TEST: BARCO BRAGI CS – Cinemascope-Projektor für 40.000 Euro mit top Ausstattung und herausragendem Bild

Die belgische Firma Barco präsentiert den aktuellen 5K-Heimkino-Projektor Bragi CS, der speziell für Cinemascope-Leinwände geschaffen wurde. Langlebige LED-Lichttechnik, luxuriöse Ausstattung und eine exzellente Farbdarstellung sollen höchste Ansprüche befriedigen. Was der Bragi CS für 40.000 Euro bietet, zeigt dieser umfangreiche Test.   

Foto: Michael B. Rehders – Der Barco Bragi CS ist mit einem Weitwinkel-Objektiv ausgestattet, das rund 5.000 Euro Aufpreis kostet.

Styling und Design

Das Testgerät mit 5K-Auflösung heißt: Bragi Cinemascope.
Rahmen und Kern bestehen aus Aluminium und Magnesium und bringen 21,5 Kilogramm auf die Waage, ohne Optik. Das Gehäuse ist ausschließlich in Schwarz erhältlich. Der Projektor erscheint bereits optisch überaus professionell in seinem Industrie-Design-Look.

Der Bragi CS wartet mit einer Besonderheit auf: Es stehen neun Objektive zur Auswahl. Damit können alle Throw Ratio (Verhältnis von Projektionsdistanz zur Leinwandbreite) von 0,30:1 bis 9,10:1 umgesetzt werden. Eines der beiden 130-mm-Objektive (EN61 und EN63) ist im Kaufpreis des Projektors von 35.000 Euro inbegriffen. Alle anderen sind gegen Aufpreis erhältlich und ermöglichen höchste Flexibilität im Rahmen der Aufstellung.

Ich erhalte neben dem Standard-Objektiv das Weitwinkel EN66, damit es dem Bragi CS aus 3,20 Meter Distanz gelingt, meine drei Meter breite Cinemascope-Leinwand vollständig auszuleuchten. Das ist mit der Standard-Optik nicht möglich, weil die Brennweite dafür zu groß ist.

Am Weitwinkelobjektiv hängt ein Preisschild von rund 11.000 Euro. Im Tausch gegen das Standardobjektiv, welches dem Beamer ab Werk mit beiliegt, ist es bereits für 5.000 Euro Aufpreis erhältlich. Der Gesamtwert meines Testgastes mit Weitwinkelobjektiv: 40.000 Euro

Foto: Michael B. Rehders – Wie groß die Objektive des Barco Bragi CS sind, zeigt diese Fotoaufnahme. Links ist zum Vergleich das 50 mm Objektiv für meine Nikon D850 Kamera.

Foto: Michael B. Rehders – Mit einem geübten Griff wird das schwere Objektiv vorne ans Gehäuse angeflanscht.
Foto: Michael B. Rehders – Mit dem Weitwinkelobjektiv erscheint der Projektor noch imposanter.

Ausstattung und Technik

Barco beziffert die Auflösung mit 5.120 x 2.160 Pixel. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 2,37:1 für die Projektion im Cinemascope-Format. Überdies können 16:9-Inhalte mit 3.840 x 2.160 Pixel auf dem Chip abgebildet werden. Ermöglichen tut dies ein DLP-DMD mit 0,9 Zoll und nativen 2.560 x 1.600 Pixel (laut Datenblatt von Texas Instruments), der mit Hilfe der Shift-Technologie die Zielauflösung erreicht.

Der optische Block und die DMDs (Digital Mirror Device) sind versiegelt, so dass keine Staubpartikel auf den Chip gelangen. Optional lässt sich bei Bedarf ein Staub- oder Rauchfilter seitlich am Lufteinlass installieren, um die anderen Komponenten im Projektor zu schützen.

Normalerweise ändert sich die Farbtemperatur von Projektoren, wenn Zoom oder Blendenöffnungen verändert werden. Demzufolge müssen Beamer neu kalibriert werden, wenn auf präzise Farben großer Wert gelegt wird. Nicht so beim Barco Bragi CS. Dieser hält die Farbtemperatur aufrecht, wenn Brennweite und Blendenöffnungen geändert werden, weil dies im Rahmen der Objektiv-Kalibrierung mit berücksichtigt wird.

