Laser bei einem Schwarzbild ausschalten. Der statische Inbild-Kontrast 15.600:1 sowie der ANSI-Kontrast 584:1 erreichen ebenfalls Spitzenwerte, die sogar die Messergebnisse des Vorserienmodells des DLA-NZ900 übertreffen. Die Ausleuchtung (Color Uniformity) ist mit 98 Prozent herausragend. Von der Mitte bis zum Rand sind weder ein Helligkeitsabfall noch eine Farbverschiebung auszumachen.
Einstellungsempfehlungen
SDR
Bildmodus User 1
Farbprofil Rec.709
Helligkeit – 1
Kontrast 1
Farbtemperatur 6.500 K
Gamma 2,4
LD-Leistung 100
Dynamische STRG Aus
8K e-Shift Aus
Grafikmodus Hochauflösend 1
PC/e-Shift 3, 0, 0, 0
Bewegungsverbesserung Aus, Gering, Gering
HDR
Bildmodus Frame Adapt HDR
Farbprofil Rec.2020 (normal)
Helligkeit 0
Kontrast 1
Farbtemperatur 6.500 K
HDR-Verarbeitung Szene
HDR-Pegel 1 oder (Auto Breit)
Deep Black Ein
LD-Leistung 100
Dynamische STRG Gering
8K/e-ShiftX Aus
Grafikmodus Hochauflösend 1
MPC/e-Shift 3, 0, 0, 0
Bewegungssteuerung Aus, Gering, Gering
Dynamisches Laserdimming
Der JVC DLA-NZ800 besitzt wie das Topmodell NZ900 eine in 100 Schritten fein justierbare Lichtsteuerung.
Das Betriebsgeräusch ändert sich hierbei in vier Stufen:
LD 0 – 46 = 23 dB
LD 47 – 66 = 25 dB
LD 67 – 85 = 27 dB
LD 86 – 100 = 29 dB
Damit ist der DLA-NZ800 durchweg 2 dB (A) lauter als das 10.000 Euro teurere Modell auf denselben Stufen. Neu ist ebenfalls die „Dynamische STRG“ gegenüber dem Vorgängermodell NZ8. Dieses bietet die Parameter: „Aus“, „Gering“, „Hoch“, „Ausgewogen“. Die dynamische Helligkeitsregelung schaltet beim DLA-NZ800 in allen aktivierten Stufen die Laserdioden aus, sobald ein Schwarzbild zugespielt wird. Auf „Gering“ wird sofort die volle Lichtleistung aufgerufen, wenn kleinste Bildinhalte vorhanden sind. Allerdings schalten die Laser schlagartig aus, wenn eine Schwarzblende zugespielt wird, während anschließend bei sichtbaren Bildinhalten angenehm aufgeblendet wird. Ich finde diese Regelung zu abgehackt und störend, weil die Regelung deutlich sichtbar ist. „Hoch“ regelt die Helligkeit im gesamte Bild etwas herunter, wenn Schwarzanteile überwiegen. „Ausgewogen“ reduziert die Lichtausbeute noch weiter herunter, wenn dunkle Inhalte überwiegen. Das führt zwar zu einem besseren Schwarz, aber geht zulasten der Leuchtkraft. Die beiden zuletzt genannten Modi blenden bei einem Schwarzbild aus, was ich als sehr angenehm empfinde, und bei dann kommenden Inhalte wieder auf. Gerade bei dem hohen Kontrast des DLA-NZ800 ist es ratsam, das dynamische Laserdimming maximal auf „Hoch“ zu stellen, um spektakuläre Schwarzblenden zu erzeugen, auch weil die Laserdioden nicht einfach abschalten, sondern in diesem Modus quasi ausblenden. Trotz dieser tollen Regelung habe ich micht entschieden, das Laserdimming auszuschalten, weil ich den Schwarzwert als so gut erachte, dass es keine Dimmingfunktion in der Praxis bedarf. Spektakulär ist es aber schon, wenn in Vorführungen die Zuschauer plötzlich in einem Stockdunklen Raum sitzen, wenn der JVC DLA-NZ800 den Laser ausschaltet.
