BenQ präsentiert mit dem X12000 sein neues Flaggschiff: Einen 4K-Projektor mit moderner LED-Lampentechnik und riesigem DCI-P3-Farbraum. Das alles verspricht natürliche Farben und langjähriges Kinofeeling.
Design und Verarbeitung
Der BenQ X12000 gehört mit seinen riesigen Maßen (47 x 56 x 22 cm) und seinem stattlichen Gewicht (18,5 kg) zu den schwergewichtigen Boliden unter den 4K-Heimkino-Projektoren. Aufgrund der schieren Gehäusegröße ist der X12000 flüsterleise, dank der vorzüglichen Schalldämpfung mit max. 28 dB im höchsten Lampenmodus. Im niedrigen Lampenmodus (23 dB) ist der BenQ kaum zu hören. Im Filmbetrieb finde ich ihn akustisch sogar überhaupt nicht mehr wahrnehmbar. Bravo!
Die Verarbeitung von Gehäuse und Anschlüssen ist tadellos. Das Design entspricht fast 1:1 dem Vorgänger W11000. Allenfalls das THX-Siegel fehlt dem X12000, die den Vorgänger mit UHP-Lampentechnik noch schmückt, weil BenQ beim X12000 auf eine entsprechende Lizenzierung verzichtet hat.
Ausstattung und Technik
BenQ beziffert die native Auflösung mit 2716 x 1528 Pixel. Darüber hinaus unterstützt das Flaggschiff 3840 x 2160 Pixel (UHD) durch Hilfe der „XPR“-Technologie. Hierbei handelt es sich um eine elektrische Shift-Funktion (eShift), ganz ähnlich wie sie JVC und Epson nutzen. Jeder Pixel wird quasi zweimal nacheinander projiziert. Ein Teilbild bleibt dabei unverändert, während das zweite Teilbild leicht diagonal verschoben (englisch Shift) dargestellt wird. In der Praxis geschieht das „Shiften“ so schnell, dass das gesunde menschliche Auge die sequentielle Bilddarstellung nicht als solche wahrnimmt. Stattdessen sieht der Zuschauer ein einziges brillantes Bild auf der Großbildwand. Wie gut die Abbildungsqualität mit XPR-Technologie ist, darauf gehe ich unten im Bildtest dediziert ist.
Das Objektiv hat nicht nur einen sehr großen Durchmesser, sondern besitzt obendrein hochwertig vergütete Glaslinsen, um die bestmögliche Auflösung auf der Leinwand zu gewährleisten.
3D-Filme kann der Projektor nicht wiedergeben, im Gegensatz zum W11000, bei dem BenQ dieses Feature inzwischen nachträglich via Software-Update implementiert hat. Eine Zwischenbildberechnung ist ebenso nicht mit an Bord.
Damit dieser Kontrast auf der Leinwand auch ankommt, hat BenQ den Lichtkanal mit schwarzer Spezialfarbe versiegelt. Dadurch kann kein Streulicht aus dem Projektor austreten, und feinste Details werden in dunklen Szenen dargestellt.
Mit dem vollständigen 6-Achsen-Farbmanagement ist es möglich, Primär- und Sekundärfarben den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen. Die neu designte und handliche Fernbedienung ist eine große Hilfe dabei. Da die Tastatur beleuchtet ist, gelingt die Navigation auch im dunklen Heimkino zügig durch die Menüs.
Abschließend hat BenQ dem X12000 als Lichtquelle LEDs spendiert, anstatt einer sonst üblichen auf Quecksilber basierenden UHP-Lampe. Die Vorteile der LED-Technik sind präzise Farben und ein großes Spektrum, so dass der DCI-P3-Farbraum zu 100 % abgedeckt wird. Obendrein beziffert BenQ die Lebensdauer mit bis zu 20.000 Stunden. Das reicht aus, um 27 Jahre (!) lang jeden Tag einen Zwei-Stunden-Film anzuschauen. Damit gehört der teure Lampenwechsel zweifelsfrei der Vergangenheit an.
Aufstellung und Inbetriebnahme
Die Installation des BenQ X12000 geht innerhalb weniger Minuten vonstatten. Dafür wird lediglich der AV-Receiver via HDMI-Kabel angeschlossen, das Bild auf der Leinwand ausgerichtet und der Film gestartet.