Da auch LEDs im Laufe der Zeit die Intensität der Primärfarben verändern können, hat Barco dem Bragi ein vollständiges Sechs-Achsen-Farbmanagement implementiert, welches der Hersteller als Sieben-Achsen-Farbmanagement bezeichnet. Dieses arbeitet nicht mit Schiebereglern, wie sie üblicherweise in Consumer-Projektoren verbaut sind, sondern es verwendet Dezimalzahlen für die Einstellungen von „x, y, Y“-Koordinaten. Auf diese Weise ist eine sehr viel präzisere Kalibrierung möglich (siehe unten).

High Dynamic Range (HDR) wird mit einem statischen Tone Mapping dargestellt. Dolby Vision und HDR10+ werden demzufolge nicht unterstützt. Angekündigt ist bereits ein Dynamisches Tone Mapping. Das soll in Kürze als kostenloses Update nachgereicht werden. Damit wäre der Bragi Cinemascope dann in dieser Disziplin ebenfalls auf Höhe der Zeit.
Ebenso ist Barcos „DynaBlack“ als unentgeltliches Update angekündigt, damit der Kontrast dynamisch gesteigert werden kann.

Drei Jahre Garantie, die gegen Aufpreis auf bis zu fünf Jahre erweitert werden können, 3D-Wiedergabe mittels externe RF- oder IR-Technologie, Warping, Fernwartung und Bedienung durch das „Prospector Webinterface“ runden das umfangreiche Ausstattungspaket ab. Apps und Smartfunktionen sind wenig überraschend nicht vorhanden.

Foto: Michael B. Rehders – Ein Blick auf die Rückseite zeigt neben drei großen Lüftern: Nur einen HDMI 2.0-Anschluss. 2 x DVI-D, 2 x DP sind für PC-Zuspielung (per Dual Link auch 120 Hz). LAN dient der Webkonfiguration, Firmware Updates und auch mit RS-232 der Steuerung. Via Trigger können Leinwand und Vorhänge/Jalousie vor den Fenstern bewegt werden. SYNC ist für den Anschluss externer 3D-Emitter (RF/IR), die USB-Ports dienen 5V Spannungsversorgung und Firmware-Updates.

Foto: Michael B. Rehders – Seitlich sind in den Barco Bragi CS ein Touchpanel-Display und alle nötigen Tasten eingelassen.

Foto: Michael B. Rehders – Hier lässt sich die eigene Landessprache auswählen, um den Beamer leichter steuern zu können.

Foto: Michael B. Rehders – Sämtliche Einstellungen sind im Display abrufbar, ohne dass die Anzeige auf der Leinwand zu sehen sein muss. Das ist praktisch, wenn der Filmvorführer kurz die Parameter kontrollieren möchte, ohne dass das Publikum den Vorgang mitbekommt.

Foto: Michael B. Rehders – Nicht nur auf dem eingelassenen Touch-Display ist eine Anzeige möglich, auch auf der Leinwand kann wie gewohnt das On-Screen-Display genutzt werden für alle relevanten Einstellungen.

RGB-LED-Lichtquelle

Im Bragi Cinemascope kommt als Lichtquelle ein neues LED-Modul zur Anwendung. Dieses nennt sich „Solid-State RGB-LED“. Es handelt sich hierbei um rote, grüne und blaue LEDs, die eine Maximalhelligkeit von 2.200 Lumen erzielen sollen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Langlebigkeit, die mit 50.000 Stunden im hohen Lichtmodus und 75.000 Stunden im Eco-Modus angegeben ist. Erst dann sollen 50 Prozent der Lichtausbeute eingebüßt sein. Bei zwei Stunden Filmspaß pro Tag im hohen Lichtmodus sind das über 68 Jahre, bis die Lichtausbeute sich halbiert hat. Damit ist ein teurer Lampentausch endgültig vom Tisch.
Ein weiterer Vorteil der LED-Technologie in Verbindung mit dem Ein-Chip-DMD ist, dass extrem hohe Schaltzeiten dafür sorgen, dass der so genannte Regenbogen-Effekt praktisch keine Rolle mehr spielt. Hier können diesbezüglich empfindliche Gemüter gerne einen Blick riskieren.

Foto: Michael B. Rehders – Via Constant Light Output gelingt es, die Lichtausbeute über mehrere tausend Stunden konstant zu halten.

Constant Light Output

Hierbei handelt es sich um eine Funktion, welche die Lichtausbeute über tausende Stunden identisch aufrechterhält.
CLO (Constant Light Output) wird dafür auf die gewünschte Lichtleistung von beispielsweise 80 Prozent voreingestellt. Das entspricht rund 1.360 Lumen, wenn ich von einer Maximalhelligkeit von 1.700 Lumen kalibriert ausgehe. Nun regelt der Bragi CS automatisch die maximal verfügbare Leistung so weit herunter, dass dieser Wert (80 Prozent) dauerhaft erzielt wird. Erst wenn die maximal verfügbare Leistung  der LEDs unter 80 Prozent fällt, wird der Projektor in der Praxis dunkler.

Foto: Michael B. Rehders – Via Notebook können alle Parameter individuell eingestellt werden. Hier erfolgt die Fokussierung wenige Zentimeter vor der Leinwand.

Installation und Bedienung

Wie es bei Installations-Projektoren im Allgemeinen üblich ist, wird auch der Bragi Cinemascope vom Fachmann vor Ort aufgestellt und eingerichtet. Anschließend braucht sich der Nutzer um nichts weiter zu kümmern, man kann den Barco quasi vollautomatisch laufen lassen.

Im Rahmen der Ersteinrichtung wird zunächst das gewünschte Objektiv angeflanscht und kalibriert. Hierbei beginnt der Projektor selbständig damit, die Optik einzurichten, in dem er Zoom und Lens-Shift in alle Richtungen maximal anfährt, um die optimalen Limits auszuloten. Anschließend wird das Testbild exakt auf meine Drei-Meter-Leinwand im Cinemascope-Format ausgerichtet. Da der Bragi CS ein Seitenverhältnis von 2,37:1 projiziert, wird die Bildwand exzellent abgedeckt. Die Objektivhalterung ist beweglich gelagert und gestattet mit Hilfe von drei Schrauben, dass die Schärfe über die gesamte Bildwand perfekt eingestellt wird.

Via Webinterface werden weitere Parameter mit dem Notebook konfiguriert. Das geschieht sehr viel komfortabler als mit der Fernbedienung, weil ich keine Schieberegler bewegen brauche, sondern einfach die entsprechenden Zahlenwerte eingebe.

Da der Bragi Cinemascope eine einzigartige Funktion zur automatischen Erkennung des Seitenverhältnisses besitzt, stellt er Filme in 16:9 automatisch mit 3.840 x 2.160 Pixel dar. Filme im Cinemascope-Format werden mit 5.120 x 2.160 Pixel projiziert. Alle Zwischenformate, wie beispielsweise 1,85:1, 2,00:1 oder 2,20:1, wie sie derzeit häufig Anwendung finden auf 4K-Blu-ray, Netflix und Blu-ray, werden so skaliert, dass sie immer die volle Leinwandhöhe ausschöpfen. Wie im großen Kino sind die Inhalte lediglich unterschiedlich „breit“. Die Skalierung geschieht blitzschnell hinter einer Schwarzblende. Sie dauert gefühlt nur einen Wimpernschlag. Da die Formatwechsel digital erfolgen, müssen Schärfe, Zoom und Bildlage nachträglich nicht mehr angepasst werden.

Alle Einstellungsparameter lassen sich in beliebig vielen und frei benennbaren Speicherbänken ablegen und jederzeit aufrufen.
Von jetzt an kann ich die Fußball Bundesliga in 16:9 erleben, einen Blockbuster in 2,39:1 – und das Bild passt immer ganz genau auf meine Bildwand.

Sollte ich dennoch Änderungen kurzfristig als wünschenswert erachten, kann ich über das Bildschirmmenü Helligkeit, Kontrast, Gamma, Sättigung und Schärfe bequem anpassen mit der Fernbedienung oder dem Touch-Display. Das ist praktisch, wenn Streaming-Dienste mal einen Film, Fußball oder Serien in suboptimaler Qualität ausstrahlen.