Vergleich: 4K vs. 8K
Immer wieder wird diskutiert, welche Vorteile 8K gegenüber 4K besitzt. Da es mittlerweile einen 8K-Mediaplayer zu erwerben gibt, nutze ich diesen, um eine Panoramaaufnahme von Hamburg abzuspielen, die ich aus dem Hanseatic Trade Center geschossen hat. Die Fotoaufnahme liegt mir für diesen Vergleich in zwei Größen vor: 7.680 x 4.320 Pixel (8K) und 3.840 x 2.160 Pixel (UHD). Wie erwartet sind die Unterschiede auf der Leinwand deutlich zu sehen – auch wenn ich relativ nah davor sitzen muss, um in den vollen Genuss der höheren Auflösung zu kommen.
Wer die Unterschiede richtig bewerten möchte, sollte die nachfolgenden Screenshots in einem neuen Tab öffnen.
Deep Black
„Deep Black“ ist ein neues Feature, das JVC erstmals in die 2024-Projektoren-Serie verbaut. Sobald „Frame Adapt HDR“ das dynamische Tone Mapping im DLA-NZ800 durchführt, kann „Deep Black“ hinzu geschaltet werden. Schlagartig wird das Bild eine Spur plastischer. Das Schwarz erscheint etwas dunkler. Das macht schon Spaß.
Ermöglicht wird das, in dem die EOTF (also das HDR-Gamma) in dunklen Bereichen bearbeitet wird. Dunkle Pegel werden etwas abgesenkt, um den gewünschten brillanteren Look zu erzeugen, während hellere Pegel unverändert bleiben. Im Gegensatz zum Vorserienmodell des DLA-NZ900 laufen beim DLA-NZ800 (Seriengerät) keine Inhalte im Schwarz zu. Die Durchzeichnung bleibt also vollständig erhalten.
Diesen Effekt kann ich noch etwas verbessern, in dem ich bei HDR-Inhalten die Leinwanddiagonale von 150 Zoll auf 180 Zoll erhöhe. Dadurch werden helle Inhalte etwas heller reproduziert, während mit „Deep Black“ dunkle Inhalte etwas dunkler projiziert werden. In dieser Kombination legt die Plastizität von HDR-Filmen noch eine große Schippe drauf und wirkt fast schon wie auf einem Plasma-TV.
Um die Unterschiede mal zu veranschaulichen empfehle ich, auch diese Bilder in einem neuen Tab zu öffnen:
Bildqualität
Mit 29 dB (A) ist der JVC DLA-NZ800 angenehm leise. Das 8K/e-ShiftX-Element kann ich wie beim NZ900 zwar heraushören, weil es eine andere Frequenz besitzt, aber diese ist auch beim DLA-NZ800 vollkommen unkritisch. Trotzdem habe ich mich nach eingehender Untersuchung mittlerweile entschieden, 8K/eShiftX auszuschalten, weil die Wirkungsweise viel dezenter ist als beim Vorgänger DLA-NZ8. In Verbindung mit der Zwischenbildberechnung auf „Gering“ ist überdies die Bewegungsschärfe sichtbar besser ohne 8K/eShiftX – sowohl bei UHD-Bildmaterial als auch bei Full-HD-Inhalten. Außerdem laufen die Bilder ruhiger und weniger „ruckelig“.
Aufgehellte Ecken sind bei meinem DLA-NZ800 nicht relevant. Bildinhalte mit 24, 50 und 60 Hz werden originalgetreu reproduziert, wenn die Zwischenbildberechnung und 8K/eShiftX ausgeschaltet sind. Hierbei fällt mit deutlich auf, dass ohne Zwischenbildberechnung Feindetails klarer lesbar sind als noch beim Vorgängermodell NZ8. Zum Beispiel „I LOVE ELVIS“ im Abspann des gleichnamigen Films, was beim Vorgängermodell aufgrund des 24-Hz-Zitterns nicht möglich war. Puristen kommen hier voll auf ihre Kosten, weil selbst teure DLP-Projektoren wie der Barco Freya dies nicht besser darstellen. Die Wiedergabe von Spielfilmen sieht exakt so aus, wie ich es aus guten Kinos kenne, denn hier gibt es auch keine Zwischenbildberechnung. Wird die FI beim DLA-NZ800 hinzugeschaltet, verbessert sich die Bewegungsschärfe schlagartig und das leichte 24p-„Zittern“ verschwindet. Allerdings stellen sich sofort leichte Doppelkonturen ein. Um diese weißen Säume zu beseitigen, darf im Grafikmodus „Hochauflösend 1“ der Wert maximal 3 betragen. Wird die „Bewegungsverbesserung“ auf „Hoch“ gestellt, erzeugt sie deutlich weniger Artefakte als beim NZ8. Auch der Soapopera-Effekt ist sichtbar geringer. Die Schärfe ist bis zum Rand tadellos. Durch das neue Signalprozessing und den gesteigerten Kontrast wirkt das Bild viel plastischer und brillanter als vom Vorgänger.
