TEST: SIM2 CRYSTAL 4 SH – Edler 4K-Projektor mit viel Komfort und exzellenter Bildqualität

Die italienische Projektoren-Schmiede Sim2 bietet mit dem Crystal 4 SH nicht nur ein luxuriöses Gehäuse aus Kristallglas, sondern schnürt darunter ein prallvolles Ausstattungspaket mit moderner Laserlicht-Quelle, HDR, automatischer Fokus-Anpassung und Live Color Calibration, das jeden Cent seiner 17.800 Euro wert ist.

Foto: Michael B. Rehders – Mit seinem weißen Finish und dem glänzenden Kristallglas lässt sich der Sim2 Crystal 4 SH bestens ins moderne Wohnzimmer integrieren.

Inhaltsangabe:

  1. Kurz und Knapp
  2. Styling und Design
  3. Ausstattung und Technik
  4. Installation und Bedienung
  5. Fokus Kompensation
  6. Super Hybrid
  7. Live Color Calibration
  8. Messungen und Diagramme
  9. Einstellungstipps
  10. Bildqualität in der Praxis
  11. HDR mit dynamischen Tone Mapping
  12. Pro und Contra
  13. Technische Daten und Messergebnisse

Kurz und Knapp

Die italienische Projektoren-Schmiede Sim2 bringt mit dem Crystal 4 SH einen modernen 4K-Laserprojektor heraus, der bereits optisch mit seinem Kristallglas-Gehäuse puren Luxus versprüht. Die Installation gelingt angenehm flexibel, dank des großzügig bemessenen Zoom-Objektivs und der Lens-Shift-Regelung. Via Fokus Kompensation ist das Bild ab der ersten Sekunde messerscharf. Nutzer müssen sich bezüglich Farben um nichts weiter kümmern, weil der Projektor vor Auslieferung individuell kalibriert wird und der kalibrierte LCC-Modus beim ersten Einschalten aktiv ist. Das Ergebnis sind präzise Farben out of the Box. In Kombination mit Laserdimming und dem dynamischen Tone Mapping sorgt die Super-Hybrid-Technologie für atemberaubende HDR-Bilder auf der großen Leinwand. Leinwandbreiten bis zu vier Meter können auf diese Weise strahlendhell befeuert werden. Für 17.800 Euro bietet der Sim2 Crystal 4 SH ein umfangreiches Ausstattungspaket, hochwertige Komponenten sowie messerscharfe, kontrastreiche und strahlend helle Bilder auf Referenzniveau.

Foto: Michael B. Rehders – Sim2 Crystal 4 Super Hybrid

Styling und Design

Optisch ähnelt der Sim2 Crystal 4 SH seinem fast doppelt so teuren großen Bruder Nero 4S, den ich im Mai 2022 getestet habe: (Drück mich).

Optisch ist der kleine Bruder nicht minder beeindruckend: Seine Maße betragen rund 50 x 40 Zentimeter, und er bringt mit 14,5 Kilogramm ein stattliches Gewicht auf die Waage. Das schicke Kristallglas umhüllt Vorder-, Rück- und Oberseite. Die Seiten bestehen aus stabilem und farblich dazu passendem Kunststoff. Dieses Design hat nicht nur optische, sondern ganz pragmatische Gründe. Während Glas bei leichter Gewalteinwirkung durchaus splittern kann, darf im Rahmen der Montage an den Seiten des Projektors etwas kräftiger zugepackt werden, ohne dass etwas kaputt geht.

Das Gerät ist in den Farben Weiß und Schwarz erhältlich, so dass es sich gleichermaßen für moderne Wohnzimmer und dedizierte Heimkinoräume eignet. Anschlusskabel sind nicht sichtbar, weil das Gehäuse rundum geschlossen ist.

In Anbetracht der hohen Lichtausbeute von nominell 3.600 Lumen ist der Stromverbrauch mit  314 Watt relativ gering. Im Standby sinkt der Verbrauch auf 0,2 Watt, laut meinen Messungen.

Sim2 hat in den Crystal 4 SH eine Flüssigkeitskühlung eingebaut. Dadurch verringert sich das Betriebsgeräusch auf kaum noch hörbare 22 Dezibel im höchsten Laserlicht-Modus. Die Lüfter verursachen keine störenden Strömungsgeräusche. Bereits leise Dialoge in Spielfilmen reichen aus, damit ich den Projektor im Raum gar nicht mehr höre.

Auf die Wiedergabe von dreidimensionalen Filmen müssen Nutzer verzichten, da der Crystal 4 SH 3D nicht unterstützt.