Der 1,5-fache Zoomfaktor des Objektivs trägt dazu bei, dass der BenQ ein drei Meter breites Bild aus einer Entfernung von 4,11 – 6,18 Meter projiziert. Wer den X12000 nicht mittig vor der Leinwand aufstellen möchte, kann ihn auch ein wenig versetzt betreiben. Ermöglichen tut das der großzügig bemessene Lens-Shift-Bereich. Obendrein sind Zoom und Lens-Shift ausreichend dimensioniert, damit auf einer Leinwand im Cinemascope-Format verschiedenen Bildformate mit identischer Höhe projiziert werden können. Leider können die Einstellung für Zoom, Fokus und Lens-Shift nicht elektrisch vorgenommen werden, wie es in dieser Preisklasse üblich sein sollte. Die Parameter müssen händisch eingestellt werden. Doch auch für Heimkinobesitzer mit einer Cinemascope-Leinwand hat BenQ eine praktische Lösung parat. Damit die Bildformate bequem gewechselt werden können, sorgt ein optional erhältlicher Anamorphot vor dem Objektiv dafür, dass sekundenschnell zwischen 16:9 und 2,39:1 gewechselt werden kann.
Das zugespielte Bildsignal erkennt der Projektor zuverlässig. Der HDMI-Handshake zwischen dem X12000 und den Zuspielern erfolgt ruckzuck.
Messungen und Bildeindrücke
BenQ beziffert die Maximalhelligkeit mit 2200 Lumen. Dieser Wert wird im Bildmodus „Max-Bright“ mit 2012 Lumen nur leicht verfehlt. Wie in diesem Bildmodus üblich, wird dafür das Farbspektrum ausgeschöpft, wodurch ein sichtbarer Grünüberschuss erzeugt wird. Für Präsentationen mag das unter Umständen noch vertretbar sein, wenn die benötigte Lichtausbeute vor präziser Farbdarstellung im Vordergrund steht. Mein Fall ist das allerdings nicht. Deshalb schalte ich auf den Bildmodus „Cinema“. Hierbei handelt es sich übrigens um den einzigen Modus, der den Rec.709-Farbraum darstellt. Alle anderen Bildmodi nutzen das DCI-P3-Farbspektrum.
Im bereits gut voreingestellten Bildmodus „Cinema“ erzielt der BenQ 1350 Lumen, die sich durch die Kalibrierung auf 1224 Lumen (D65) nur geringfügig verringern. Das reicht aus für eine Leinwandbreite bis 3,80 Meter, um diese strahlend hell auszuleuchten.
Der Kontrast beträgt gute 449:1 (ANSI) und verbesserungswürdige 952:1 (On/Off). Eine dynamische Helligkeitsregelung (Auto-Iris oder Lampensteuerung) zur Kontraststeigerung ist übrigens nicht vorhanden. Das Schwarz erreicht 1,28 Lumen (D65), was dem verbesserungswürdigen On/Off-Kontrast zuzuschreiben ist.
Besonders gut gefällt mir, dass keine Pixelstruktur mit bloßem Auge auf der Leinwand erkennbar ist.
Der so genannte Regenbogen-Effekt (RBE) ist selbst in kontrastreichen Szenen für mich kaum zu sehen. Zu verdanken ist das wohl den kurzen Schaltzeiten der LEDs. Im Vergleich zu anderen DLP-Projektoren, die eine UHP-Lampe oder Laser mit einem Farbrad nutzen, ist diese Bilddarstellung des X12000 eine enorme Verbesserung, so dass auch diesbezüglich empfindliche Gemüter mal einen Blick riskieren sollten.
UHD und DCI-P3 für Profis
Gleichwohl der BenQ X12000 kein HDR unterstützt, wird das Farbspektrum des DCI-P3-Farbraums vortrefflich eingehalten. Wer also für professionelle Kinoproduktionen Trailer und Werbespots erstellt, die allesamt den DCI-Standard erfüllen müssen, findet im BenQ X12000 einen passenden Spielpartner.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist noch, dass der BenQ X12000 dieses große Farbspektrum allein mit seiner LED-Lampentechnik erreicht und dabei keine Lichteinbußen hat. Andere Projektoren, wie die Sony VPL-VW760, Epson EH-TW9300 und JVC DLA-X7900, nutzen für DCI-P3 ein Filter im Lichtkanal, das deutlich die Lichtausbeute reduziert. Hier hat der BenQ X12000 einen signifikanten Vorteil.