Filme in HDR10+ sehen auf den ersten Blick überwältigend aus. Allerdings ist nur eine native Frequenzwiedergabe möglich. Spielfilme laufen nativ mit 24 Hz, die Zwischenbildberechnung kann nicht eingeschaltet werden. Ebenso sind Anpassungen im Farbraum nicht möglich, weil HDR10+ das unterbindet. Darüber hinaus finde ich „Elvis“ in HDR10+ zu dunkel. Dem begegne ich, in dem ich den HDR-Pegel auf „Hoch“ setzte. Trotzdem entscheide ich mich letztendlich dazu, „Frame Adapt HDR“ das dynamische Tone Mapping zu überlassen und schalte HDR10+ im OSD aus. Nun kann ich auf die Zwischenbildberechnung zugreifen, „Deep Black“ aktivieren und die Farben noch etwas trimmen.
In HDR werden alle Signale von 0,0 bis 10.000 Nits, die im Quellmaterial vorhanden sind, vom NZ800 vollständig auf der Leinwand via Frame Adapt HDR reproduziert. In „Sully“ sind alle Inhalte auf den Displays zu sehen, wenn der Kapitän nachts über den Times Square joggt. Die leuchtenden Rotfarbtöne in „Elvis“ lösen schlicht und ergreifend wahre HDR-Wow-Momente aus, wenn der King die Aufnahmen für die Weihnachtsshow macht. In „West Side Story“ leuchten die Farben überaus prachtvoll. Die Tanzszenen wirken noch feiner aufgelöst als beim Vorgängermodell. In „Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes“ ist die Anfangsszene vorzüglich durchgezeichnet und es ist alles in der Dunkelheit bestens zu sehen. Nichts ist zu dunkel, nichts läuft im Schwarz zu. Ich habe das Gefühl, viele Filme völlig neu zu erleben, ob der genialen Performance des DLA-NZ800.
Frame Adapt HDR bietet gleich mehrere Möglichkeiten des dynamischen Tone Mappings. Diese nennen sich „Bild“ und „Szene“. Entsprechend arbeiten die beiden Tools. Also Bild für Bild werden die Metadaten unter „Bild“ analysiert und angepasst, respektive mehrere Bilder werden unter „Szene“ herangezogen, um das projizierte Bild zu analysieren und anzupassen. Unterschiede sind kaum einmal ersichtlich. Im Fall von „Dune“ aber war es dann deutlich erkennbar, was passiert.
Im Spielfilm „Dune“ von der UHD Blu-ray werden beim Überflug über die Wüstenstadt via „Scene“ helle und dunkle Signale bestmöglich reproduziert. Mit „Bild“ werden helle Signale noch weiter angehoben, so dass hier eine ganze Bergkette am Horizont verschwindet. Aber das auch nur für Sekundenbruchteile – mal ist die Bergkette zu sehen, dann ist sie wieder weg, dann wieder da. Alles innerhalb von wenigen Sekunden. Hintergrund ist das stärker arbeitende Tone Mapping via „Bild“, welches helle Signale etwas früher ins Clipping verschiebt als unter „Szene“.
Aus diesem Grund empfehle ich: Das dynamische Tone Mapping auf „Szene“ zu belassen, weil man hiermit in weniger Probleme läuft.