Die Garantie kann für sieben Prozent Aufpreis von zwei auf drei Jahre verlängert werden.

Foto: Michael B. Rehders – Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Projektors unter einer Klappe aus Kristallglas. Nur eine HDMI-Schnittstelle unterstützt HDMI 2.0 und HDCP 2.2. Die zweite ist lediglich HDMI-1.4-fähig. VGA ist vorgesehen, um einen PC anzuschließen. RS232-C dient der Steuerung mit kompatiblen Komponenten. Mit 12V-Out kann eine Motorleinwand verbunden werden, die automatisch ein/ausfährt, wenn der Projektor ein- oder ausgeschaltet wird. Die USB-Schnittstellen sind für Updates und zur Stromversorgung externer Devices vorgesehen.

Foto: Michael B. Rehders – In meinem Heimkino ist von den Anschlüssen nichts zu sehen, da die Klappe aus Kristallglas diese wirkungsvoll verdeckt. Zudem schließt sie bündig mit den Seiten ab.

Ausstattung und Technik

Der Sim2 Crystal 4 SH ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit 0,66-Zoll-DMD und einer nativen Auflösung von 2.716 x 1.528 Pixel. Bildinhalte kann er bis zu 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und sequentiell per 4K-XPR-Shift in UHD-Auflösung projizieren.

Verwendet wird ein 1,6-faches Zoom-Objektiv aus Vollglaslinsen, das eine Auflösung von 93 Zeilenpaaren pro Millimeter ermöglicht. Spezialbeschichtungen auf den optischen Elementen sollen Farbleistung, Ausleuchtung, Schärfe und Kontrastumfang verbessern. Geringe chromatische Aberrationen und minimale geometrische Verzerrungen bieten obendrein die gleiche einwandfreie optische Leistung, wie sie der doppelt so teure Nero4S darstellt. Eine Bildbreite von 2,50 Meter wird aus einer Distanz von 3,50 bis 5,60 Meter erreicht.

Auf motorischen Zoom, Fokus und Lens-Shift muss man allerdings verzichten. Wer auf eine 16:9-Leinwand projiziert, wird allerdings nichts vermissen, weil das Bild nur einmal eingestellt werden muss. Weitere Anpassungen sind in aller Regel nicht nötig. Besitzern von einer Cinemascope-Leinwand stellt Sim2 eine digitale Lens-Memory-Funktion inklusive drei Speicherbänke zur Verfügung (siehe Fotos unten).

Entgegen dem Nero4S kommt im Crystal 4 SH keine herkömmliche Lampe zum Einsatz. Stattdessen werden neu entwickelte blaue Laserdioden mit zwei Farbrädern kombiniert zur Lichtemission. Das erste Farbrad bietet mit seinen grünen und gelben Leuchtstoffen konstante Emissionen. Das zweite „reinigt“ die Farben mit seinen dichroitischen Filtern, was eine hohe kolorimetrische Wiedergabegenauigkeit zur Folge hat. Sim2 gibt einen Wert von 20.000 Stunden an, bis die Laserlichtquelle 50 Prozent an Lichtausbeute einbüßt. Um diesen Wert mal in Zahlen zu veranschaulichen: Wer jeden Tag einen Spielfilm mit einer Laufzeit von zwei Stunden schaut, kann den Beamer über 27 Jahre nutzen, bis dieser die Hälfe seiner Lichtleistung verloren hat. Natürlich kann der Crystal 4 SH danach weiter verwendet werden, allerdings ist er dann nur noch halb so hell. Der Laser lässt sich statisch in 11 Stufen dimmen. Die Lichtausbeute beträgt je nach Wert 50 – 100 Prozent und kann variabel an die eigene Leinwandgröße und Nutzungsart für HDR und SDR angepasst werden.

Mit „Live Colors Calibration“ (siehe unten) wird eine  automatische Kalibrierungs-Funktion geliefert, um den Projektor professionell zu Hause einzustellen. Darüber hinaus sind für Enthusiasten ein Sechs-Achsen-Farbmanagement, übliche RGB Gain/Offset-Regler und rudimentäre Gamma-Parameter eingebaut. Damit lassen sich alle nötigen Einstellungen vornehmen im Rahmen der Kalibrierung.

Eine dreistufige Zwischenbildberechnung ist für SDR- und HDR-Inhalte implementiert, um die Bewegungsschärfe nach persönlichem Geschmack zu verbessern.

