TEST: SONY VPL-VW290ES – Echter 4K-Projektor mit HDR, 3D und präzisen Farben

Sony erweitert seine Heimkino-Projektoren-Serie mit dem VPL-VW290ES. Das 4K-Einstiegsmodell soll das XXL-Kinoerlebnis direkt nach Hause bringen, dank HDR mit Dynamischen Tone Mapping, umfangreicher Ausstattung und exzellenter Bildqualität aus dem Karton. Wie sich der jüngste 4K-Spross für 5.490 Euro auf dem Testparcours schlägt, verrate ich in allen Einzelheiten in diesem Test.

Foto: Michael B. Rehders – Sony VPL-VW290ES mit Fernbedienung.

Styling und Design

Mit der VPL-VW-Reihe offeriert Sony seine aktuellen 4K-Heimkino-Projektoren, für die bis zu 25.000 Euro aufgerufen werden. Den Einstieg bildet das aktuelle Modell VPL-VW290ES für 5.490 Euro. Den Projektor gibt es in den Farben Schwarz und Weiß. Ganz offensichtlich hat Sony nicht nur an Wohnzimmer gedacht, in denen ein weißes Gerät deutlich unauffälliger integrierbar ist, sondern auch an dedizierte Heimkinoräume, in denen schwarze Geräte kein unnötiges Streulicht erzeugen. Am bewährten Design hat sich nichts geändert. Das Gewicht beträgt 14 Kilogramm und der Energieverbrauch liegt bei 390 Watt.

Foto: Michael B. Rehders – Alle Anschlüsse befinden sich auf der linken Seite. Zwei HDMI-Ports stehen zur Verfügung für AV-Receiver und beispielsweise einen zusätzlichen Videoprozessor wie den Radiance Pro von Lumagen. Am Trigger kann eine Leinwand verbunden werden, die beim Einschalten des Projektors automatisch ausfährt. LAN, Remote und USB sind für Steuerungen und Updates vorgesehen.

Ausstattung und Technik

Der Sony VPL-VW290ES besitzt eine native Auflösung von 4.096 x 2.160 Pixel. Trotzdem kann der Sony auch Filme und Live-Sport mit 3.840 x 2.160 Pixel (UHD) entgegennehmen, verarbeiten und nativ projizieren. Die überschüssigen Pixel links und rechts erhalten in diesem Fall keine Bildsignale.
Die 225 Watt Quecksilberhochdrucklampe soll 1.500 Lumen Lichtausbeute ermöglichen. Im niedrigen Lampenmodus wird der Austausch nach 6.000 Stunden empfohlen.
Die gesamte Optik kann bequem vom Sitzplatz aus gesteuert werden. Zoom, Bildlage und Fokus lassen sich via Fernbedienung anpassen. Das ist besonders praktisch, wenn mit der Nasenspitze vor der Leinwand die Schärfe auf den Punkt eingestellt wird. Nutzer von Cinemascope-Leinwänden sind beim Formatwechsel hingegen gezwungen, jede Änderung händisch durchzuführen, weil es keine Lens-Memory-Speicher gibt. Wer diesbezüglich mehr Komfort anstrebt, muss bei Sony zum VPL-VW590ES greifen, der rund 2.500 Euro mehr kostet und über eine Lens-Memory-Funktion verfügt. Der 2,06-fache Zoomfaktor ist großzügig bemessen, ebenso wie der horizontale und vertikale Lens-Shift, um das Bild flexibel auf die Leinwand anzupassen. Der Projektor muss nicht zwingend mittig vor der Leinwand installiert werden, sondern kann auch oberhalb der Leinwand bzw. seitlich versetzt stehen.
Mit Motionflow ist eine gute Zwischenbildberechnung implementiert, die in drei Stufen regelbar ist. Sie verbessert die Bewegungsschärfe in Spielfilmen und Sportsendungen.
Die Reality Creation nimmt ebenfalls Einfluss auf die Bildsignale. Hierfür stehen Regler für Auflösung und Rauschen zur Verfügung. Ein Digitaler Fokus-Optimierer, der im VPL-VW790ES zum Einsatz kommt, ist im VW290ES nicht vorhanden.
Fans von dreidimensionalen Bildern kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Der Sony gibt 3D-Filme von Blu-ray und Streamingdiensten wie YouTube wieder. Die passende 3D-RF-Brille (TDG-BR250) kann für 73 Euro im Fachhandel erworben werden.
Die High-Dynamic-Range-Technologien HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma) für Broadcast werden unterstützt. Die Videoverarbeitung übernimmt der neue „X1 for Projector“-Prozessor. Dieser ist aus den Sony BRAVIA-Fernsehern bekannt und kombiniert die Bildverarbeitung mit Funktionen wie Dynamic HDR Enhancer und Super Resolution. Hinter dem Dynamic HDR Enhancer verbirgt sich im Grunde das Dynamische Tone Mapping. Es analysiert die Inhalte Bild für Bild und passt Helligkeit und Farben framegenau an.