Um das mal zu veranschaulichen:
3D-Wiedergabe
Auch wenn immer mehr Projektorenhersteller 3D aus ihrer Ausstattungsliste für Projektoren entfernen, erfreuen sich viele Nutzer am dreidimensionalen Erlebnis. Schließlich haben sich zahlreiche Cineasten über Jahre eine stattliche 3D-Sammlung zugelegt. Der DLA-NZ800 bildet bei JVC mittlerweile den Einstieg in 3D, weil die kleineren aktuellen Modelle DLA-NZ500 und DLA-NZ700 dieses Feature nicht mehr unterstützen.
Aufgrund seiner hohen Lichtausbeute ist der DLA-NZ800 wie geschaffen für 3D-Filme. Zudem kann die FI hinzugeschaltet werden, um die Bewegungsschärfe zu verbessern. In „Avatar: The Way Of Water“ gibt es dank RF-Technologie keine sichtbaren Doppelkonturen (Crosstalk-Effekte). Die Bildtiefe in den messerscharf dargestellten Wäldern und auf den Meeren von Pandora sehen schlichtweg umwerfend aus. Wenn Sully vor dem Sonnenuntergang fliegt, spielt der JVC seine ganze Leuchtkraft aus. So macht 3D Spaß.
Fazit
Der JVC DLA-NZ800 ist ein herausragender 8K-Heimkino-Projektor mit langlebiger Laserlichtquelle, HDR, Lens-Memory, AutoCal, Motoroptik sowie 3D, der gegenüber seinem Vorgänger in Schärfe, Maximalhelligkeit, Schwarzwert und Kontrast sichtbar verbessert wurde. Im Zusammenspiel mit seinem Bedienkomfort liefert er ein außergewöhnliches Großbilderlebnis der Spitzenklasse. Aufgrund des erstklassigen Ergebnisses ist die logische Folge: Mein DLA-NZ8 wird vom DLA-NZ800 als Referenzprojektor abgelöst, an dem sich zukünftig alle anderen Testgeräte messen lassen müssen.
Technische Daten und Messergebnisse
Modell: JVC DLA-NZ800
Technik: 3-Chip D-ILA
Helligkeit: 2450 Lumen (SDR), 2500 bzw.1550 Lumen (HDR)
Kontrast On/Off: 54.600:1
Kontrast ANSI: 584:1
Kontrast Inbild: 15.600:1 (SDR), 13.150:1 (HDR)
Schwarzwert: 0,04 Lumen (SDR), 0,05 bzw. 0,03 Lumen (HDR)
Bildauflösung: 4096 x 2160 Pixel (8192 x 4320 Pixel via E-Shift)
Lichtquelle: Laser/Hybrid
Leistungsaufnahme: 370 Watt
Betriebsgeräusch: min. 23 dB (bis LD 46), max. 29 dB (LD 100)
Lens-Shift: Ja (vertikal und horizontal)
3D-Wiedergabe: Ja
3D-Transmitter: optional erhältlich gegen Aufpreis
3D-Brille: optional erhältlich gegen Aufpreis
Ausführungen: Schwarz
Abmessungen (HBT): 234 x 500 x 505 mm
Gewicht: 23,1 Kg
Preis: 15.990,00 Euro
Garantie: 2 Jahre (3 Jahre bei Fachhändlerkauf)
Pro & Contra
+ echte 4K-Auflösung plus 8K/e-shiftX-Technologie
+ bester Kontrast
+ perfekte HDR-Performance
+ 4K/120 Hz und 8K/60 Hz
+ motorische Optik mit Lens-Memory
+ exzellente Schärfe
+ Farbdarstellung auf Referenzniveau
+ 3D-fähig
– kein Dolby Vision
Test und Text: Michael B. Rehders
Fotos: Michael B. Rehders
Titelfoto: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts: Hamburg Panorama (Michael B. Rehders), West Side Story (Walt Disney / LEONINE), Elvis (Warner Bros / Universal Pictures Germany GmbH), Avatar: The Way Of Water (Walt Disney / LEONINE), Sully (Warner Bros. / Universal Pictures), U-571 (STUDIOCANAL), Dune (Warner Bros (Universal Pictures)