Ein weiteres Highlight ist High Dynamic Range (HDR). Für die bestmögliche Wiedergabe von hochaufgelösten und kontrastreichen UHD-Inhalten hat Sim2 ein dynamisches Tone Mapping entwickelt, das die in den Bildsignalen hinterlegten Metadaten analysiert und den Projektor exakt darauf einstellt. Damit sind externe und teure Videoprozessoren unnötig, weil der Projektor alle HDR-Bildsignale in einen Bereich „verschiebt“, den der Crystal 4 SH darstellen kann.

Zum Lieferumfang gehört ein Roku 4K-Mediaplayer. Dieser bietet Zugriff auf Smartfunktionen mit jeder Menge Apps. Praktisch alle relevanten Streaming-Dienste können genutzt werden, wie zum Beispiel: Netflix, Apple TV+, Amazon Prime Video, Wow (ehemals Sky Ticket), Disney+, Paramount+, YouTube, Zattoo für private und öffentlich rechtliche Rundfunksender sowie deren Mediatheken. Da der Projektor weder Lautsprecher noch ARC-HDMI-Anschlüsse besitzt – also keinen Ton zum AV-Receiver ausgeben kann – empfehle ich, den Stick direkt an den AV-Receiver anzuschließen.

Die Oberfläche des smarten Betriebssystems ist in übersichtlicher Kacheloptik angelegt. Praktisch alle Apps der beliebten Streaming-Dienste sind vorhanden. Dazu gehören auch Netflix, RTL+, Disney+ und Apple TV+, die von vielen anderen smarten Projektoren aus Lizenzgründen nicht unterstützt werden.

Foto: Michael B. Rehders – Die beleuchtete Fernbedienung (links) von Sim2 ist sehr übersichtlich konzipiert. Die Knöpfe F1, F2, F3 können frei belegt werden. Beispielsweise für unterschiedliche Bildformate, die auf einer Cinemascope-Leinwand dargestellt werden. Die Roku-Fernbedienung (Mitte) besitzt vier Direktwahltasten für beliebte Streamingdienste. Der Mediaplayer (rechts) wird idealerweise am AV-Receiver angeschlossen. Dieser erhält den Ton vom Roku, während das Bild bis zu 4K-Auflösung zum Crystal 4 SH weitergeleitet wird.

Foto: Michael B. Rehders – In dieser Preisklasse ist einfach nicht mehr zeitgemäß, dass der Lens-Shift via Inbusschlüssel eingestellt werden muss.

Installation und Bedienung

Der Crystal 4 SH kann ohne Installer vom Heimkinobesitzer installiert werden. Der Anschluss der Signalkabel gestaltet sich dabei angenehm leicht, weil die Terminals hinter der großen Klappe auf der Rückseite gut zugänglich sind. Die Stecker sitzen fest und ruckelfrei in den Buchsen, womit eine störungsfreie Signalübertragung gewährleistet ist. Bei einer Überkopf-Montage an der Zimmerdecke sind die Kabel nicht zu sehen, da diese „versteckt“ vom Gehäuseverlegt werden können.

Im Rahmen einer Tisch- oder Regalinstallation steht der Crystal 4 SH auf seinen vier Füßen. Der Zoom-Regler befindet sich unter dem Objektiv. Das gestaltet die Einstellung der Bildgröße ein wenig fummelig. Für die Fokussierung muss relativ weit in den Objektivschacht gegriffen werden. Die Einstellung gelingt aber angenehm feinfühlig und präzise. Umständlich finde ich hingegen die Lens-Shift-Regelung. Für die vertikale Bildverschiebung des Bildes wird ein Inbusschlüssen benötigt, um die auf dem Gehäuse eingelassene Schraube zu verstellen. Zum Glück muss man diese Arbeit nur einmal verrichten. Eine motorische Bildverschiebung per Fernbedienung, wie sie in dieser Preisklasse üblich sein sollte, würde das Prozedere enorm erleichtern.