Foto: Michael B. Rehders – Die Fernbedienung ist beleuchtet, wodurch die Beschriftungen auf der Tastatur im Dunkeln gut erkennbar sind. Direkttasten für Zoom, Fokus und Lens-Shift fehlen, was die entsprechenden Einstellungen relativ umständlich macht.

Foto: Michael B. Rehders – Sollte die Fernbedienung mal nicht zur Verfügung stehen, erfolgt die komplette Steuerung mit der Tastatur, die auf der rechten Seite ins Gehäuse eingelassen ist.

Installation und Bedienung

Mit einem Gewicht von 14 Kilogramm ist der Sony VPL-VW290ES so schwer, dass er zu zweit an die Zimmerecke montiert werden sollte – die passende Deckenhalterung selbstverständlich vorausgesetzt. Auch die Aufstellung auf einem Regal in zwei Meter Höhe ist leichter, wenn diese nicht allein durchführt wird. Dass war es dann aber auch schon mit der schweißtreibenden Arbeit. Alle weiteren Schritte sind zügig erledigt: Dank Motorzoom, -Fokus und -Lens-Shift ist das Bild im Handumdrehen auf der Leinwand ausgerichtet. Aus einer Distanz von 3,45 bis 7,07 Meter wird eine Bildbreite von 2,5 Metern erzeugt. Dafür muss der Beamer nicht einmal zwingend in der Mitte stehen, sondern kann oberhalb, unterhalb und auch seitlich versetzt zur Leinwandmitte platziert werden. Viel flexibler geht es kaum noch. Jetzt noch den AV-Receiver via HDMI-Kabel verbinden und schon kann das Filmvergnügen starten.
Mit der Fernbedienung lässt sich angenehm schnell durch das übersichtliche On-Screen-Menü navigieren. Die Änderungen werden prompt umgesetzt.
Ab Werk weist mein Testsample leichte Konvergenzfehler auf, die sich als rote und blaue Säume offenbaren. Aus üblichen Betrachtungsabständen spielen diese keine Rolle, weil praktisch nicht sichtbar. Dennoch haben ich die Gelegenheit ergriffen, die Konvergenz im Untermenü des Projektors anzupassen. Mit wenigen Klicks ist das erledigt und weiße Linien besitzen keine rot-grünen Ränder mehr, sondern sind klar vom schwarzen Hintergrund abgegrenzt. Ich empfehle diese obligatorische Anpassung durchzuführen, weil sich dadurch die Abbildungsschärfe sichtbar verbessert.

Das On-Screen-Menü hat sich seit Jahren nicht geändert. Es ist übersichtlich strukturiert und es bedarf kaum einer Anpassung, weil die Werkseinstellung bereits hervorragend ist.
Ein Sechs-Achsen-Farbmanagement steht zur Verfügung, um Primär- und Sekundärfarben innerhalb der Farbräume Rec.709 und Rec.2020/P3 anzupassen.
Via „Seitenverhältnis“ kann umgeschaltet werden von 3.840 x 2.160 Pixel auf die voll 4K-Auflösung mit 4.096 x 2.160 Pixel. Überdies können mit „Blanking“ Filme kaschiert werden, die wechselnde Seitenverhältnisse besitzen, wie „Wonder Woman 1984“.
Der Spielfilm „Skyfire“ erscheint mit Letterboxbalken im Seitenverhältnis 2,39:1. Meine drei Meter breite CinemaScope-Leinwand kann damit nicht vollständig ausgefüllt werden, weil der Projektorabstand dafür etwas zu gering ist.
Mit dem Seitenverhältnis „2.35:1 Zoom“ werden die vollen 4.096 Pixel des Sony genutzt und meine Leinwand vollständig ausgefüllt.