Da der Projektor für 24/7-Dauerbetrieb vorgesehen ist, laufen die Lüfter auch im Standby weiter. Er ist damit in Sekundenschnelle einsatzbereit und hochgefahren. In Zeiten von steigenden Energieverbrauchskosten kann der Beamer selbstverständlich so programmiert werden, dass er beispielsweise nach zwei Minuten in den „echten“ Standby-Modus schaltet und nur 0,3 Watt verbraucht. Die Lüfter sind dann ebenfalls aus. Das Hochfahren dauert auf diese Weise allerdings etwas länger mit rund drei Minuten, bis das zugespielte Bildsignal auf der Leinwand erscheint.

Foto: Michael B. Rehders – die Einstellungen der Objektivfunktionen können direkt auf der Leinwand erfolgen. Mittels Raster ist eine exakte Ausrichtung gewährleistet.

Foto: Michael B. Rehders – Besitzer eine Curved-Screen gelingt es mit der Warping-Technologie, das projizierte Bild millimetergenau auf die Leinwand auszurichten.

Nach der Einrichtung erkennt der Barco Bragi CS das Bildformat selbständig. Hier passt er das 16:9-Menü von „Tenet“ auf meiner Cinemascope-Leinwand an.

Da „Tenet“ mehrere Bildformate besitzt, stellt der Bragi CS blitzschnell die korrekten Formate ein. Die 2,20:1-Inhalte auf dem Bootsanleger werden richtig auf meiner Cinemascope-Leinwand dargestellt.

PROFESSIONELLE KALIBRIERUNG

Die meisten bekannten Heimkino-Beamer verfügen über Schieberegler im Sechs-Achsen-Farbmanagement, um Primär- und Sekundärfarben einzustellen. Die Nutzung ist einerseits recht intuitiv, andererseits nicht immer ganz präzise, weil Nachkommastellen im hundertstel Bereich kaum getroffen werden können.
Barco hat dem Bragi CS ein Farbmanagement spendiert, das ich so bislang nur aus dem kommerziellen Bereich kenne. Hier gibt es keine Schieberegler, sondern es müssen in Tabellen die Koordinaten für x, y, Y eingegeben werden – und zwar für alle Primärfarben und den Weißpunkt.

Was anfangs etwas umständlich anmutet, entpuppt sich schnell als überaus wirkungsvolles Tool. Ich ermittle den Ist-Zustand der Koordinaten für Rot, Grün, Blau und Weißpunkt. Die Abweichungen vom Taget werden jetzt einfach in die Tabellenspalten entsprechend eingegeben, schon passt die Kalibrierung.
Ich habe damit beim Bragi CS Delta-E-Werte von 0,2 (Farbraum) und 0,6 (Graustufenverlauf) in wenigen Minuten erzielt.


Foto: Michael B. Rehders – Mein Messaufbau: Für die exakte Messung kommt neben meinem X-Rite i1 Pro2 noch ein Qalif Spectro zum Einsatz. 4K-Blu-rays werden vom Panasonic DP-UB824 direkt zugespielt.

Messungen und Diagramme

Wie von kommerziell genutzten Kino-Projektoren gewohnt, macht Barco überaus ehrliche Prospektangaben. Die publizierten 2.200 Lumen Maximalhelligkeit erzielt das Testgerät auf den Punkt genau. Allerdings hat das Bild damit eine zu kühle Farbtemperatur, die in Richtung Grün tendiert. Auf den Punkt kalibriert kommen ordentliche 1.700 Lumen heraus, die für Bildbreiten bis zu 4,20 Meter reichen, um diese mit 16 Footlambert zu beleuchten.
Da bereits die Werkseinstellungen exzellent sind, bedarf es nur geringer Anpassungen von Gamut, Gamma und Weißpunkt.

Der On/Off-Kontrast fällt mit 2.240:1 sehr gut aus für einen aktuellen DLP-Projektor. ANSI- (420:1) und Inbild-Kontrast (1.420:1) sind ebenfalls tadellos. Obendrein gefällt der Schwarzwert mit 0,67 Lumen, der ganz ohne Blendentricksereien erzielt wird. Die Farbtemperatur macht nach der Kalibrierung mit 6.504 Kelvin eine Punktlandung. Die Color Uniformity gibt sich mit 96 Prozent ebenfalls keine Blöße, so dass ein Helligkeitsabfall zur Seite nicht ersichtlich ist.