Praktisch ist vor allem die digitale Lens-Memory-Funktion. Damit kann ich das Bild vollflächig auf meiner 3,20 Meter breiten Leinwand im Cinemascope-Format Screen Research FS3 mit ClearPix Ultimate 0,75 Weiß ausrichten, damit Filme mit dem Seitenverhältnis 2,39:1 vollständig darauf abgebildet werden. Die Letterbox-Balken verschwinden in der schwarzen Kaschierung des Leinwandrahmens. Diese Position speichere ich unter der Taste F1 der Fernbedienung. Für 16:9-Inhalte wird das Bild anschließend verkleinert und an die gewünschte Position verschoben (siehe Fotos unten). Die finale Einstellung speichere ich unter der Taste F2 auf dem Handsender. Jetzt kann ich einem einzigen Tastendruck die Bildformate wechseln. Der Vorteil gegenüber einer optischen Anpassung durch Verstellen der Brennweite mittels eines Zoom-Objektivs ist, dass die Bildschärfe und Lichtausbeute unverändert bleiben. Als Nachteil erweist sich die verringerte Auflösung dieser Technologie, da die Bildinformationen um rund 33 Prozent reduziert werden, aufgrund der digitalen Verkleinerung des Signals. Anstatt 2.716 x 1.528 werden jetzt 1.920 x 1.080 Pixel des DLP-Chips verwendet, plus XPR-Shift-Technologie. Auf Test- und Standbildern ist die geringere Auflösung durchaus erkennbar. Im laufenden Film finde ich sie hingegen zu vernachlässigen.

Die Installation der Smartfunktionen, die der Roku-Mediaplayer mitbringt, gelingt ebenfalls ganz leicht. Ich werde praktisch durch das Installationsmenü geführt und gebe zunächst mein Passwort für das Netzwerk ein. Alle weiteren Einstellungen sind wie bei fast jedem Fernseher: Ich installiere die gewünschten Streaming-Dienste und kann loslegen.

Abschließend lege ich für HDR und SDR unterschiedliche Parameter an (siehe Einstellungsempfehlungen).

Von jetzt an funktioniert alles im Grunde vollautomatisch.
Der Sim2 Crystal 4 SH schaltet selbständig in die vorab ausgewählten Bildmodi, wenn Inhalte in SDR und HDR zugeführt werden. Die Navigation durch die On-Screen-Displays (OSD) von Projektor und Roku-Mediaplayer gelingen zügig mit den jeweiligen Handsendern. Die Menüs sind selbsterklärend und die Schriften sind groß genug, um sie auf der Leinwand gut lesen zu können.
Die Umschaltung von 16:9 auf Cinemascope erfolgt mit einem einzigen Knopfdruck auf der Fernbedienung blitzschnell. Schlagartig wird das Bild im korrekten Seitenverhältnis projiziert.  


Foto: Michael B. Rehders – Das hochwertige Objektiv mit 1,6-fachem Zoom sorgt für messerscharfe Bilder auf der Leinwand und eine flexible Aufstellung innerhalb des Raumes.

Tom & Jerry ist im Seitenverhältnis 1,85:1 gemastert. Wird der Film in voller Breite auf meine 3,20 Meter breite Cinemascope-Leinwand projiziert, fehlen oben und unten Inhalte, die im Bildsignal vorhanden sind aber in der Kaschierung der Leinwand „verloren“ gehen.

Dank digitaler Lens-Memory-Funktion kann Tom & Jerry passend verkleinert werden. Anschließend wird das Bild vollständig innerhalb der Cinemascope-Leinwand dargestellt und die Einstellung gespeichert. Die Umschaltung erfolgt fortan mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung.

Fokus Kompensation

Üblicherweise benötigen Projektoren rund 20 bis 30 Minuten, um ihren optimalen Arbeitspunkt zu erreichen. Bis dahin können Schärfe, Farbdarstellung und Bildlage sich leicht verändern. Die Ingenieure von Sim2 haben das erkannt und dem Crystal 4 SH eine Fokus-Anpassung spendiert. Im On-Screen-Menü kann etwas versteckt unter „Linsenfunktion“ das Menü „Compensate Focus“ aufgerufen werden. Hierin wird zunächst die Schärfe gespeichert, und zwar kurz nach dem Einschalten des Projektors. Dieser Vorgang wird nach 30 Minuten wiederholt und das Ergebnis in einen zweiten Speicher abgelegt. Ab diesem Zeitpunkt passt der Crystal 4SH die Schärfe selbständig an, so dass der Zuschauer ab der ersten Minute ein perfekt fokussiertes Bild auf der Leinwand erlebt.

„Inferno“ bietet diese Panoramaaufnahme, als die Protagonisten nach Istanbul reisen. Kleinste Inhalte sind klar und deutlich erkennbar.

In der Ausschnittsvergrößerung der linken Seite ist gut zu sehen, wie detailliert Brücke und Gebäudestrukturen vorhanden sind – und das von der ersten bis zur letzten Minute, dank Fokus Kompensation.

Super Hybrid

Die Buchstaben „SH“ am Ende der Produktbezeichnung des Crystal 4 SH stehen für „Super Hybrid“ und beschreiben den gleichnamigen Modus unter Bildeinstellungen. Dieser arbeitet Hand in Hand mit der dynamischen Laserlicht-Technologie und dem dynamischen Tone Mapping für HDR. Hierbei gibt es drei Interaktionen:
1. Der Crystal 4 SH bietet eine automatische Metadatenerkennung und einen erweiterten Kalibriermodus mit vier Voreinstellungen, um das HDR-Quellsignal an verschiedene Leinwandgrößen anzupassen. Dafür hat Sim2 zahlreiche so genannte PQ-Kurven (Percived Quantizer) angelegt.
Vereinfacht formuliert passiert folgendes: Der Crystal 4 SH analysiert jedes einzelne Frame und weist diesem danach eine eigene HDR-Gammakurve zu. Von 0,0 bis 10.000 Nits reicht die Range der Quellsignale, die der Projektor via dynamischen Tone Mapping im Rahmen seiner Lichtausbeute darstellen kann.
Die vier Voreinstellungen nennen sich „HDR 1 – 4“ und „Auto“. Sie sind ausgelegt für Leinwanddiagonalen von 100 – 160 Zoll. „Auto“ entspricht „HDR 2“.
2. Ein dynamisches Laserlicht-Dimming („Automatischer Dynamischer Kontrast“) passt die Lichtausbeute der Laserdioden an die Filminhalte an. Je dunkler ein Bild ist, desto weiter regelt die Automatik den Laser herunter.
3. Der „Super Hybrid“-Modus analysiert ebenfalls die Inhalte und regelt einzelne Signale separat, wie es ein lokales Dimming bei einem Fernseher tut.
In Kombination der drei Tools ergibt sich ein überaus kontrastreiches und brillantes Bild auf der Leinwand, weil alle drei Features ihre Stärken kombinieren. Beispielsweise wird der Laser in der Lichtausbeute runtergeregelt in dunklen Filmszenen. Super Hybrid hebt (beziehungsweise senkt) Inhalte entsprechend der Laserlichtregelung an, und das dynamische Tone Mapping verschiebt die sichtbaren Inhalte in diese darstellbaren Bereiche.


Super Hybrid lässt sich unter Bildeinstellungen aktivieren.

In „West Side Story“ sind nachts alle Inhalte klar und deutlich erkennbar, dank Super Hybrid und Laserdimming. Der Kontrastumfang verbessert sich von statischen 1.300:1 (Aus) auf 2.600:1 (Standard) und 5.213:1 (Erweitert).

Live Color Calibration

„Live Color Calibration“ (LCC) ist eine automatische Kalibrierungsfunktion, die ausschließlich Händlern und Installern zur Verfügung steht, um den Sim2 Crystal 4 SH vor Ort in den Räumlichkeiten der Heimkinobesitzer zu optimieren. Das Besondere an dem Programm ist: Im ersten Schritt analysiert LCC den maximal zur Verfügung stehenden nativen Farbraum, in dem es sich dem größtmöglichen Farbspektrum langsam annähert, bis dieses erreicht ist. Erst im zweiten Schritt wird der gewünschte Farbraum punktgenau eingestellt. Hierbei hat der Kalibrier die Wahl: Es kann sich um den nativen Farbraum für HDR oder Rec.709 für HDTV handeln. Auf beide Farbräume kann der Nutzer anschließend zugreifen, da der Sim2 selbständig in Abhängigkeit des Quellsignals den richtigen kalibrierten Farbraum auswählt.  

Ausgeliefert wird der Crystal 4 SH von Sim2 mit einer individuellen Kalibrierung, so dass im LCC-Modus bereits out of the box eine präzise Farbdarstellung gewährleistet ist.

Eine Warnung möchte ich trotzdem aussprechen: Wer ein Werks-Resett durchführt, löscht die individuelle Herstellerkalibrierung im LCC-Modus! Diese kann dann auch nicht mehr reproduziert werden, sondern ist schlicht und ergreifend weg. In diesem Fall muss eine komplett neue Kalibrierung durchgeführt werden. Wünschenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Sim2 eine Lösung findet und via Update nachschiebt, damit die unbeabsichtigte Löschung der Werkskalibrierung nicht passieren kann.

Der Screenshot vom Notebook des Installers zeigt, wie umfangreich die LCC-Kalibrierungs-Software ist.

Messungen und Diagramme

Wie oben bereits geschrieben: Der Sim2 wird im Farbraum LCC individuell kalibriert ausgeliefert. Wer eine farbneutrale Leinwand wie eine Stewart Studiotek 100 oder eine Screen Research FS3 ClearPix Ultimate 0,75 Weiß besitzt, erhält bereits präzise Farben, ohne dass er etwas an den Einstellungen verändern muss. Neben der Kontrollmessung des LCC-Modus entscheide ich mich, auch den Bildmodus Kino zu trimmen. Einfach weil ich sehen möchte, wie das interne CMS funktioniert. Hierfür verwenden ich die zur Verfügung stehenden Bordmittel: Primär- und Sekundärfarben lassen sich im Farbraum präzise anpassen. Der Graustufenverlauf ist mit wenigen Klicks optimiert. Beim Gamma 2,2 muss auf hohem Niveau ein paar Abstriche gemacht werden, da es um 2,3 im Durchschnitt verläuft.

Die Lichtausbeute beträgt kalibriert 3.120 Lumen, was für Bildbreiten bis zu 4 Meter für HDR-Inhalte mit 32 Footlambert gut geeignet ist, beziehungsweise bis 5,70 Meter und 16 Footlambert für SDR.
Die beworbene Maximalhelligkeit beziffert Sim2 mit 3.600 Lumen, ungeachtet der Farbtemperatur. Im Bildmodus „Hell“ ermittle ich gut 3.500 Lumen, was knapp drei Prozent darunter liegt – und somit der Serienstreuung und Messtoleranz unterliegt.

Der native On/Off-Kontrast beträgt kalibriert verbesserungswürdige 1.300:1. Mittels des dynamischen Laser-Dimming (Ein) und Super Hybrid Modus (Erweitert) lässt sich der Kontrast auf gute 5.213:1 steigern. Inbild-Kontrast 1.300:1 und ANSI 420:1 ohne Helligkeitstricksereien sind ebenfalls ordentlich.
Die Ausleuchtung (Color Uniformity) ist vorbildliche mit 97 Prozent, so dass kein Helligkeitsabfall von der Mitte zur Seite erkennbar ist.  

 

HDTV-Farbraum: Dank der individuellen Werkskalibrierung des Bildmodus LCC, werden alle Vorgaben im HDTV-Farbraum Rec.709 fast punktgenau getroffen. Die Abdeckung beträgt 100 Prozent.

UHD-Farbraum: Der Farbraum DCI-P3 für HDR/UHD wird mir rund 91 Prozent abgedeckt. Ein viel besseres Ergebnis in Bezug auf die Farbkoordinaten lässt sich mittels eigener Kalibrierung kaum erzielen.
Graustufenverlauf: Der Farbverlauf von 0 bis 100 Prozent verläuft überaus linear im kalibrierten LCC-Modus. Alle Werte liegen um 100 Prozent, so dass Anpassungen nicht nötig sind. Vergleichbar fällt das Ergebnis aus, wenn ich den Kino-Modus kalibriere.

Gamma: Das Gamma verläuft ordentlich um 2,2 herum. Die kleine Senke um 10 IRE verbessert die Durchzeichnung, was auf die Nutzung von dynamischen Helligkeitsregelungen zurückzuführen ist.

DeltaE 2000 belegt, wie gut LCC ab Werk eingestellt ist. Mit einem Durchschnitt von 1,0 und einer maximalen Abweichung von 1,6 Prozent sind das exzellente Ergebnisse – und das out of the Box!

DeltaE 2000: Für die Primär- und Sekundärfarben gilt dasselbe. Mit einem Durchschnitt von 0,5 und einer maximalen Abweichung von 1,4 Prozent ist das ein herausragendes Ergebnis, das Sim2 mit seiner Kalibrierung erreicht.

Einstellungstipps vom Color-Management-Experten

Als Grundlage für eine Kalibrierung eignen sich folgende Grundeinstellungen:

SDR
Anzeigemodus        Kino
Farbprofil                LCC
Helligkeit                0
Kontrast                 0
Farbe                     3
Farbtemperatur      D65
Gamma                  2.2    
Schärfe                  10
Erweiterte Details    1
Adaptiver Kontrast  Ein
Super-Hybrid          Erweitert
Lasermodulation     100 %


HDR
Anzeigemodus        HDR
Farbprofil                LCC
Helligkeit                0
Kontrast                 0
Farbe                     0
Schärfe                  12
Farbtemperatur      D65
HDR-Einstellungen  HDR1 – 4
Erweiterte Details    1
Adaptiver Kontrast  Ein
Super-Hybrid          Erweitert
Lasermodulation     100 %

Das Bildmenü ist recht übersichtlich strukturiert. Die Begrifflichkeiten sind im Grunde allesamt selbsterklärend.

Bildqualität in der Praxis

Augenblicklich bin ich von der herausragenden Schärfe begeistert. Bis zum Rand werden alle Inhalte optimal fokussiert. Ab der ersten Minute ist der Fokus stabil und verändert sich über die gesamte Laufzeit nicht. Hier macht sich die Fokus Kompensation vollständig bezahlt.

Blockbuster mit 24 Bildern pro Sekunde werden originalgetreu reproduziert. Die FI lässt sich in drei Stufen hinzuschalten und verbessert die Bewegungsabläufe sichtbar. Auf „gering“ stellen sich keine nennenswerten Fehler ein. Allerdings finde ich den Soap-Look hier schon recht ausgeprägt. Auf den höheren Stufen wird das Bild zusehends flüssiger, jedoch nehmen Artefakte in Form von Grießeln um feine Strukturen sichtbar zu.

Dank schneller Schaltzeiten der Laser ist der sogenannte Regenbogen-Effekt überaus gering. Ausschließlich an kontrastreichen Kanten und im Abspann von Filmen kann ich ihn noch ausmachen.

Mit 720p-Inhalten von TV-Sendungen, die vom Roku-Mediaplayer übertragen werden, gibt sich der Crystal 4 SH keine Blöße. Auf UHD-Auflösung hochskaliert überzeugen Detaildarstellung und Schärfe. Gesteigert wird der Bildeindruck mit Filmen und Serien in 1.080p. Farben werden originalgetreu projiziert, dunkle Inhalte haben viel Zeichnung.

Meine Panoramaaufnahme von Hamburg habe ich aus der 21. Etage des Hanseatic Trade Centers in der Speicherstadt geschossen. Farben und Schärfe werden herausragend reproduziert. Schauen wir uns das in der Ausschnittsvergrößerung mal genauer an:

Der Doppeldecker zeigt alle Buchstaben des Schriftzuges „STADTRUNDFAHRT“ vollständig, ebenso wie das Hamburger Wappen links daneben. Die Barke davor zeigt alle rot/weißen Felder. Hier schmiert nichts zu. Sogar die senkrechten Streben ganz vorne am Brückengeländer sind vollzählig vorhanden und gestochen scharf. So gut stellt das kaum ein anderer Projektor mit XPR-Shift dar. Selbst Projektoren mit nativer 4K-Auflösung schwächeln hier schon mal. Nicht so der Sim2 Crystal 4 SH. Großartig!

HDR mit dynamischen Tone Mapping

Zur Topperformance läuft der Beamer mit 4K-Inhalten auf. Feinste Elemente in UHD-Pixelauflösung werden glasklar dargestellt. Wenn Neo gelangweilt in „Matrix: Resurrections“ am Schreibtisch sitzt, ist die schwarze Tastatur seiner Keyboards gut erkennbar. Die kleinen Schriftzeichen auf den drei Displays vor ihm sind beinahe lesbar. Besser stellen das lediglich native 4K-Projektoren dar.

In Nachtaufnahmen spielt der Crystal 4 SH seine ganze Stärke aus, die ihm von der Super-Hybrid-Technologie verliehen wird. Während die Laser die Lichtausbeute leicht dimmen, so dass Schwarz erkennbar dunkler dargestellt wird, werden andere Inhalte über eine Gamma-Anpassung dezent aufgehellt. Auf diese Weise ist zu keinem Zeitpunkt ein Grauschleier vorhanden. Vielmehr wird die Plastizität deutlich gesteigert. Ein störendes Pumpen kann ich in meinem Testmaterial nicht ausmachen.

Von der Verbindung HDR, hohe Lichtausbeute und erweitertem Farbraum DCI-P3 profitieren vor allem Spielfilme wie „West Side Story“ von der 4K Ultra HD-Blu-ray. Wenn Maria nachts zur Arbeit ins Kaufhaus geht, leuchten die roten Neonlichter auf der Straße in so prachtvollen Farben, wie ich sie nur selten zu Gesicht bekomme bei anderen Projektoren. Die Kombination aus Lichtausbeute, Inbild-Kontrast, Farbdarstellung und Schärfe beeindrucken nachhaltig. Im Kaufhaus Gimbels tun sich echte HDR-Wow-Momenten auf. Getoppt wird das allenfalls, wenn Maria durch die Straßen tanzt und mit ihren Freunden „America“ singt. So satte gelbe Kleider, natürliche Hautfarben und leuchtende Rotfarbtöne bekomme auch ich nicht alle Tage zu sehen. 

In „Tenet“ versprüht bereits das Warner-Logo am Anfang pures HDR-Feeling. Es leuchtet knallrot vor schwarzen Hintergrund und hebt sich fast schon dreidimensional davor ab. In der Oper sind einzelne Zuschauer bestens auszumachen, während die Terroristen den Saal stürmen.


In „West Side Story“ sind nachts alle Inhalte vorhanden. Dank Super Hybrid und Laserdimming besitzt das Bild eine bislang nur selten gesehene Brillanz, mit hell leuchtenden roten Neonschriftzügen und blauen Lens-Flares-Effekten. Über dem „Frankfurters“ (rechts) und ganz hinten (Mitte) sind alle Fenster abgebildet, auf der Straße überstrahlen die Lichtspiegelungen nicht. So muss sich das Regisseur Steven Spielberg vorgestellt haben.

Messerscharf bis zum Leinwandrand werden alle Schriftzüge dargestellt, wenn Maria mit Familie und Freunden „America“ auf den Straßen von New York singt.

Dank der Mixtur aus Laserdimming, Super Hybrid und dynamischen Tone Mapping wird Maria glasklar auf der Feuerleiter herausgeschält. Einzelne Treppenstufen sind bestens erkennbar, nichts läuft im Schwarz zu. Sogar die Fenster leuchten prachtvoll.

In „Tenet“ weist der Anzug alle Details auf. Die kleinen Punkte auf der Krawatte sind klar abgebildet. Auf dem Boot im Vordergrund sind sogar alle Instrumente in bestechender Weise sichtbar.

Wenn der Protagonist und seine Begleitung am Kai entlangschlendern, ist das Wasser links deutlich erkennbar. Selbst die Geländer an den Häusern im Hintergrund werden vom Crystal 4 SH herausgeschält. Besser geht es kaum noch!

Foto: Michael B. Rehders – Der weiße Crystal 4 SH lässt sich nicht nur in der Wohnstube bestens integrieren, sondern gefällt mir auch optisch in meinem Heimkino.

Pro & Contra

+ Messerscharfes Bild
+ Dynamisches Tone Mapping für HDR
+ HDR10
+ Natürliche Farben
+ Ab Werk individuell kalibriert unter LCC
+ Von der 1. Minute knackscharf, dank Fokus Kompensation
+ Langlebige Laserlicht-Technologie
+ Kontraststeigerung im Bild durch Super Hybrid
+ 24 Hz Inhalte originalgetreu
+ extrem leise
+ Smartfunktionen und Apps via Roku-Mediaplayer
– Lens-Shift via Inbusschlüssel
– Zoom und Fokus nicht motorisch
– 3D wird nicht unterstützt

Technische Daten und Messergebnisse

Modell: Sim2 Crystal 4 SH
Technik: Ein-Chip-DLP
Bildauflösung: 2.716 x 1.528 nativ / 3.860 x 2.160 Pixel via XPR-Shift sequenziell
Lichtquelle: Laser-Hybrid
Lebensdauer Lichtquelle: 20.000 Stunden
Leistungsaufnahme: 314 Watt
Betriebsgeräusch: 22 dB (hoher Lichtmodus)
Helligkeit: 3.500 Lumen (Maximal), 3.120 Lumen (kalibriert)
Kontrast On/Off: 1.300:1 (statisch) / 5.213:1 (dynamisch)
Kontrast ANSI: 420:1
Kontrast Inbild: 1.300:1
Schwarzwert: 0,59 Lumen (dynamisch) bis 1,19 Lumen (statisch)
Lens-Shift: Ja (vertikal)
Zoom: 1,6-fach (manuell)
Lens-Memory: Ja (digital)
3D-Wiedergabe: nein
3D-Transmitter: nein
3D-Brille: nein
Ausführungen: Schwarz und Weiß (glänzend)
Abmessungen (BHT): 507 x 181 x 392 mm
Gewicht: 14,5 Kg
Garantie: 2 Jahre (gegen Aufpreis auf 3 Jahre erweiterbar)
Preis: 17.800 Euro

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts:
 Hamburg Panorama (Michael B. Rehders), Tenet (Warner Bros.), West Side Story (Walt Disney), Inferno (Sony Pictures Home Entertainment)

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