Messungen und Diagramme

Im Bildmodus „Referenz“ braucht der Nutzer im Grunde nichts weiter zu ändern. Die Werkseinstellungen meines Testsamples sind so gut, dass sie in diesem Preset praktisch jede Korrektur überflüssig macht. Die Lichtausbeute beträgt ordentliche 1.380 Lumen. Das reicht für eine Bildbreite von 4,00 Meter, um diese mit 14 Footlambert auszuleuchten, die THX für digitale Kinofilme in entsprechend zertifizierten Kinosälen vorgibt.. Die Farbtemperatur macht mit 6.500 Kelvin eine Punktlandung. Mit maximal Zoom fällt der native On/Off-Kontrast mit 8.833:1 sehr gut aus. Der ANSI ist mit 271:1 nicht minder beeindruckend. Der Schwarzwert von 0,15 Lumen ist ebenfalls auf Topniveau.
Mit HDR-Content (siehe Fotos unten) lässt sich die Lichtausbeute auf bis zu 1.518 Lumen steigern, womit unser Testsample die Herstellerangabe sogar leicht übertrifft. Die Farbtemperatur beträgt hierbei 6.560 Lumen. Der Kontrast legt gegenüber der SDR-Kalibrierung sogar in diesem Preset noch zu. Exzellente 10.120:1 (On/Off) und 320:1 (ANSI) ganz ohne dynamische Helligkeitsregelungen ergeben meine Messungen.
Beeindruckend ist die Color Uniformity, also die gleichmäßige Ausleuchtung über das gesamte projiziert Bild. Diese beträgt hervorragende 96 Prozent. Der Helligkeitsabfall von der Mitte zur Seite ist so gering, dass dieser für uns nicht mehr zu sehen ist. 

Farbraum Rec.709 ab Werk – Ohne eine einzige Änderung erreichen alle Farben fast punktgenau ihre Vorgaben. Der Farbraum für Full HD wird 100 Prozent abgedeckt.
Farbraum Rec.709 kalibriert – Perfektionisten können die minimalen Abweichungen noch anpassen. Diese sind jedoch so gering, dass sie bereits innerhalb der Serienstreuung von preiswerten Messinstrumenten liegen.
Rec.2020/P3 ab Werk – Der Farbraum Rec.2020/P3 ist mit 90 Prozent Abdeckung leicht limitiert. Rot, Grün und Cyan liegen knapp neben ihrem Target.
Gamma 2,2 ab Werk – Das Gamma verläuft um 2,2 herum und bedarf im Grunde keiner Anpassung.
Graustufenverlauf ab Werk – Besser geht es kaum noch. Der Farbverlauf liegt durchweg um 100 Prozent.
Graustufenverlauf kalibriert – Noch einen Hauch besser sieht der Graustufenverlauf nach der Kalibrierung aus. Sichtbar sind diese Änderungen bereits nicht mehr in Filmen.

Einstellungstipps vom Color-Management-Experten

An dieser Stelle gibt es von mir regelmäßig Einstellungstipps, die als Grundlage für eine Kalibrierung herangezogen werden können. Aber auch Nutzer ganz ohne Messinstrumente erhalten damit eine ordentliche Grundeinstellung:

SDR
Bildmodus              Referenz
Realismus              Ein
Kontrast                 Max.
Helligkeit               50
Farbe                     50
Farbton                  50
Schärfe                  50
Farbtemperatur   D65
Gamma                  2,2
Farbraum              BT.709
Kontrastverstärker  Aus

HDR
Bildmodus              (HDR) Referenz
Realismus              Ein    
Kontrast (HDR)     80
Helligkeit               50
Farbe                     57
Schärfe                  50
Farbtemperatur    D65
Dyn. HDR-Verstärk. Hoch
Farbraum               BT.2020

Nur wenige Anpassungen sind im Menü nötig, um ein überaus brillantes Bild für HDR-Content zu erhalten. HDR-Einstellungen sind allerdings erst dann möglich, wenn ein Film in HDR projiziert wird. Ansonsten ist dieses Preset nicht aufrufbar.

Schärfe und Detaildarstellung

Mit den Vorgängermodellen ist mir noch ein leichter „Unschärfe Maskierungs“-Effekt aufgefallen, den viele aus der Fotografie kennen. Kontrastreiche Elemente erhalten zur Steigerung des Schärfeeindrucks eine leichte schwarze Umrandung. Das ist beim VPL-VW290ES nicht mehr der Fall. Ränder sind klar abgegrenzt, so dass sich dadurch die Detaildarstellung sichtbar verbessert. Es wird zwar nicht ganz die Abbildungsqualität des von mir getesteten Sony VPL-VW790ES erreicht, dennoch stellt der VPL-VW290ES ein überaus detailreiches Bild dar, in dem feinste Inhalte bis runter zur UHD-Pixelauflösung dargestellt werden.
Spielfilme mit 24 Hz werden originalgetreu projiziert. Ich habe bislang noch keinen Projektor getestet, der dies besser umsetzt als die aktuelle Sony VW-Serie. 
Wird Motionflow eingeschaltet, legt die Bewegungsschärfe noch eine Schippe drauf. Feindetails in langsamen Kameraschwenks werden aufrechterhalten und verwischen nicht so schnell. Der Modus „Niedrig“ funktioniert weitgehend fehlerfrei. Erst bei komplexen Szenen wuselt es mal leicht um Personen herum. Überdies erzeugt das Feature einen leichten Seifenoper-Effekt. Das machen Sony-TV-Fernseher deutlich besser, weil deren Regelungen unauffälliger arbeiten und zwar ganz ohne „Soap“-Effekt. Ich lasse „Motionflow“ daher ausgeschaltet.

Foto: Michael B. Rehders – Meine Panoramaaufnahme von Hamburg aus dem Hanseatic Trade Center deckt die vorzüglichen Bildeigenschaften des Sony VPL-VW290ES auf. Der Himmel ist frei von „Banding“-Effekten, welche die Vorgängergeneration durch eine interne 8-Bit-Wandlung noch verursacht hat. Die Farben sind originalgetreu. Offensichtlich erfolgt die komplette Signalverarbeitung nun auch intern mit 10 Bit.
Foto: Michael B. Rehders – Der Zwei-Prozent-Ausschnitt deckt auf, wie exzellent Schärfe und Detaildarstellung des Sony sind. Einzelne Personen im Doppeldecker sind klar erkennbar. Auch das Hamburg-Wappen ist vollständig reproduziert. Selbst einzelne Streben am Brückengeländer sind vollständig erhalten.

Skalierungseigenschaften

Neben Spielfilmen von der 4K-Blu-ray greifen viele Nutzer auf das reichhaltige Angebot von Streaming-Anbietern zu, wie Disney+, Prime Video, Netflix, YouTube, Sky und natürlich auch auf das Programm von ARD und ZDF. Während Netflix und Co. mittlerweile bis UHD-Auflösung senden, ist bei den Öffentlich Rechtlichen Sendern die Signalübertragung nach wie vor auf 720p limitiert. Diese Signale stellen eine echte Herausforderung für viele Prozessoren dar, um sie möglichst fehlerfrei auf native UHD-Auflösung zu skalieren. Nicht so der Sony VPL-VW290ES. Diesem gelingt das Upscaling ausgesprochen gut via Reality Creation. Der Bildeindruck ist stimmig.
Full-HD-Content sieht hochskaliert beinahe ebenso gut aus wie native UHD-Spielfilme. Viel fehlt da unserer Ansicht nicht mehr. Live-Sport begeistert mit flüssigen und scharfen Bewegungen. Egal ob es Formel-1-Fahrzeuge sind, die über verschiedene Rennstrecken rasen, oder Fußballspieler, die im Sprint über den Rasen laufen und sich den Ball zuspielen, die Protagonisten erscheinen durchweg glasklar.