HDTV-Farbraum ab Werk: Ohne eine einzige Änderung sieht der Rec.709-Farbraum schon hervorragend aus.

HDTV-Farbraum kalibriert: Mit nur minimalen Anpassungen werden alle Targetes punktgenau getroffen.

Gamma ab Werk: Das Gamma 2.4 verläuft in der Werkseinstellung schon sehr gut an der Vorgabe (gelbe Linie) entlang.

Gamma kalibriert: Nach der Kalibrierung darf der Gammaverlauf als perfekt erachtet werden.

Graustufenverlauf ab Werk: Die RGB-Balance ist ab Werk auf einem sehr guten Niveau. Allenfalls Grün weicht minimal (3 Prozent in der Spitze) von der Vorgabe ab. Hier befinden wir uns aber auch schon im Bereich der Messwiederholung.

Graustufenverlauf kalibriert: Hier gibt es jetzt nichts mehr zu kritteln. Besser geht es praktisch nicht mehr.

UHD-Farbraum ab Werk: Mit Filter wird der DCI-P3-Farbraum mit 99 Prozent exzellent abgedeckt. Die Abweichungen von Magenta, Cyan und Grün sind extrem gering.

UHD-Farbraum kalibriert: Mit nur ganz wenigen Änderungen rasten jetzt alle Primär- und Sekundärfarben ein.

DeltaE 2000 ab Werk: Diese exzellenten Werte erreichen viele Projektoren nicht mal mit Kalibrierung. Die durchschnittliche Abweichung der Grautreppen beträgt 1,6 Prozent (Diagramm oben) und der Primär- und Sekundärfarben 1,4 (unten).

DeltaE 2000 kalibriert: Nach der Kalibrierung beträgt die Abweichung der Grauabstufungen 0,6 (oben) und der Primär- und Sekundärfarben 0,2. Das sind hervorragende Ergebnisse auf Referenzniveau.

Das Target x von Rot beträgt 0,6400. Mit einer einfachen Korrektur komme ich auf ein herausragendes Ergebnis. Die minimale Abweichung beträgt nur noch: 4/10.000 – übrigens auch für y. Als nächstes muss ich noch die leichten Abweichungen der Luminanz (Y) anpassen.

HDR-Farbraum: Mit oder ohne Filter

Für Ultra High Definition (UHD) deckt der Barco Bragi CS den HDR-Farbraum P3 nativ mit rund 90 Prozent bereits ordentlich ab. Wird das interne Filter in den Lichtweg gefahren, steigert sich dieser Wert auf exzellente 99 Prozent. Die Lichteinbußen durch das Filter fallen mit 11 Prozent moderat aus, so dass noch 1.520 Lumen mit bestmöglicher Farbdarstellung erzielt werden. Da der Kontrast mit Filter sogar noch etwas gesteigert werden kann, lasse ich das Filter für HDR-Inhalte im Lichtweg.
Davon profitieren vor allem Spielfilme und Fußballübertragungen, die ein großes Grünspektrum besitzen. In „Matrix Resurrections“ fällt das sattere Grün bereits im Vorspann auf. Sowohl das Warner-Logo als auch die Laufschrift profitieren davon. Während im A/B-Vergleich ohne Filter die Schriftzeichen einen leichten Limettenfarbton besitzen und etwas aufgehellt erscheinen, begeistern mich die Type mit Filter ob ihrer besseren Plastizität und gesättigten Grünfarbtönungen. Darüber hinaus besitzen dunkle Inhalte einen Hauch mehr Zeichnung, dank des besseren Kontrastumfangs (+ 15 Prozent), den das Filter bewirkt.

Foto: Michael B. Rehders – Die Fernbedienung besitzt übersichtlich angeordnete und hinterleuchtete Tasten. Für Blendenöffnung, Testbilder, Fokus, Zoom und Shift gibt es eigene Settings, die via On-Screen-Menü auf der Leinwand dargestellt werden.



Einstellungstipps vom Color-Management-Experten:

SDR
Bildmodus              Eigenes Preset
Farbraum               Rec.709
Helligkeit                0.00
Kontrast                 1.00
Sättigung                1.00
Farbtemperatur      6.500 K
Schärfe                  2       
Gamma                  2.4


HDR
Bildmodus              Eigenes Preset
Farbraum               DCI-P3
Helligkeit                0.00
Kontrast                 1.00
Sättigung                3.00
Schärfe                  3
Farbtemperatur      6.500 K
Filter                       DCI

Die Einstellungen können direkt auf der Leinwand im On-Screen-Menü durchgeführt werden, oder alternativ auf dem Touch-Display des Bragi CS.

So funktioniert die Cinemascope-Technologie im Barco Bragi CS

Beim Bragi handelt es sich um einen Beamer, der seine hohe Auflösung via XPR-Technologie ermöglicht. Die einzelnen Pixel stellen das Bild sequenziell dar. Schauen wir uns das im Detailausschnitt mal genauer an. Dafür habe ich ein paar Makroaufnahmen gemacht, die das Prinzip sehr gut veranschaulichen:

Foto: Michael B. Rehders – Meine Panoramaaufnahme von Hamburg habe ich aus dem Hanseatic Trade Center geschossen. Das Bild habe ich in UHD-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Pixel dem Projektor zugeführt. Schauen wir uns den roten Doppeldecker mal genauer an. Dieser macht weniger als einen Prozent der Bildinformationen aus.

Foto: Michael B. Rehders – In der Ausschnittsvergrößerung ist gut zu erkennen, wie der Bragi CS meine Aufnahme auf 3.840 x 2.160 Pixel via Shift-Technik skaliert. Allerdings wird STADTRUNDFAHRT nicht mehr vollständig abgebildet. Die Buchstaben T, A und R sind nur noch zu erahnen.

Foto: Michael B. Rehders – Wird das Bild auf die vollen horizontalen 5.120 Pixel vom Bragi CS skaliert, nimmt die Auflösung sichtbar zu. STADTRUNDFAHRT und das Wappen von Hamburg sind deutlich besser erkennbar. Vor allem sind nun die Buchstaben A, R und T vollständig abgebildet.

Gut ist das auch hier beim Testbild in UHD-Pixelauflösung zu sehen, wie das XPR-Shift im Barco Bragi CS arbeitet:

Foto: Michael B. Rehders – Das Kreuz besitzt UHD-Pixelauflösung und wird mittels XPR-Shift horizontal „verdoppelt“ und anschließend in Teilen ein wenig in der Höhe „verschoben“.

Im bewegten Film fällt die sehr gute Schärfe deutlich auf, die der Bragi CS auf die Leinwand knallt. In „West Side Story“ sind alle Details zu sehen, die im Quellmaterial vorhanden sind und zwar messerscharf.

Bildqualität in der Praxis

Mit „Matrix: Resurrections“ starte ich meine Session. Bereits das grüne Warner-Logo am Anfang versprüht echte HDR-Wow-Gefühle. Wenn dann die kryptischen Schriftzeichen von oben nach unten verlaufen, schält der Bragi Cinemascope jedes noch so kleine Detail knackscharf heraus. Dabei sind die Farben durchweg auf Referenzniveau. Banding oder andere negative Effekte wie Ringing, unter denen andere Projektoren schon mal leiden können nach der Kalibrierung, sind dem Barco völlig fremd. Nachtaufnahmen bieten ein noch ansprechendes Schwarz, ohne dass ein Grauschleier auf dem Bild liegt. Allenfalls einen Auflösungsverlust kann ich bei genauer Betrachtung beklagen, wenn der Barco nicht die vollen 5.120 Pixel horizontal nutzt, sondern auf 3.840 Pixel skaliert.
Um das an dieser Stelle mal zu relativieren: Bei nativen UHD-Inhalten fällt mir ein geringer Auflösungsunterschied auf, wenn ich mit der Nasenspitze vor der Leinwand stehe. Auf meinem Referenzplatz, der 2,80 Meter von der drei Meter breiten Cinemascope-Leinwand entfernt ist, kann ich die Auflösungsverluste schon nicht mehr ausmachen, weil diese schlicht und ergreifend zu klein sind. Full-HD-Events werden hingegen vollständig abgebildet.


Als Neo an seinem Computer in „Matrix: Resurrections“ sitzt, werden alle Inhalte messerscharf herausgeschält, die im Film auch enthalten sind.

HDR

Wird der Projektor für HDR-Filme einmal richtig eingestellt, muss nur selten etwas angepasst werden. Der Kompromiss aus Helligkeit und Highlight-Darstellung überzeugt mich weitgehend. Von 0,000 bis 10.000 Nits können alle HDR-Inhalte via Tone Mapping projiziert werden. Gut hat sich eine Clipping-Grenze um 1.500 Nits bewährt. Trotzdem gibt es Filme wie „Sully“ oder „Der Marsianer“, mit deren Wiedergabe der Bragi Cinemascope aktuell noch leicht schwächelt, weil ich mich entscheiden muss zwischen ansprechender Lichtausbeute oder vollständigen Inhalten. Dafür muss ich in die Wiedergabe aktiv eingreifen, wenn der Film läuft. Mit dem angekündigten Update auf Dynamisches Tone Mapping sollte dieses Manko allerdings behoben werden, weil der Projektor dann auch diese Filme korrekt darstellen sollte.

Als Sully im gleichnamigen Film nachts über den Times Square joggt, sind bei nicht optimale Lichtausbeute alle Inhalte auf den Displays zu sehen. Eine bessere Durchzeichnung der dunklen Elemente ist hingegen wünschenswert.

In „West Side Story“ ist gut zu sehen, wie farbenprächtig der Film von Stephen Spielberg aus 2022 reproduziert wird. Die Lampen hinter Maria strahlen satt und hell.

Die Nachtaufnahme mit hellen Spitzlichtern in „West Side Story“ überzeugt ebenfalls, weil kein Grauschleier auszumachen ist. Die Neonlichter „Gimbels“ und die Leuchtreklame „Marty’s Frankfurters“ (ganz rechts) werden knackscharf projiziert.

3D-Darstellung

Zum Einsatz kommen ein handelsüblicher 3D-Emitter und meine 3D-Brillen (RF) von Xpand und JVC. Der Anschluss des Emitters ist ganz leicht: Er wird in die dafür vorgesehene Buchse eingesteckt, die sich auf der Rückseite des Bragi CS befindet. Sobald ein Film in 3D zugespielt wird, erkennt der Bragi CS das und schalten in seinen 3D-Modus. Auch hier begeistert mich sofort das klare Bild mit der satten Schärfe. Die Synchronisation von Emitter und 3D-Brillen funktioniert tadellos. Über den gesamten Testzeitraum gab es nicht eine Unterbrechung. Ich starte mit „Dune“ in 3D. Die Innenaufnahmen besitzen eine gute Tiefe, Personen agieren klar vor den Hintergründen. Als die Raumschiffe den Planeten anfliegen, ist die große Distanz zwischen den Objekten erkennbar. Ghosting (Crosstalk-Effekte) sind dem Bragi CS fremd. Auch hier punktet der Projektor mit seiner sehr guten 24-Hz-Wiedergabe, die scharfe und bewegte Elemente klar und deutlich zeigt. In „Sin City 2: A Dame To KillFor“ gibt es dann richtiges Eye-Candy. Bereits die Anfangssequenz, in der ein Streifenwagen auf einem PKW liegt und Marv schon ahnt, dass er wieder etwas angestellt hat, lässt mein Herz höher schlagen vor Begeisterung. Einzelne Schneeflocken rieseln herunter, raus aus der Leinwand und vor mir im Heimkino auf den Boden. Das rote Einsatzlicht des Streifenwagens leuchtet überaus satt, der Rest des Bildes ist als Stilmittel in Schwarz/Weiß gehalten, was der Bragi CS vollkommen farbneutral abbildet. So muss 3D aussehen.

