TEST: EPSON EH-LS800B – 4K-Laserlicht-Projektor mit HDR und dynamischen Tone Mapping

Epson stellt mit dem EH-LS800B einen echten 4K-Knaller vor: Der Ultrakurzdistanz-Projektor erzeugt nicht nur meterbreite Bilder aus wenigen Zentimetern Abstand, sondern bringt ein dynamisches Tone Mapping für HDR mit. Wie gut das funktioniert, zeigt dieser Test.

Foto: Michael B. Rehders – Im September habe ich den Epson EH-LS800B bereits auf der IFA 2022 ausführlich in Augenschein nehmen können, jetzt befindet sich der Projektor zum Testen in meinem Screening-Room.

Inhaltsangabe:

  1. Styling und Design
  2. Ausstattung und Technik
  3. Dynamisches Tone Mapping für HDR an Bord
  4. Automatische Installation per Smartphone
  5. Projektion auf die Zimmerwand
  6. Bedienung
  7. Messungen und Diagramme
  8. Einstellungsempfehlungen
  9. Tonqualität
  10. Bildqualität
  11. Ultrakurzdistanz-Beamer auf schalldurchlässiger Leinwand
  12. Fazit
  13. Pro & Contra
  14. Technische Daten und Messungen

Styling und Design

Nach dem Epson EH-LS300 findet sich der große Bruder EH-LS800B zum Testen ein. Mit einer Breite von 69,5 und einer Tiefe von 34,1 Zentimetern sowie einem Gewicht von 12,4 Kilogramm passt der EH-LS800B auf alle gängigen Sideboards.
Es gibt ihn in zwei Farben: Schwarz und Weiß. Das B am Ende der Produktbezeichnung steht für Black, das W für das weiße Gehäuse.

Alle Anschlüsse sind hinter einer Blende an der rechten Seite ins Gehäuse eingelassen. Das finde ich überaus praktisch gegenüber einem Anschlussfeld, das auf der Rückseite des Gerätes untergebracht ist. So muss ich den installierten Beamer nicht von der Wand abziehen – und anschließend wieder auf den Millimeter genau neu ausrichten –  wenn mal ein weitere Zuspieler verbunden wird. Die Blende wird von unten entriegelt und abgenommen. Das ist beim ersten Mal ein wenig fummelig, da man den Riegel von außen nicht sehen kann. Nachdem ich das einfache Konzept durchschaut habe, geht die Demontage spielend einfach. Jetzt können alle gewünschten Signalgeber via HDMI verbunden werden. Danach wird die Seite mit der Klappe wieder verschlossen. Der Schacht ist im Übrigen tief genug, um die Kabel darin von der Seite nach hinten zu verlegen, so dass sie vom Zuschauer nicht zu sehen sind.

Mit 223 Watt im Betrieb und 0,7 Watt im Standby ist der EH-LS800B nicht besonders stromhungrig, jedenfalls nicht im Vergleich mit ebenso hellen Lampen-Projektoren.

Foto: Michael B. Rehders – Wird die Seitenverkleidung abgenommen, kommen dahinter alle Anschlüsse zum Vorschein. Drei HDMI-Schnittstellen sind vorhanden. HDMI-2 ist ARC-fähig ist, HDMI-3 besitzt einen Game-Modus, der zugunsten einer kurzen Latenzzeit alle nicht relevanten Bildmenüs deaktiviert. Optical Out ist für die Tonübertragung zum AV-Receiver gedacht, um die Sound der gestreamten Filme über die 7.1-Anlage zu erleben. Der Kopfhörer-Ausgang dürfte abends ein paar Freunde finden.

Ausstattung und Technik

Zum Einsatz kommt Epsons 3LCD-Technologie mit drei 0,62 Zoll C2-Fine-Chips, die eine native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel besitzen. Via 4K-Enhancement werden die Bildpunkte diagonal verschoben für eine doppelte Full-HD-Auflösung. Da das Grit breit genug ist, können auf dem üblicherweise sichtbaren „Fliegengitter“ die erzeugten Bildpunkte fast vollständig abgebildet werden. Ein bei LCD-Projektoren sichtbare Screendoor ist daher kaum auszumachen.

Der berüchtigte Regenbogen-Effekt (RBE), den alle Ein-Chip-DLP-Projektoren aufgrund ihrer sequentiellen Farbdarstellung erzeugen, tritt mit dem Epson ebenfalls nicht auf, weil drei LCD-Chips für RGB (Rot, Grün, Blau) implementiert worden sind. Die Farben werden im Gerät komplett zusammengesetzt und projiziert.
Satte 4.000 Lumen Helligkeit soll die Laserlichtquelle erzeugen. Die Lebensdauer beziffert der Hersteller mit 20.000 Stunden in allen Modi, bis sich die Lichtausbeute um 50 Prozent reduziert. Um diesen Wert mal zu veranschaulichen: Wer den EH-LS800B vier Stunden täglich wie einen Fernseher betreibt, kann ihn über 13 Jahre nutzen, bis er nur noch halb so hell ist.

Ein Augenschutz soll allzu neugierige Gemüter vor Sehschäden schützen. Sobald jemand den Umgebungs-Sensoren zu nahe kommt, schaltet der Epson die Laserlicht-Quelle aus. Ab Werk ist dieses Feature eingeschaltet. Es lässt sich im Menü bei Bedarf ausschalten.

Das Betriebssystem Android TV ist für Streaming und Smartfunktionen zuständig. Drüber hinaus wird Chromecast unterstützt. Die Anzahl der Apps ist recht umfangreich, die über den Google Play Store heruntergeladen werden können. Dazu gehören beliebte Dienste wie Disney+, YouTube, Mediatheken des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Apple TV. Netflix fehlt, und Wow (ehemals Sky Ticket) lässt sich aus lizenzrechtlichen Gründen in Deutschland nicht nutzen. Überdies vermisse ich Antennenanschlüsse, CI-Slot und TV-Tuner, damit ein Fernseher vollständig ersetzt werden kann.

3D unterstützt der Projektor leider nicht.

Die Garantie beträgt 5 Jahre (Carry-In) oder 12.000 Stunden. Das zeigt mir, welches Vertrauen Epson in seine neue Technologie hat.

Foto: Michael B. Rehders – Sollten sich neugierige Gemüter der Laserlicht-Quelle zu sehr annähern, wird das über die implementierten Umgebungssensoren erkannt, und der Epson EH-LS800B schaltet die Laser schlagartig aus.

Dynamisches Tone Mapping für HDR an Bord

Eine echte Überraschung bietet HDR (High Dynamic Range). Wie ich festgestellt habe, hat Epson dem EH-LS800 ein dynamisches Tone Mapping implementiert. Neben HDR10 wird noch Hybrid Log Gamma unterstützt. Auf Dolby Vision und HDR10+ muss hingegen verzichtet werden.

Epson erwähnt und bewirbt es allerdings bis heute nicht: Das dynamische Tone Mapping, das im EH-LS800B vorhanden ist. Während meiner Bildsichtungen ist mir bereits aufgefallen, dass eine dynamische Helligkeitsregelung aktiv sein muss, wenn HDR-Inhalte projiziert werden. Meine anschließende Untersuchung liefert die Bestätigung auch messtechnisch.

Wird bei einem dynamischen Tone Mapping eine Grautreppe mit Inhalten von 2.000 – 10.000 Nits zugespielt, wird das 10.000-Nits-Signal mit maximaler Luminanz projiziert. Beim Epson sind das rund 1.300 Lux (10.000 Nits-Signal) in der Spitze und 400 Lux (2.000 Nits-Signal) im Minimum. Bei Zuspielung einer zweiten Grautreppe mit 1.000 – 2.000 Nits Signalen, stellt der Epson die hellste Graustufe wiederum am hellsten dar. Das sind 1.100 Lux (2.000 Nits-Signal) in der Spitze und 450 Lux (1.000 Nits-Signal) im Minimum. Die Messwerte sind also durchaus auf gleichem Niveau, weil das Tone Mapping die Pegel dynamisch pro Frame anpasst. Dass die Werte der Testbilder jeweils im Maximum/Minimum um rund 15 Prozent voneinander abweichen, ist in der Programmierung des dynamischen Tone Mappings begründet.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das in der Praxis folgendes: Projiziert der Epson EH-LS800B einen Film wie „Sully“, der bis zu 10.000 Nits helle Bildsignale enthält, werden alle Inhalte im Rahmen der Lichtausbeute des Projektors dargestellt. Wird ein Film wie „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ projiziert, der maximal 1.000 Nits Inhalte besitzt laut Metadaten, wird auch dieser Film mit überaus ansprechender Helligkeit projiziert vom Epson, dank des dynamischen Tone Mappings.

Bei einem statischen Tone Mapping wird hingegen keine (dynamische) Anpassung pro Bild vorgenommen, sondern einmalig (statisch) die hinterlegten Metadaten angewendet. Das bedeutet: Das 10.000 Nits Quellsignal wird mit Maximalhelligkeit projiziert, wenn der Projektor dazu imstande ist und er entsprechend eingestellt worden ist. Das 2.000 Nits Quellsignal ist dann entsprechend dunkler – es besitzt aber immer den gleichen Wert, unabhängig davon, ob es in einer Grautreppe von 1.000 – 2.000 Nits oder von 2.000 – 10.000 Nits enthalten ist.  
Demzufolge zeigt bei einem statischen Tone Mapping „Sully“ alle Inhalte mit ansprechender Lichtausbeute, aber „James Bond“ wird viel zu dunkel projiziert, weil dieser keine Inhalte über 1.000 Nits besitzt. Dieser Bereich liegt unbenutzt „brach“.
Wird der HDR-Pegel im Projektor allerdings so eingestellt, dass er 1.000 Nits Bildsignale mit Maximalhelligkeit abbildet, werden alle Inhalte darüber nicht mehr dargestellt. Sie clippen ins Weiß. Ein so eingestellter Projektor mit statischen Tone Mapping zeigt „James Bond“ zwar mit idealer Lichtausbeute, überstrahlt aber in „Sully“ alle Bildsignale oberhalb von 1.000 Nits ins Weiß. Die Displays am Times Square von „Sully“ überstrahlen allesamt ins Weiß.

Der Epson EH-LS-800B stellt in der Grautreppe das 2.000 Nits-Signal im Rahmen seines dynamischen Tone Mappings mit höchster Lichtausbeute dar.
Die Grautreppe bis 10.000 Nits Signalen wird im Rahmen des dynamischen Tone Mappings so dargestellt, dass das 10.000 Nits-Signal ebenfalls die höchste Luminanz erhält, während das 2.000 Nits-Signal im Rahmen des dynamischen Tone Mapping dunkler reproduziert wird.

Das dynamische Tone Mapping überzeugt in „Sully“: Es werden alle Inhalte auf den Displays dargestellt, die mit bis zu 10.000 Nits im Quellmaterial des Spielfilms von der 4K-Blu-ray vorhanden sind.

Selbst deutlich dunkler gemasterte Filme wie „West Side Story“ reproduziert der Epson EH-LS800B mittels dynamischen Tone Mapping strahlend hell auf der Leinwand.

Automatische Installation per Smartphone

Aus einer Distanz von rund 15 Zentimetern gelingt es dem Epson, eine 2,50 Meter breite Leinwand formatfüllend in 16:9 auszuleuchten. Die darstellbare Bildgröße beziffert Epson mit 80 bis 150 Zoll Diagonale. Das entspricht Bildbreiten von 1,77 bis 3,32 Meter. Dafür muss der Beamer nur etwas vor- oder zurückgeschoben werden. Innerhalb dieser Range kann die Schärfe manuell eingestellt werden. Der Regler dafür befindet sich neben dem Anschlussfeld, das rechts im Gehäuse eingelassen ist. Um den Fokus einzustellen muss auch hier die Klappe abgenommen werden. Der Stellregler funktioniert leichtgängig und überaus präzise. Das Ergebnis ist eine exzellente Schärfe von der Mitte bis an den Rand.

Epson stellt gleich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um das Bild auf die Leinwand millimetergenau anzupassen. Einmal ganz klassisch oder mit der Epson Setting Assistant-App, um mit Hilfe des Smartphones das Bild automatisch auszurichten. Dafür wird die benötigte App mithilfe des QR-Codes auf das Smartphone heruntergeladen. Nachdem das Bild rudimentär auf die Leinwand ausgerichtet ist, wird die Installation mit der App im Smartphone gestartet. Der Projektor spielt ein intern abgelegtes Testbild zu, während die Kamera das Bild auf der Leinwand „filmt“. Jetzt wird das Bild erkannt und automatisch an die Leinwand via Warping-Funktion angepasst. Die ganze Prozedur dauert nur wenige Sekunden.

Wer möchte, kann die Anpassungen überdies manuell vornehmen. Dafür stehen gleich drei Warping-Tools zur Verfügung.

Epson bietet für die Installation des Projektors im On-Screen-Menü zwei Möglichkeiten, die Verzerrungen zu korrigieren: Automatisch via Smartphone oder von Hand mittels Fernbedienung.

Mit der Epson Setting Assistant-App ist die Anpassung des Bildes auf die Leinwand einfacher denn je. Korrekturen werden automatisch vorgenommen.

Wer die Anpassungen lieber manuell vornimmt, kann Verzerrungen im Warping-Bildmenü via Gitterraster ausgleichen. Hiervon profitieren auch Nutzer einer Panoramaleinwand, weil eine exakte Anpassung möglich ist.

Projektion auf die Zimmerwand

Wer auf eine Leinwand verzichten und stattdessen lieber auf die nackte Zimmerwand projizieren möchte, kann das tun. Sollte die Wand nicht Weiß sondern farbig gestrichen sein, hat Epson dafür eine praktische Lösung parat: Eine Farbkalibrierungs-Tool im On-Screen-Menü des Projektors passt die Farben der Bildsignale an den Hintergrund an. Man muss dafür nur den Farbton der Wand angeben.

Für die Kalibrierung des projizierten Bildes an die Wand ist es lediglich nötig, die entsprechende Wandfarbe im Menü des Epson auszuwählen.

Bedienung

Mit dem Handsender werden alle weiteren Einstellungen vorgenommen. Die Navigation durch das On-Screen-Menü gelingt zügig. Dank einer QWERTZ-Tastatur auf der Leinwand, können E-Mail-Adresse und Passwörter bequem eingegeben werden. Nach der Anmeldung in meinem Google-Account stehen mir im Play Store tausende (kostenpflichtige) Spielfilme zur Verfügung. Darüber hinaus kann ich die Smartfunktionen via Sprachsteuerung vornehmen. Ich sage zum Beispiel: „Öffne Disney Plus“, schon steht mir dieser Dienst zur Verfügung.
Für lineares Fernsehen nutzen ich die bewährte ZATTOO-App, die für 10 Euro pro Monat über 140 Sender zur Verfügung stellt.
Auf der Fernbedienung wechsle ich zum HDMI-2-Eingang, der mit meinem AV-Receiver verbunden ist. Der Handshake fällt mit zwei bis drei Sekunden angenehm kurz aus.
Nicht so gut gefällt mir, dass die Fernbedienung keine hinterleuchtete Tastatur besitzt. Gerade im dunklen Kinoraum sind die verschiedenen Knöpfe kaum zu finden.

Völlig unpraktisch finde ich bei der Nutzung, dass HDR und SDR dieselben Einstellungen verwenden, und der Projektor nicht selbständig in die dafür von mir angepassten Bildmodi („Lebendig“ und „Natürlich“) umschaltet. Das muss ich jedes mal manuell machen, wenn das Quellsignal von SDR auf HDR wechselt.

Foto: Michael B. Rehders – Die Tastatur auf der Fernbedienung ist nicht hinterleuchtet. Sie bietet ein paar Direktwahltasten für YouTube (roter Pfeil), Sprachsteuerung, Menüaufrufe, Lautsprecher-Pegeleinstellung und Helligkeitsregelung für die Laserdioden.

Zahleiche Apps stehen zur Verfügung in der übersichtlich strukturierten Android-TV-Oberfläche. Praktisch sind die Apps für Bildeinstellungen und Beamer-Installation.

Im Google Play Store ist die Auswahl an kostenpflichtigen Filmen riesengroß.

Messungen und Diagramme

Der Epson EH-LS800B wird im Bildmodus „Lebendig“ ausgeliefert. Hier sind digitale Helligkeitsregelungen aktiv. Ich empfehle diesen Modus für HDR-Inhalte, weil nur wenige Anpassungen nötig sind, damit der DCI-P3-Farbraum mit 85 Prozent und einer Farbtemperatur von annähernd 6.500 Kelvin dargestellt werden. Der dynamische Kontrast beträgt gute 4.250:1 (On/Off), 1.050:1 (Inbild) und 215:1 (ANSI). Das Schwarz überzeugt ebenfalls mit 0,81 Lumen. Die Maximalhelligkeit fällt mit 3.440 Lumen sehr hoch aus, um sich gut gegen Restlicht im Wohnzimmer durchzusetzen.
Der dynamische Kontrast lässt sich auf bis zu 15.611:1 steigern. Der statische On/Off-Kontrast beträgt hingegen nur 1.300:1.

Im Bildmodus „Natürlich“ wird ohne eine weitere Änderung der Rec.709-Farbraum für HDTV mit 99 Prozent abgedeckt. Die Lichtausbeute ist mit 3.020 Lumen ebenfalls auf Topniveau, so dass selbst am Nachmittag das Zimmer lediglich rudimentär verdunkelt werden muss für ein brillantes Bild.

Im Bildmodus „Dynamik“ übertrifft der Epson EH-LS800B die beworbene Maximalhelligkeit mit 4.220 Lumen um gut fünf Prozent. Allerdings haftet ihm dann ein unschöner Grünfarbstich an, so dass ich dieses Tool nicht empfehle.

Die Farbeinstellung gestaltet sich schwierig. Es sind nur rudimentäre Einstellmöglichkeiten für Farbraum, Weißpunkt und Gamma hinterlegt. Die obligatorischen RGB-Gain/Offsetregler für Graustufenverlauf und Weißpunkt gibt es ebenso wenig wie ein Color-Management-System (CMS) für die Anpassung von Primär- und Sekundärfarben. Dafür gibt es Schieberegler, die keine präzise Farbanpassung gestatten. Aus diesem Grund bin ich sehr dankbar dafür, dass Epson ordentliche Werkseinstellungen hinterlegt hat, die ihren Zielkoordinaten schon sehr nahe kommen.

Das Laserlicht lässt sich in 70 Stufen regeln. Die Lüfter arbeiten in drei Stufen. Den niedrigsten Helligkeitswert messe ich mit 910 Lumen kalibriert. Hier sind die Lüfter  mit 19 Dezibel praktisch nicht mehr zu hören. Erhöhe ich die Lichtleistung, ermittle ich maximal 1.125 Lumen bei nunmehr 27 Dezibel. Bereits eine Stufe darüber ist der Beamer mit 34 Dezibel deutlich zu hören. Bis zur Maximalhelligkeit ändert sich der Pegel jedoch nicht mehr.
Bis zu einer Bildbreite von 3,32 Meter (150 Zoll Diagonale) kann der EH-LS800B genutzt werden, um sich mit seinen 52 Footlambert auch gegen Tageslicht noch zu behaupten.

Die Color Uniformity ist mit 92 Prozent so gut, dass ich keinen Helligkeitsabfall von der Mitte zum Rand ausmache.

Farbraum ab Werk: Im Bildmodus „Lebendig“, der ab Werk aktiv ist, wird der Rec.709-Farbraum deutlich übersättigt dargestellt. Vor allem Rot, Gelb und Grün schießen über ihre Targets hinaus. Weißpunkt, Magenta und Cyan sind in Richtung Blau verschoben, so dass sie einen entsprechenden Farbstich besitzen.

Farbraum kalibriert: Im Bildmodus „Natürlich“ wird der Rec.709-Farbraum sehr gut abgedeckt. Da keine sinnvollen Anpassungsmöglichkeiten für Primär- und Sekundärfarben möglich sind, ist die exzellente Werkseinstellung sehr zu begrüßen.




Farbraum HDR: Das DCI-P3-Farbspektrum wird mit 85 Prozent noch akzeptabel abgedeckt. Limitiert ist die Sättigung von Rot, Grün und Cyan, so dass diese Farben von HDR-Inhalten etwas blasser aussehen.

Graustufenverlauf ab Werk: Im Bildmodus „Lebendig“ ist der Blauüberschuss deutlich erkennbar. Das Resultat ist eine Farbtemperatur von 8.500 Kelvin.

Graustufenverlauf kalibriert: Im Bildmodus „Natürlich“ sind nur wenige Anpassungen nötig, um eine Farbtemperatur von 6.308 Kelvin zu erzielen. Eine präzise Einstellung auf 6.504 Kelvin ist nicht möglich, da es die dafür erforderlichen RGB-Gain/Offsetregler schlichtweg nicht gibt.

Gamma ab Werk: Im Bildmodus „Lebendig“ sieht der Gammaverlauf abenteuerlich aus. Dieser Umstand ist der dynamischen Helligkeitsregelung geschuldet.

Gamma kalibriert: Im Bildmodus „Natürlich“ ohne dynamische Helligkeitsregelung sieht das Gamma 2,2 vorbildlich aus. Das Resultat ist ein extrem homogener Graustufenverlauf mit hervorragender Durchzeichnung.

Delta-E-Werte ab Werk: Die Abweichungen im Graustufenverlauf (oben) betragen im Bildmodus „Lebendig“ im Durchschnitt 9,8 Prozent. Das ist durchaus im Bild sichtbar in Form von Verfärbungen einer Grautreppe. Die Abweichungen der Grundfarben (unten) ist mit 8,7 Prozent gerade noch akzeptabel.

Delta-E-Werte kalibriert: Im Bildmodus „Natürlich“ mit den rudimentären Einstellmöglichkeiten ergeben sich ordentliche Ergebnisse. Der Graustufenverlauf (oben) ist mit einer Abweichung von durchschnittlich 1,8 Prozent voll im Soll. Der Primär- und Sekundärfarben sind mit nur 1,7 Prozent vom Ideal entfernt – und damit ebenfalls tadellos.

Einstellungsempfehlungen vom Color-Management-Experten:

SDR
Bildmodus              Natürlich
Helligkeit                50
Kontrast                 50
Sättigung                55
Farbtemperatur      7
Schärfe                  12     
Super Resolution    2
Auto Kontrast         2
Dyn. Kontrast         Aus
Szenen-Gamma     0

HDR
Bildmodus              Lebendig
Helligkeit                50
Kontrast                 50
Sättigung                55
Farbtemperatur      8
Schärfe                  12     
Super Resolution    3
Auto Kontrast         3
Dyn. Kontrast         Normal
HDR                       3

Für Bildeinstellungen stehen nur rudimentäre Regler zur Verfügung, um vor allem Laien die Benutzerführung leicht zu gestalten.

Tonqualität

Ausgestattet ist der Epson EH-TW800B mit einem 20 Watt Zwei-Kanal-Lautsprechersystem von Yamaha. Der Stereoton kann spielend mit guten Fernsehern konkurrieren. In „West Side Story“ überzeugen die Stimmen der weiblichen und männlichen Darsteller aufgrund der sehr guten Verständlichkeit, sogar instrumental kann sich der Epson behaupten. Höhen und Mitteltöne gefallen mit ihrer Transparenz und Klarheit, der Bass klingt noch glaubwürdig. Natürlich erreicht dieser nicht den Tiefgang von großen Standlautsprechern mit Subwoofer. Doch die Explosion an der Laderampe des Flugzeugs in „Tenet“ finde ich stimmig, wenn man Fernseherniveau als Maßstab heranzieht.

Zur Hintergrundbeschallung der eigenen Play-List ist die eingebaute Soundbar ebenfalls geeignet. In bis zu 25 m² großen Räumen kann man es mit Filmton schon richtig krachen lassen.

Wer hier höhere Ansprüche an die Klangqualität hat, sollte unbedingt zu einem ausgewachsenen Lautsprecherset mit Subwoofer greifen.

Foto: Michael B. Rehders – Der Epson EH-LS800B besitzt ein Soundsystem von Yamaha, das auf dem Niveau guter Fernsehgeräte spielt.
Der Sound lässt sich nach Geschmack weiter anpassen. Mehrere Tonmodi stehen dafür zur Verfügung, so dass die Explosion in „Tenet“ durchaus glaubwürdig klingt. Mit ausgewachsenen Standlautsprechern können die 20-Watt-Treiber allerdings nicht konkurrieren.

Bildqualität

Spielfilme mit 24 Hertz werden wie im Kino originalgetreu wiedergegeben. Sport und Dokus mit 50 und 60 Hertz laufen ebenfalls fehlerfrei. Wird die Zwischenbildberechnung aktiviert, stehen drei Stufen zur Verfügung, um die Bewegungsschärfe zu verbessern. Auf Niedrig arbeitet das Tool praktisch fehlerfrei. Auf Mittel und Hoch nimmt nicht nur der Soap-Effekt sichtbar zu, überdies werden Bildfehler deutlich sichtbarer. Die Folgen sind Grießeln und zerrissene Inhalte, wenn beispielsweise Personen vor detailreichen Hintergründen laufen. Darüber hinaus sind feine Elemente nicht auf UHD-Niveau, sondern kommen kaum über Full-HD-Auflösung hinaus, trotz der e-Shift-Technologie.

Gleichwohl ich das rote Warner-Logo in „Tenet“ schon satter gesehen habe, überzeugt das Bild aufgrund der exzellenten Schärfe und des guten Kontrastumfangs, wenn die dynamische Helligkeitsregelung aktiv ist. Das Logo hebt sich sehr plastisch vom schwarzen Hintergrund ab. In der Oper sind einzelne Zuschauer auszumachen. Als der Protagonist und seine weibliche Begleitung am Kai entlang schlendern, sind bei strahlendem Sonnenschein feinste Applikationen auf ihrem Kleid erkennbar.
Doch nicht nur Tageslichtaufnahmen profitieren von der sehr hohen Lichtausbeute, ebenso gefallen Nachtaufnahmen ob des satten Schwarz in Verbindung mit den strahlendhellen Spitzlichtern. Ein Grauschleier ist im Bild nicht auszumachen.

Wirklich beeindruckend ist letztendlich das dynamische Tone Mapping: Der Epson EH-LS800B zeigt in „Sully“ alle Elemente, die im Quellmaterial vorhanden sind. Als beispielsweise das Flugzeug über den Central Park fliegt, sind alle Spuren im Schnee aus dem Cockpit  klar erkennbar. Die LED-Wand am Wolkenkratzer, auf den das Flugzeug zusteuert, leuchtet satt und realistisch.

Filme ohne Metadaten zeigt der Epson ebenso hell und strahlend. Es müssen in keiner Szene, in keinem Film am HDR-Pegel etwas angepasst werden. Als Neo in „Matrix: Resurrections“ am Schreibtisch sitzt, ist jeder Buchstabe auf den Tastaturen ausmachen, während auf der anderen Seite auf dem Hochhaus die Aufbauten im Tageslicht klar erkennbar sind. Allenfalls die grünen Schriftzeichen habe ich schon gesättigter gesehen von Projektoren, die den DCI-P3-Farbraum vollständig abbilden. Der Epson EH-LS800B zeigt sie im Vergleich doch recht blass.

Gut gefällt mir, dass keine Farbblitze oder chromatische Aberrationen das Vergnügen schmälern. Eine minimale Konvergenzabweichung ist in der Praxis nicht relevant, weil sie aus üblichen Sitzabständen nicht auszumachen sind.


Die „Heute-Show“ im ZDF wird in 720p ausgestrahlt. Der Epson gibt sich beim Skalieren auf seine native Auflösung keine Blöße.

Meine UHD-Panoramaaufnahme von Hamburg wird mit originalgetreuen Farben reproduziert. Der Gesamteindruck des Bildes ist aus normalen Sichtabständen ordentlich.


Die Makroaufnahme deckt hingegen auf: Vertikale Streben vorne am Geländer fehlen fast alle. Auch das aufgeschobene Schiebedach weist kaum noch sichtbare „Falten“ auf. Dafür wird das „Fliegengitter“ (Screendoor“) via e-Shift-Technologie fast vollständig eliminiert.

In „Tom & Jerry“ erscheint das Handtuch flauschig und weich, als Jerry im Hotel ein Bad nehmen möchte. Das Logo auf der Wanne wird glasklar reproduziert. Als Tom mal wieder hinter Jerry her ist, stellt das den Projektor vor keine Probleme. Überdies kann das 16:9-Bild auf einer Cinemascope-Leinwand so verkleinert werden, dass es in voller Höhe darauf dargestellt wird.



Tageslichtaufnahmen in „West Side Story“ (aus 2022 von Stephen Spielberg) sehen satt und farbenfroh aus. Hier spielt der Epson EH-LS800B die Stärken seiner hohen Lichtausbeute aus.

Dunkle Inhalte werde hervorragend durchgezeichnet. Die Außenfassade des Frankfurters (ganz rechts) in „West Side Story“ wird vollständig reproduziert. Lediglich die roten Neonschriftzüge sind ein wenig blasser als ich es von Projektoren gewohnt bin, die das Rot im DCI-P3-Farbspektrum vollständig darstellen.

Ultrakurzdistanz-Beamer auf schalldurchlässiger Leinwand

Immer wieder taucht in verschiedenen Foren die Frage auf: „Kann man mit Ultrakurzdistanz-Beamer auf eine schalldurchlässige Leinwand projizieren?“
Die Antwort auf diese Frage lautet oftmals: „Nein.“ – Aber das ist falsch!

Natürlich kann man einen Ultrakurzdistanz-Projektor mit einer schalldurchlässigen Leinwand kombinieren. Ich mache das seit mehreren Jahren für fast alle Testberichte so, um unter identischen Raumbedingungen in meinem Heimkino Messungen und Screenshots durchzuführen – und habe bislang noch keine negativen Auswirkungen feststellen können, deren Ursache auf die Leinwand zurückzuführen sind.
Aktuell nutze ich eine Alphaluxx Reflax Akustik Plus mit weißen Backing. Hier verhält sich jeder bislang von mir getestete Ultrakurzdistanz-Projektor wie ein „normaler“ Weitwerfer.
Ich erhalte ein riesengroßes Bild, und der Ton kommt direkt aus der Leinwand. Der Epson EH-LS800B zeigt darauf exzellente und fehlerfreie Bilder.

Für Wohnzimmerinstallationen mit Restlicht und leichtem Tageslichteinfall empfehle ich hingegen eine CLR-Leinwand für Ultrakurzdistanz-Projektoren. Der Epson EH-LS800B strahlt von unten auf dem Sideboard ab, und die CLR-Leinwand reflektiert das auftreffende Beamerlicht im 90-Grad-Winkel direkt zum Zuschauer. Das übrige Raumlicht wird zur Seite abgelenkt oder „absorbiert“. Jedenfalls gelangt es nicht zum Zuschauer, so dass dieser mit einer derartigen CLR-Leinwand für Ultrakurzdistanz-Projektoren bei Restlicht im Raum eine ordentliche Bildqualität erhält – und damit einen Fernseher vollständig ersetzen kann.
Wird der Raum abgedunkelt, verbessert sich die Abbildungsqualität nochmal.
Leider gibt es derlei CLR-Bildwände (noch) nicht als schalldurchlässige Variante.

Foto: Michael B. Rehders – Der Epson EH-LS800B ist wie geschaffen für das Sideboard. Aus nur wenigen Zentimetern Abstand werden bis zu 3,32 Meter breite Bilder (das entspricht 150 Zoll Diagonale) auf die Wand geworfen.

Fazit

Der Epson EH-LS800B ist ein 4K-Ultrakurzdistanz-Projektor mit sinnvollen Smartfunktionen, der aus wenigen Zentimetern Abstand mehrere Meter breite Bilder darstellt. Seine hohe Lichtausbeute, langlebige Laserlicht-Quelle und gute Schärfe überzeugen, so dass er für Wohnzimmer und große Heimkinos gleichermaßen wie geschaffen ist. Das eigentliche Highlight ist allerdings das dynamische Tone Mapping für HDR, so dass praktisch alle 4K-Filme von Streaming-Diensten und 4K-Blu-ray bestmöglich projiziert werden, ohne dass sich der Nutzer um irgendetwas kümmern muss.

Pro & Contra

+ Automatische Bildanpassung via Smartphone
+ Langlebige Laserlicht-Technologie
+ lange Garantie
+ Sehr gute Werkseinstellung für SDR im Bildmodus „Natürlich“
+ sehr hell
+ Smartfunktionen
+ Sprachsteuerung
+ Dynamisches Tone Mapping für HDR
– Abgespeckte Color Management System
– nativer Kontrast
– Limitierter HDR-Farbraum
– relativ laut im hohen Laserlicht-Modus
– keine 3D-Wiedergabe möglich


Technische Daten und Messungen

Modell: Epson EH-LS800B
Technik: 3LCD
Bildauflösung: 1.920 x 1.080 Pixel nativ / 3.840 x 2.160 Pixel via e-Shift sequenziell
Lichtquelle: Laser/Hybrid
Lebensdauer Lichtquelle: 20.000 Stunden (Normal) / 20.000 Stunden (Eco)
Leistungsaufnahme: 223 Watt / 0,74 Watt (Standby)
Betriebsgeräusch: 34 dB (hoher Lichtmodus)
Helligkeit: 3.400 Lumen (Maximal), 3.020 Lumen (SDR-kalibriert), 3.440 Lumen (HDR-kalibriert)
Kontrast On/Off: 1.300:1 (nativ), 3.440:1 (dynamisch)
Kontrast ANSI: 215:1
Kontrast Inbild: 1.050:1
Schwarzwert: 2,30 Lumen (statisch), 0,8 Lumen (dynamisch)
Lens-Shift: nein
3D-Wiedergabe: nein
3D-Transmitter: nein
3D-Brille: nein
Ausführungen: Schwarz und Weiß
Abmessungen (BHT): 695 x 156 x 341 mm
Gewicht: 12,8 Kg
Garantie: 5 Jahre oder 12.000 Stunden (was zuerst eintrifft)
Preis: 3.699 Euro

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts: Hamburg Panorama (Michael B. Rehders), Sully (Warner Bros.), Tenet (Warner Bros.), Tom & Jerry (Warner Bros.), West Side Story (Walt Disney); Heute Show (ZDF)

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