Kontrastverstärker: Aus – In „Skyfire“ bricht der Vulkan auf der Urlaubsinsel mit einer gewaltigen Eruption aus. Ist der Kontrastverstärker im Sony ausgeschaltet, ergbit sich eine beeindruckende Plastizität.
Kontrastverstärker: Hoch – Mit dem auf hoch eingestellten Kontrastverstärker wird das Bild zwar etwas heller in den dunklen Bereichen, aber das geht zu Lasten der Plastizität. Aus diesem Grund empfehle ich den Kontrastverstärker für Full-HD-Filme auszuschalten.

Allgemeine Bildeindrücke und Betriebsgeräusch

Der Sony VPL-VW290ES läuft im hohen Lampenmodus angenehm leise mit rund 29 Dezibel. Im Eco-Lampenmodus kann das Betriebsgeräusch auf 26 Dezibel gesenkt werden und ist fast gar nicht mehr wahrnehmbar, sobald leiser Filmton zu hören ist.
Einzelne Pixelstrukturen oder gar ein Fliegengitter (Screendoor) sind auf der Leinwand selbst aus kurzer Distanz nicht zu sehen. Dank hohem Füllfaktor und nativer 4K-Auflösung muss ich schon relativ nah vor die Leinwand treten, um die Pixel eines Schwarz/Weiß-Schachbrettmusters in UHD-Auflösung zu differenzieren. In diesem Zusammenhang ergibt sich ein beeindruckendes Bild, das schon fast an analogen Film erinnert. Völlig frei von störenden Strukturen ergibt sich ein homogenes Bild.

Foto: Michael B. Rehders – Meine Makroaufnahme deckt auf, dass einzelne Linien in UHD-Pixelauflösung vollständig abgebildet werden. Die leichte Verfärbung sorgt dafür, dass der Kontrast nicht ganz ausgeschöpft wird. In der Praxis hat das aber keine negativen Auswirkungen, da in Filmen und Fotos keine Verfärbungen auftreten.

HDR-Technik

Hinter dem Dynamic HDR Enhancer verbirgt sich das Dynamische Tone Mapping. Es analysiert die Inhalte Bild für Bild und passt Helligkeit und Farben framegenau an, allerdings sind händische Anpassungen nötig. Da die Metadaten nicht Bild für Bild ausgelesen werden, sondern die Anpassung rudimentär erfolgt, bedeutet das: Innerhalb eines vorab definierten Spektrums (z. B. 1.000 Nits) werden alle Bildsignale via Tone Mapping dargestellt. Hellere Elemente überstrahlen ins Weiß. Ab Werk steht der Kontrast (HDR) auf 50. Dieser Wert ist ein Kompromiss, um möglichst viele Spitzlichter oberhalb von 100 Nits darzustellen. Filme erscheinen damit aber viel zu dunkel. Wer das volle Spektrum bis 10.000 Nits sehen möchte, das auf einzelnen Filmen (wie „Sully“) enthalten ist, muss den Regler auf 37 reduzieren. Das führt dann aber zu einem dunklen HDR-Bild vieler anderer Filme wie zum Beispiel „Der Marsianer“, „Tenet“ und „Inferno“.
Um mal zu veranschaulichen, warum ich die obigen Einstellungen für HDR empfehle:

HDR bis 10.000 Nits – Mit dem Kontrast (HDR) 37 wird die maximale Luminanz ausgeschöpft, die Inhalte in HDR-Filmen derzeit besitzen können.
HDR 600 Nits – Mit dem Kontrast (HDR) Maximum werden nur noch Inhalte bis 600 Nits dargestellt. Die Folge sind teilweise ins Weiß überstrahlende helle Inhalte wie Himmel.
HDR 700 Nits – Mit dem Kontrast (HDR) 80 werden Inhalte bis 700 Nits projiziert. Dies erweist sich als guter Kompromiss für strahlend helle Filme, wenn der „Dyn. HDR-Verstärker“ hinzugeschaltet wird. Sollte ein Film trotzdem zu dunkel oder gar zu hell erscheinen, einfach den Kontrast (HDR) wunschgemäß anpassen.
HDR mit obigen Einstellungsempfehlungen – Wird der „Dyn. HDR-Verstärker“ auf „Hoch“ hinzugeschaltet, erhöht sich sichtbar die Lichtausbeute, was zu einem spektakulären HDR-Erlebnis beiträgt.