Betriebsgeräusch

Der Projektor ist überaus leise mit 29 Dezibel im hohen Lichtmodus. Gleich drei große Lüfter auf der Rückseite und die Flüssigkühlung sorgen für angenehm geringe Pegel und lenken mich von stillen Szenen nicht ab. Ein XPR-Shift-Fiepen kann ich selbst mit dem Ohr am Projektor nicht ausmachen.
Spielfilme mit 24 Hz habe ich bislang noch nicht derart ruckelfrei und scharf erleben können, obwohl der Bragi über keine Zwischenbildberechnung (FI) verfügt.
Der Grund: 35-mm-Filmprojektoren im Kino zeigen Spielfilme üblicherweise mit 24 Bilder/Sekunde. Hier kommt zusätzlich eine Zwei/Drei-Flügelblende im Projektor zum Einsatz, damit dasselbe Filmbild zwei- beziehungsweise dreimal projiziert wird für eine bessere Schärfedarstellung. Die „Dunkelphasen“, während die Flügel das Bild verdecken, erzeugen ein leichtes Flimmern. Der Bragi CS projiziert Einzelbilder von Spielfilmen sogar viermal (96 Hz), wie andere aktuelle digitale Kino-Projektoren. Dabei stellt er beim Bildaufbau allerdings keine „Schwarzblenden“ dar, was für den überraschend ruhigen und flimmerfreien Filmlook sorgt.
TV-Sendungen und Fußball zeigt er mit 50 beziehungsweise 60 Hz angenehm flüssig und bewegungsscharf. Hieran zeigt sich einmal mehr die Profiherkunft des Bragi CS.


Foto: Michael B. Rehders – In meinem Screening-Room leuchtet der Barco Bragi CS aus einer Distanz von 3,20 Meter die 3,00 Meter breite Cinemascope-Leinwand vollständig aus.

Fazit

Der Barco Bragi CS ist ein professioneller 5K-Heimkino-Projektor, der via XPR-Shift-Technik für Cinemascope-Leinwände optimiert ist. Gleich neun Wechselobjektive gestatten höchste Flexibilität in der Aufstellung. Mit seiner exzellenten Farbdarstellung, automatischen und schnellen Bildformatanpassung, langlebigen LED-Lichttechnik und konstanten Lichtausgabe ist er wie geschaffen für das heimische Luxus-Lichtspielhaus. Für 40.000 Euro wird man aktuell kaum einen besseren DLP-Projektor finden.

Barco Bragi Cinemascope

Pro & Contra
+ optimiert für Cinemascope-Leinwände
+ 4K und 5K mit XPR-Shift-Technologie
+ automatische Bildformatanpassung
+ Konstante Lichtausbeute über die Laufzeit
+ exzellente Schärfe
+ Lens-Memory
+ unbegrenzte Bildspeicher
+ 3D-Wiedergabe
+ herausragende Farbdarstellung ab Werk
– kein Dynamisches Tone Mapping für HDR

Technische Daten und Messungen
Modell: Barco Bragi CS
Technik: Ein-Chip-DLP
Bildauflösung: 2.560 x 1.600 Pixel nativ / 5.120 x 2.160 Pixel via XPR-Shift sequenziell
Lichtquelle: LED
Lebensdauer Lichtquelle: 50.000 Stunden (Normal) / 75.000 Stunden (Eco)
Leistungsaufnahme: 570 Watt
Betriebsgeräusch: 29 dB (hoher Lichtmodus)
Helligkeit: 2.200 Lumen (Maximal), 1.700 Lumen (SDR-kalibriert), 1.520 Lumen (HDR-kalibriert mit Filter)
Kontrast On/Off: 2.240:1
Kontrast ANSI: 420:1
Kontrast Inbild: 1.420:1
Schwarzwert: 0,67 Lumen
Lens-Shift: Ja (vertikal und horizontal)
3D-Wiedergabe: ja
3D-Transmitter: nein
3D-Brille: nein
Ausführungen: Schwarz
Abmessungen (BHT): 450 x 255 x 482 mm
Gewicht: 21,5 Kg (ohne Objektiv)
Garantie: 3 Jahre (bis 5 Jahre gegen Aufpreis)
Preis: 40.000 Euro

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts:
Sully (Warner Bros.), West Side Story (Walt Disney), Tenet (Warner Bros.), Matrix: Resurrections (Warner Bros.), Hamburg Panorama (Michael B. Rehders)







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