Hochaufgelöste Fotos mit fantastischer Detaildarstellung
Fotografen, die ihre hochaufgelösten Bildwerke präsentieren wollen, erhalten mit dem BenQ X12000 ein wirklich brauchbares Werkzeug. Ich habe meine Fotos vorab noch nie mit solch einer Farbenpracht und Detailauflösung gesehen. Selbst Bildwerke, die ich im Adobe-RGB-Farbprofil erstellt habe, sehen auf der großen Leinwand fantastisch aus.
Spielfilme mit unendlich vielen Details
Full-HD-Filme:
Landläufig gibt es immer noch die Meinung, dass Filme am besten aussehen, wenn sie in nativer Auflösung projiziert werden. Diesen Mythos entzaubert der BenQ X12000 eindrucksvoll. „Oblivion“ ist so fein aufgelöst auf der Leinwand, das hat noch kein Full-HD-Projektor toppen können. Als Jack Harper seinen Kontrollflug startet, beobachtet er die Wassertürme. Auf den Wellen des Wassers sind kleinste Spiegellungen zu sehen, die mir bislang verborgen geblieben sind. In der Gischt sind Geländer und selbst einzelne Treppenstufen auf den Türmen klar und deutlich erkennbar. Als Jack ums Stadion fliegt, ruckelt das Bild ganz leicht. Dies ist auf die 60-Hz-Wandlung zurückzuführen, die der Projektor erzeugt. Im Tunnel des Stadions sind Steine, Sand und sonstige Ablagen vorhanden. Auch der verbrannte Grund, der auf einen Beschuss von Drohnen zurückzuführen ist, zeichnet sich klar ab.
Als Jack später nachts aus dem Schlaf schreckt, weil ein Wasserturm explodiert ist, ist jede noch so kleine Falte in seinem Gesicht zu sehen. Die dunkle Umgebung besitzt hingegen nicht das satte Schwarz, das beispielsweise ein JVC DLA-X7900 oder ein Sony VPL-VW760 darzustellen vermögen. Allerdings offenbart der BenQ X12000 so viel mehr Feindetails, dass ganz neue Maßstäbe in Bezug auf Schärfe angesetzt werden müssen.
4K-Filme und HDR
Als erstes starte ich die UHD-Fassung „Alien: Covenant“ von der 4K-Blu-ray. Obwohl der BenQ X12000 HDR nicht unterstützt, wird der Film mit 3840 x 2160 Pixel via XPR projiziert – allerdings nur in SDR anstatt HDR. Ich schalte im Projektor auf HDMI-Erweitert und nehme ein paar Anpassungen von Helligkeit/Kontrast im Projektor und dem Player vor. Jetzt zeigt der BenQ tatsächlich alle Abstufungen im Filmsignal bis 1000 Nits. Zusammen mit dem Bildmodus „DCI-P3“ sehen die Farben wirklich prächtig aus. Mit echten HDR hat das natürlich nichts zu tun, ist aber eine schöne Spielerei, die aus HDR-Filmen noch eine Menge Inhalte herausholt.
Doch auch in SDR sieht der Film bereits prächtig aus. Auf dem Planeten, von dem die Covenant einen Notruf erhalten hat, zeigen die Wälder hinter dem gelandeten Transporter allerfeinste Nuancen. Einzelne Blätter sind vorhanden.
Was der BenQ X12000 jetzt auf die Leinwand brennt, ist zum Zungeschnalzen. Der Titelvorspann in „Alien: Covenant“ hebt sich wunderbar vor dem Weltraum ab. Das kleine Raumschiff im Hintergrund leuchtet prachtvoll. Die Aufbauten auf dem Raumschiff Covenant und die orangefarbigen Container sehen prächtig aus. Sie sind frei von unschönen Treppenstufen und ohne irgendwelche Artefakte. Ebenfalls finde ich es noch erwähnenswert, dass selbst aus einem Betrachtungsabstand von 1,5 zur Bildbreite der Unterschied zwischen Full-HD- und 4K-Bildwerken zu sehen ist. Es sind viel mehr Feindetails inklusive homogeneren Farbverläufen und strahlende Spitzlichter vorhanden, die der BenQ X12000 aus dem Content herausschält.