Der Spielfilm „Inferno“ besitzt eine hervorragende HDR-Performance, die vom Projektor ausgeschöpft werden sollte. In HDR-Werkseinstellung und mit ausgeschalteten „Dyn. HDR-Verstärker“ ist die Bootsfahrt in Venedig sichtbar zu dunkel.
Mit den obigen Einstellungsempfehlungen legt die HDR-Performance sichtbar zu. Farben, Durchzeichnung, Kontrast und Schärfeeindruck sind besser.

HDR auf der Leinwand

Mit UHD-Material läuft mein Testgast dann zur Hochform auf. Feinste Spitzlichter auf Wasseroberflächen werden vom Sony reproduziert, die ein Full-HD-Beamer ob seiner geringeren Auflösung nicht mehr darstellen kann.  Farbverläufe sind überaus gleichmäßig.
Ich starte mit „Tenet“ von der 4K-Blu-ray, nachdem ich die oben aufgeführten Anpassungen vorgenommen haben. Bereits das rote Warner-Logo versprüht den ersten HDR-Wow-Moment. Knackscharf und überaus plastisch wird es auf die Leinwand geknallt. Einzelne Zuschauer im Saal des ausverkauften Musikhauses sind klar auszumachen. In Kapitel 3 hebt sich das Hochhaus in der Nacht deutlich ab. Auch die Gebäude links und rechts daneben sind bestens zu erkennen, da alle Inhalte von 0,005 bis 700 Nits strahlend hell abgebildet werden. Die Fenster leuchten satt Gelb und sogar Details in den Wohnungen sind auszumachen, wenn die Kamera langsam darauf zufliegt. Als der Protagonist nachts das Flugzeug kapert, um es in den Hangar zu manövrieren, können wir weder einen Grauschleier auf dem Bild ausmachen, noch den sogenannten „Black Crush“. Bei letzterem handelt es sich um ins Schwarz absaufende dunkle Filminhalte. Auf dem Flughafen sind alle vorhandenen Details zu sehen, die Durchzeichnung ist sehr gut. Aufgrund der hohen Lichtausbeute strahlen Tageslichtszenen überaus prachtvoll. Während der Bootsfahrt mit dem Katamaran macht das Dynamische Tone Mapping einen ausgezeichneten Job und offenbart alles. Ja sogar „Inferno“ mit Inhalten, die bis zu 10.000 Nits hell sein sollen, werden vom Dynamischen Tone Mapping exzellent verarbeitet. Nur selten überstrahlen Teile vom Set mal ins Weiß. Es überwiegen die gesättigten und hellen Farben. Lediglich bei „Sully“ kommt der Projektor ein wenig aus dem Tritt mit meinen obigen Einstellungsempfehlungen. In diesem Film sind händische Anpassungen erforderlich (HDR Kontrast von 80 auf 37), damit helle Inhalte nicht ins Weiß überstrahlen.

Das Warner-Logo auf der 4K-Blu-ray von „Tenet“ beeindruckt mit seinem satten Rot, das so nur mit dem großen Rec.2020/P3-Farbraum darstellbar ist.
Der exzellente Kontrast ermöglicht ein sattes Schwarz, aus dem sich strahlend helle Elemente abheben. Die Explosion in „Tenet“ ist so fein aufgelöst, dass sogar feinster Funkenflug offenbart wird.
Als der Protagonist mit seiner Begleitung am Hafen entlang gehen, zeigt der VPL-VW290ES alle im Film vorhandenen Details. Schattenbereiche auf der linken Seite und der Himmel im Hintergrund sind bestens durchgezeichnet. Dank der sehr guten Schärfe sind alle Steine in den Mauern erkennbar.

3D-Filme

Unter Filmfreunden ist 3D immer noch hoch angesagt. Kein Wunder, wirkt doch das dreidimensionale Bild auf einer XXL-Screen beeindruckend.
Der Sony VPL-VW290ES erkennt 3D-Filme von Blu-ray zuverlässig. Dank des eingebauten Emitters, bedarf es lediglich einer 3D-Brille mit RF-Technologie. Hier können im Grunde alle erhältlichen Funk-Modelle verwendet werden.
„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ bietet reines Demomaterial für räumliches Sehen. Wenn der Sternenzerstören komplett im Heimkino vor der Leinwand schwebt, ist das schlicht und ergreifend atemberaubend.
Störende Geisterbilder (Crosstalk Effekt) kann ich in den für den Test herangezogenen Filmen nicht ausmachen. Der hohe Kontrastumfang macht sich auch hier bezahlt. Weltraumaufnahmen besitzen ein prächtiges Schwarz mit hellen Sternen und Raumschiffen, die immer mal wieder aus der Leinwand herausragen. Der Flug des Millennium Falken über die Wüste und durch den Sternenzerstörer sorgen dafür, dass ich das Verlangen verspüre, den Kopf einzuziehen. Ja, so geht 3D!

Foto: Michael B. Rehders – Der Sony VPL-VW290ES begeistert mit natürlichen Farben und einem knackscharfen Bild.

Fazit

Der Sony VPL-VW290ES ist ein nativer 4K-Projektor, der flexibel aufgestellt werden kann. Die Bedienung ist komfortabel, dank motorisierter Optik. Viel eingestellt werden im On-Screen-Menü muss ohnehin nicht, da bereits aus dem Karton die Farbdarstellungen auf exzellentem Niveau ist. Hochaufgelöste Filme werden mit präzisen Farben und knackscharf abgebildet. HDR via Dynamischen Tone Mapping erfordert bei einigen Filmen manuelle Anpassungen durch den Nutzer. Zwei zur Verfügung stehende Gehäusefarben und eine große Aufstellungsflexibilität machen den Sony VPL-VW290ES für dedizierte Heimkinoräume und Wohnzimmer gleichermaßen empfehlenswert.

Pro & Contra

+ echte 4K/UHD-Auflösung
+ HDR mit Dynamischen Tone Mapping
+ exzellente Farbwiedergabe ab Werk
+ leise
+ überaus flexibel aufstellbar
– kein Lens-Memory
– Rec.2020/P3-Farbraumabdeckung leicht limitiert
– Dynamisches Tone Mapping erfordert händische Anpassungen

Ausstattung und Messungen

Preis 5.490 Euro
Abmessungen (BxHxT) 50 x 20 x 46 cm
Gewicht 14 kg
Auflösung 4.096 x 2.160 Pixel
Projektionsverfahren SXRD
Stromverbrauch max. 390 Watt
Anschlüsse
HDMI / YUV / FBAS /S-Video 2 / 0 / 0 / 0
Sonstige USB, Trigger, LAN, RS232
Features
Bildformatwechsel bei 1080i/p ja / ja
Lensshift optisch/elektrisch ja / ja
Lensshift horizontal / vertikal ja / ja
Deckenmontage optional
Abstand für 2,50 m Bildbreite 3,45 bis 7,07  Meter
Empfohlene Leinwandbreite bis 4,00 Meter
Bildspeicher 9
Lichtquelle UHP-Lampe
Lebensdauer Lampe normal 3.000 Stunden
Lebensdauer Lampe eco 6.000 Stunden
Lampe regelbar 2 Stufen
Preis Ersatzlampe 380 Euro
Dynamische Iris / Lampe nein / nein
HDR Wiedergabe HDR10, HLG
3D-Wiedergabe / 3D Konvertierung ja / ja
3D-Brillen im Lieferumfang nein
3D-Transmitter im Lieferumfang ja
Bewegungs-Technologie ja
Fokus / Zoom per Fernbedienung ja / ja
Fernbedienung beleuchtet ja
Gedrucktes Handbuch nein
Netztrennschalter nein
Besonderheiten Dynamisches Tone Mapping für HDR
Helligkeit (max. / kalibriert) 1.610 Lumen / 1.518 Lumen
Kontrast
On/Off 10.120:1
In-Bild-Kontrast 2.700:1
ANSI 380:1
Schwarzwert 0,15 Lumen
Farben Delta AE 2000 0,5
Graustufen Delta AE 2000 1,4
Gleichmäßige Ausleuchtung 96 %

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts: Tenet (Warner Bros.), Inferno
(Sony Pictures Home Entertainment), Skyfire (Capelight)

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