Optimale Einstellungen für Laien
An dieser Stelle zeige ich die optimalen Einstellungen, damit Laien ohne Messequipment ein normnahes Bild erhalten. Enthusiasten mit Sensor und Messsoftware können diese Einstellungen als Basis für eine Kalibrierung nutzen. Diesmal hat BenQ es mit sehr einfach gemacht. Es muss im Grunde nur auf den Bildmodus „Cinema“ gewechselt werden, um Spielfilme in Full-HD-Auflösung optimal zu erleben. Der Bildmodus „Cinema“ besitzt nämlich eine vorzügliche Werkseinstellung, die natürliche Farben darstellt. Dafür gibt es von mir ein paar Extrapunkte.
Fazit
Der BenQ X12000 setzt neue Maßstäbe in Bezug auf Farben, Schärfe und Lampenlebensdauer. Die Installation des neuen BenQ-Flaggschiffes gelingt im Handumdrehen, weil Zoom- und Lens-Shift eine große Flexibilität erlauben. Eine schwarze Versiegelung des Lichtkanals unterbindet, dass Streulicht ungewollt das Heimkino aufhellt. Obendrein macht ihn sein geringes Betriebsgeräusch fast unhörbar. 3D und HDR unterstützt der Bolide leider nicht. Spielfilme werde mit ganz leichtem Ruckeln projiziert. Keine Blöße gibt sich der X12000 hingegen in der Farbdarstellung. Die Farbräume Rec.709 und DCI-P3 werden vollumfänglich abgebildet. Darüber hinaus sorgt die wartungsfreie LED-Lampentechnologie für jahrelangen Filmspaß, ohne dass jemals eine Ersatzlampe gekauft werden muss. Der Regenbogen-Effekt ist kaum noch zu sehen. Somit erhalten Fotografen, Filmemacher und anspruchsvolle Heimkinofans mit dem BenQ X12000 einen großartigen Spielpartner, um überaus farbenprächtige, feinaufgelöste und ultrascharfe Bilder auf die Großbildwand zu projizieren.
Pro & Kontra
+ LED-Lampentechnik
+ 100 % Abdeckung des DCI-P3-Farbraums
+ hell mit 1224 Lumen (D65) kalibriert
+ herausragende Schärfe
+ herausragende Detailauflösung von Filmen und Fotos in Full-HD- und 4K-Auflösung
+ sehr guter ANSI-kontrast (449:1)
+ sehr leise
+ normnahe Werkseinstellungen im Bildmodus „Cinema“ für Farben, Farbraum und Gamma
+ keine teuren Ersatzlampen mehr nötig
– kein elektrischer Zoom, Fokus, Lens-Shift,
– keine Lens-Memory-Funktion
– kein HDR
– kein 3D
– keine Zwischenbildberechnung
– verbesserungswürdiger On/Off-Kontrast und Schwarzwert
Messwerte und technische Daten
Modell: BenQ X12000
Helligkeit: 2012 Lumen (Bildmodus „Bright“)
Helligkeit: 1224 Lumen (D65)
Kontrast (On/Off): 952:1 (nativ)
Kontrast (ANSI): 449:1
Schwarzwert: 1,28 Lumen (D65)
Technik: Ein-Chip-DLP mit LED/Phosphor-Hybrid-Technik
Auflösung: 2716 x 1528 Pixel (nativ) / 3840 x 2160 Pixel mit XPR-Technologie
Zoom: 1,5
Fokus, Zoom, Lens-Shift: ja, händisch
Gewicht: 18,5 kg
Maße (B x H x T): 471 x 225 x 565 mm
Lampe: LED
Besonderheiten: Langlebige LED-Lampentechnologie, 4K-fähig, keine sichtbare Pixelstruktur, Lens-Shift (v/h)
Preis (UVP): 7999,-
Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders