TEST: BARCO BRAGI CS, JVC DLA-NZ9, SIM2 NERO 4S – Die 4K-Topmodelle im Vergleich!

Das Beste kommt zum Schluss: Ende des Jahres findet ein packendes Shootout statt. Die besten Heimkino-Projektoren bis 40.000 Euro treten zum Vergleich an. Hierbei handelt es sich um die Topmodelle Barco Bragi CS, JVC DLA-NZ9 und Sim2 Nero 4S.

Foto: Michael B. Rehders – Mit rund 40.000 Euro inklusive Weitwinkel-Objektiv ist der Barco Bragi CS der teuerste Projektor in diesem Test.

Inhaltsangabe

  1. Styling und Design
  2. Technik und Auflösung
  3. Staubschutz
  4. Lichtquelle
  5. Einzigartige Features
  6. Anschlüsse
  7. Installation
  8. Lens-Memory
  9. Automatische Kalibrierung
  10. Messungen
  11. Bedienung
  12. HDR-Farbraum: Mit oder ohne Filter
  13. HDR mit dynamischen Tone Mapping
  14. Schärfe und Detailauflösung
  15. Bewegungsschärfe
  16. 3D-Darstellung
  17. Betriebsgeräusch und Regenbogen-Effekt
  18. Allgemeine Bildeindrücke
  19. Fazit
  20. Einzeltests 
  21. Pro & Contra


Styling und Design

Der Barco Bragi Cinemascope erscheint bereits optisch überaus professionell in seinem Industrie-Design-Look. Er ist mit einer Stellfläche von 45 x 50 Zentimetern der kleinste Projektor im Test. Rahmen und Kern bestehen aus Aluminium und Magnesium und bringen 21,5 Kilogramm auf die Waage, ohne Optik.

Der JVC DLA-NZ9 unterscheidet sich optisch nicht von seinem Vorgängermodell. Hintergrund: JVC hat das Gehäuse vor Jahren so entwickelt, dass sowohl UHP-Lampen als auch Laserlicht-Quellen implementiert werden können. Mit 25,3 Kilogramm ist der Beamer ein echtes Schwergewicht und erscheint mit 50 Zentimetern in Breite und Tiefe überaus imposant. Der Projektor ist ausschließlich in Schwarz erhältlich.

Der Sim2 Nero 4S bringt mit 32 Kilogramm nicht nur das höchste Gewicht auf die Waage, sondern besitzt mit rund 50 x 60 Zentimetern das größte Chassis aller Testkandidaten. Das hochglänzende Gehäuse besteht aus Kristallglas und versprüht viel Eleganz. Gerade im stylisch eingerichteten Wohnambiente finde ich die Optik sehr schick, weil der Projektor zum eleganten Blickfang wird.

25.990 Euro kostet der JVC DLA-NZ9 und hat 3 Jahre Garantie, wenn der Kauf bei einem deutschen Fachhändler erfolgt.
35.000 Euro kostet der Sim2 Nero 4S und ist mit 2 Jahren Garantie ausgestattet.
40.000 Euro ruft Barco für den Bragi CS auf und bietet 3 Jahre Garantie, die auf bis zu 5 Jahren gegen Aufpreis verlängert werden können.

Das Finish aller drei Projektoren ist in Schwarz.

Während DLA-NZ9 und Nero 4S mit fest eingebauten Zoom-Objektiven ausgestattet sind, wartet Barco mit einer Besonderheit auf: Es stehen für den Bragi CS neun Objektive zur Auswahl. Damit können alle Throw Ratio (Verhältnis von Projektionsdistanz zur Leinwandbreite) von 0,30:1 bis 9,10:1 umgesetzt werden. Das bedeutet: Eine 2,50 Meter breite Leinwand kann aus einer Distanz von 0,75 – 22,75 Meter vollständig ausgeleuchtet werden. Mehr Flexibilität bietet kein anderer Testkandidat.
Der JVC DLA-NZ9 kann eine Leinwandbreite von 2,50 Meter aus einer Distanz von 3,37 – 6,87 Meter komplett ausfüllen, der Sim2 Nero 4S benötigt dafür einen Abstand von 3,40 bis 6,70 Meter.

Im Kaufpreis des Barco Bragi CS von 35.000 Euro ist eines der beiden 130-mm-Objektive (EN61 und EN63) inbegriffen. Alle anderen sind gegen Aufpreis erhältlich. Ich erhalte neben dem Standard-Objektiv das Weitwinkel EN66, damit es dem Bragi CS aus 3,20 Meter Distanz gelingt, meine drei Meter breite Cinemascope-Leinwand vollständig auszuleuchten. Am Weitwinkelobjektiv hängt ein Preisschild von rund 11.000 Euro. Im Tausch gegen das Standardobjektiv, welches dem Beamer ab Werk mit beiliegt, ist es bereits für 5.000 Euro Aufpreis erhältlich. Der Gesamtpreis des Bragi CS beträgt mit Weitwinkelobjektiv: 40.000 Euro


Foto: Michael B. Rehders – Wie groß die Objektive des Barco Bragi CS sind, zeigt diese Fotoaufnahme. Links ist zum Vergleich das 50 mm Objektiv für meine Nikon D850 Kamera.




Foto: Michael B. Rehders – Mit einem geübten Griff wird das schwere Objektiv vorne ans Gehäuse des Bragi CS angeflanscht.

Technik und Auflösung

Der Sim2 Nero4S ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit 0,67-Zoll-DMD, der eine native Auflösung von 2.716 x 1.528 Pixel besitzt. Via XPR-Shift-Technologie kann er Bildsignale bis zu 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und sequentiell projizieren.

Barco beziffert die Auflösung mit 5.120 x 2.160 Pixel. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 2,37:1 für die Projektion im Cinemascope-Format. Überdies können 16:9-Inhalte mit 3.840 x 2.160 Pixel auf dem Chip abgebildet werden. Ermöglichen tut dies ein DLP-DMD mit 0,9 Zoll und nativen 2.560 x 1.600 Pixel, der mit Hilfe der Shift-Technologie die Zielauflösung erreicht.

Der JVC DLA-NZ9 besitzt drei weiterentwickelte 0,69-Zoll-D-ILA-Chips mit nativer 4K-Auflösung (4.096 x 2.160 Pixel). Bis 8K-Auflösung kann der Projektor entgegennehmen, verarbeitet und via „8K/e-shiftX“-Technologie mit 8.138 x 4.320 Pixel sequentiell projizieren. Das ist möglich, weil im Gegensatz zur Vorgänger-Generation (X-Serie) kein einfacher Shift stattfindet, sondern ein vierfacher Shift.

Foto: Michael B. Rehders – Hier ist gut zu sehen, wie das XPR-Shift im Bragi CS arbeitet. Das Kreuz besteht aus einer horizontalen und einer vertikalen Linie in UHD-Pixelauflösung. Vom Projektor wird die vertikale Linie „gedoppelt“ und anschließend auch ein wenig in der Höhe ein wenig „verschoben“.

Staubschutz

DLP-Projektoren gelten gemeinhin als gut geeignet für typische Wohnräume, weil sich auf den Mikrospiegeln kleine Ablagerungen kaum halten und rausgeblasen werden durch die Lüfter. Trotzdem hat Barco den optischen Block und die DMDs (Digital Mirror Device) versiegelt, so dass keine Staubpartikel auf den Chip gelangen. Optional lässt sich bei Bedarf ein Staub- oder Rauchfilter seitlich am Lufteinlass installieren, um die anderen Komponenten im Projektor zu schützen.

Sim2 hat das DMD gleichfalls gekapselt, verzichtet aber auf weitere Filter.

D-ILA-Projektoren von JVC besitzen eine gekapselte Light-Engine, damit keine fremden Partikel in den Lichtweg innerhalb des DLA-NZ9 gelangen. Darüber hinaus sorgt ein Staubfilter dafür, dass kein weiterer Umgebungsschmutz ins Gerät gelangen kann.

Lichtquelle

Die Hersteller setzen in ihren Topmodellen auf unterschiedliche Lichtquellen: Sim2 hat in den Nero 4S eine herkömmliche UHP-Lampe mit 450 Watt verbaut, die bis zu 6.000 Lumen Lichtausbeute erzeugen soll.  Über die Lebensdauer der UHP-Lampe gibt nur eine rudimentäre Aussage von Sim2. Offiziell heißt es: „Die Lampe kann drei Jahre genutzt werden, wenn jeden Tag ein Spielfilm geschaut wird.“ Wenn ich von einem 2-Stunden-Film pro Tag ausgehe, bedeutet das eine Gesamtlaufzeit von rund 2.200 Stunden. Danach ist eine Ersatzlampe fällig, die mit 950 Euro schon sehr hoch bepreist ist.

JVC verwendet im DLA-NZ9 die neueste BLU-Escent Laserlichttechnologie mit blauen Laserdioden. Der große Vorteil der BLU-Escent Laserlicht-Technologie ist die Langlebigkeit, die JVC mit 20.000 Stunden beziffert. Um diesen Zeitraum mal in der Praxis zu veranschaulichen: Bei zwei Stunden Filmspaß pro Tag sind das über 27 Jahre, bis die Lichtausbeute um 50 Prozent abgenommen hat. 
Die Laserlichtquelle von JVC ist überdies sehr stabil in Bezug auf den Lichterhalt. Ein DLA-NZ8, den ich hier im Langzeit-Test bereits 12 Monate lang betreibe, hat nach 1.000 Stunden Laufzeit keinen Helligkeitsverlust zu verzeichnen.

Im Barco Bragi Cinemascope kommt ein neues LED-Modul zur Anwendung. Dieses nennt sich „Solid-State RGB-LED“. Es handelt sich hierbei um rote, grüne und blaue LEDs, die eine Maximalhelligkeit von 2.200 Lumen erzielen sollen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Langlebigkeit, die mit 50.000 Stunden im hohen Lichtmodus und 75.000 Stunden im Eco-Modus angegeben ist. Erst dann sollen 50 Prozent der Lichtausbeute eingebüßt sein. Bei einen zwei Stunden langen Film pro Tag im hohen Lichtmodus sind das über 68 Jahre, bis die Lichtausbeute sich halbiert hat. Damit ist ein teurer Lampentausch endgültig vom Tisch.

Einzigartige Features: Konstante Lichtleistung, Fokus-Kompensation, Konvergenzanpassung an Bildbreite, Warping

Alle drei Premiumgeräte besitzen einzigartige technische Features, die sie von ihren Marktbegleitern abheben: Barco hat dem Bragi CS ein CLO (Constant Light Output) spendiert. Hierbei handelt es sich um eine Funktion, welche die Lichtausbeute über tausende Stunden identisch aufrechterhält, wenn dafür zuvor ein Wert unterhalb der Maximalhelligkeit eingegeben wird.

Sim2 hat in den Nero 4S eine Fokus-Kompensation eingebaut. Projektoren benötigen in der Regel um die 30 Minuten, bis sie ihren optimalen Arbeitspunkt (also die optimale Betriebstemperatur) erreicht haben. Erst dann sind Schärfe, Bildlage und Farbdarstellung stabil. Bis dahin können sich geringfügige Abweichungen ergeben. Mit „Compensate Focus“ wird dieser Umstand behoben. Von der ersten bis zur letzten Betriebsminute wird das Bild knackscharf auf der Leinwand abgebildet. 

JVC bietet für den DLA-NZ9 eine digitale Konvergenzkorrektur, um minimale Farbverschiebungen in unterschiedlichen Bereichen des Bildes anzupassen. Darüber hinaus werden diese Einstellungen im Lens-Memory-Speicher automatisch übernommen. Das ist wichtig, weil Konvergenzabweichungen je nach Bildgröße (Zoom) unterschiedlich ausfallen können. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Konvergenz in allen Seitenverhältnissen (zum Beispiel 16:9, 2,00:1 oder 2,39:1) passt.

In vielen Heimkinos sind Panorama-Leinwände installiert, die mehr oder weniger stark gebogen sind, um ein immersives Filmerlebnis zu schaffen. Einzig der Barco Bragi CS bietet von den drei Testkandidaten eine Warping-Funktion, um das Bild auf so eine Leinwand auszurichten.

Besitzer einer Curved-Screen gelingt es mit Hilfe der Warping-Technologie, das projizierte Bild geometrisch korrekt auf der Leinwand zu erleben. Hierfür erzeugt der Bragi CS ein Gitterraster zur exakten Anpassung.


Anschlüsse

Alle drei Projektoren besitzen ihre Anschlüsse auf der Rückseite. Wer einen Technikraum hinter dem Kino besitzt, aus dem heraus der Beamer ins Kino projiziert, wird den freien Zugang zu den Terminals zu schätzen wissen. Wer den Projektor hingegen im Heimkino installiert, darf sich freuen, weil von der Verkabelung nichts zu sehen ist. Einzig der JVC DLA-NZ9 besitzt einen HDMI 2.1-Anschluss, um 4K-Inhalte bis zu 120 Hz zu reproduzieren, oder 8K-Inhalte bis 60 Hz. Die Projektoren von Barco und Sim2 sind auf HDMI 2.0 mit HDCP 2.2 limitiert. Sie können maximal 4K-Signale mit 60 Hz verarbeiten und wiedergeben.

Foto: Michael B. Rehders – Ein Blick auf die Rückseite des Barco Bragi CS zeigt über den drei großen Lüftern nur einen HDMI 2.0-Anschluss. 2 x DVI-D, 2 x DP sind für PC-Zuspielung (per Dual Link auch 120 Hz). LAN dient der Webkonfiguration, Firmware Updates und auch mit RS-232 der Steuerung. Via Trigger können Leinwand und Vorhänge/Jalousie vor den Fenstern bewegt werden. SYNC ist für den Anschluss externer 3D-Emitter (RF/IR), die USB-Ports dienen 5V Spannungsversorgung und Firmware-Updates.
Foto: Michael B. Rehders – Alle Anschlüsse des Sim2 Nero 4S befinden sich auf der Rückseite des Projektors. Nur eine HDMI-Schnittstelle unterstützt HDMI 2.0 und HDCP 2.2. Die beiden anderen sind lediglich HDMI-1.4-fähig. Display Port ist für den Profibereich vorgesehen, um einen PC anzuschließen. Darunter ist ein Bedienfeld, falls die Fernbedienung mal nicht zur Hand sein sollte.

Foto: Michael B. Rehders – Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des JVC DLA-NZ9. Zwei HDMI-2.1-Eingänge unterstützen 4K/120 Hz beziehungsweise 8K/60 Hz. Damit ist dann auch Gaming mit HFR (High Frame Rate) möglich. Der USB-Port ist für Updates vorbehalten, der 3D-Anschluss für den externen Emitter vorgesehen. An den Trigger kann beispielsweise eine Motorleinwand verbunden werden, die ein/ausfährt sobald der Projektor ein/ausgeschaltet wird.

Installation

Bezüglich Aufstellung und Installation verfolgen die Hersteller unterschiedliche Konzepte: Wie es bei Installations-Projektoren im Allgemeinen üblich ist, wird der Bragi Cinemascope vom Fachmann vor Ort aufgestellt und eingerichtet. Anschließend braucht sich der Nutzer um nichts weiter zu kümmern, man kann den Barco quasi vollautomatisch laufen lassen. Alle Anpassungen an die zugespielten Inhalte übernimmt der Projektor selbständig.

Sim2 macht es dem Nutzer recht einfach, den Projektor selbst in Betrieb zu nehmen. Im Gegensatz zu anderen DLP-Projektoren, die auf Höhe der Leinwandunterkante oder überkopf auf Höhe der Oberkante positioniert werden (ob ihres großen Offsets), strahlt der Sim2 Nero 4S parallel zur optischen Achse. Also nicht nach oben oder nach unten, sondern waagerecht. Idealerweise wird er deshalb auf Höhe der Leinwandmitte platziert. Ist das nicht möglich oder gewollt, weil sein Platz weiter oben im Raum vorgesehen ist, reicht der Lens-Shift, um das Bild wunschgemäß auf der Screen anzupassen. Während Zoom und Fokus schnell motorisch via Fernbedienung eingestellt werden, finde ich die Bildverschiebung relativ umständlich. Diese erfolgt nämlich mit einem Schraubendreher vorne am Projektor. 
Letztendlich kann der Sim2 Nero 4S über den eigenen Browser mit dem Hersteller oder Händler verbunden werden für eine Fernwartung – oder zur Fehlerbehebung, falls versehentlich ein paar Einstellungen gelöscht werden. Überdies kann auf diese Weise eine Benachrichtigung erfolgen, dass in Kürze beispielsweise eine Ersatzlampe fällig ist.

Ist der JVC DLA-NZ9 am gewünschten Platz aufgestellt, geht die Installation recht flott von der Hand, da alle Einstellungen bequem mit der Fernbedienung durchgeführt werden. Die Grundeinstellungen meines Testgastes sind so gut, dass ich keine Anpassungen der Konvergenz vornehmen muss, weil diese bereits über die gesamte Fläche passt. Die Navigation durch das übersichtliche On-Screen-Menü gelingt zügig. Die meisten Parameter sind selbsterklärend.

Die Fernbedienung des JVC DLA-NZ9 besitzt beleuchtete aber kaum fühlbare eingelassene Tasten. Damit lässt sich im dunklen Heimkino nur navigieren, wenn zuvor der Lichtknopf gedrückt wird.
Die beleuchtete Fernbedienung vom Sim2 Nero 4S ist sehr übersichtlich konzipiert. Die Knöpfe F1, F2, F3 können frei belegt werden. Beispielsweise um unterschiedliche Bildformate direkt anzufahren bei Nutzung einer Leinwand im Cinemascope-Format.
Die Fernbedienung des Barco Bragi CS besitzt übersichtlich angeordnete und hinterleuchtete Tasten. Für Blendenöffnung, Testbilder, Fokus, Zoom und Shift gibt es eigene Settings, die via On-Screen-Menü auf der Leinwand dargestellt werden.

Foto: Michael B. Rehders – Via Notebook können am Bragi CS alle Parameter individuell eingestellt werden. Hier erfolgt die Fokussierung wenige Zentimeter vor der Leinwand.

Lens-Memory

Alle drei Projektoren eignen sich für Nutzer von 16:9-Leinwänden. Darüber hinaus können sie für Leinwände im Cinemascope-Format verwendet werden, da sie imstande sind, Inhalte in unterschiedlichen Seitenverhältnissen darzustellen.

Sim2 bietet Nutzern eine Lens-Memory-Funktion, mit der 10 Zoom-, Fokus- und Lens-Shift-Positionen gespeichert werden können. Drei Direktwahltasten befinden sich auf der Fernbedienung, um beispielsweise 16:9 und 2,39:1 auf Knopfdruck abzurufen. Der Wechsel gelingt innerhalb von wenigen Sekunden und passt zentimetergenau. Da der Projektor keinen motorischen Lens-Shift besitzt, erfolgt die Bildformatanpassung/Verschiebung an die Leinwand digital. Clever!

Der JVC DLA-NZ9 besitzt ein vollmotorisch steuerbares Objektiv, so dass Zoom, Fokus und Lens-Shift mit der Fernbedienung individuell und punktgenau eingestellt werden können. Die Lens-Memory-Funktion gestattet es, dass einzelne Parameter gespeichert, benannt und auf Knopfdruck abgerufen werden. Dafür stehen bis zu 10 Speicherbänke zur Verfügung. Sogar Sonderfunktionen wie „Maskierung“ (oben/unten) und „Zoom“ können separat hinterlegt werden. Die Bildformatwechsel von 16:9 auf 2,39:1 und zurück erfolgen auf Knopfdruck zuverlässig, aber gehen relativ langsam vonstatten. Bis zu 30 Sekunden braucht der Projektor für den Formatwechsel. Dafür passen nach über 20 Formatwechseln die Bildpositionen exakt, ebenso wie die Schärfe. Ich muss über den gesamten Testzeitraum nicht einmal Endlage, Fokus oder Zoom anpassen.

Der Barco Bragi CS projiziert im Seitenverhältnis 2,37:1 und besitzt eine einzigartige Funktion zur automatischen Erkennung des Seitenverhältnisses: Er stellt Filme in 16:9 automatisch mit 3.840 x 2.160 Pixel dar. Filme im Cinemascope-Format werden mit 5.120 x 2.160 Pixel projiziert. Alle Zwischenformate, wie beispielsweise 1,85:1, 2,00:1 oder 2,20:1, wie sie derzeit häufig Anwendung finden auf 4K-Blu-ray, Netflix und Blu-ray, werden so skaliert, dass sie immer die volle Leinwandhöhe ausschöpfen. Wie im großen Kino sind die Inhalte lediglich unterschiedlich „breit“. Die Skalierung geschieht blitzschnell hinter einer Schwarzblende. Sie dauert gefühlt nur einen Wimpernschlag. Da die Formatwechsel digital erfolgen, müssen Schärfe, Zoom und Bildlage nachträglich nicht mehr angepasst werden. Alle Einstellungsparameter lassen sich in beliebig vielen und frei benennbaren Speicherbänken ablegen und jederzeit aufrufen.

Automatische Kalibrierung

Während der Bragi CS keine automatische Kalibrierungs-Funktion besitzt, sondern ein professionelles Sechs-Achsen-Farbmanagement (welches der Hersteller als Sieben-Achsen CMS bezeichnet), hat Sim2 dem Nero 4S „Live Colors Calibration“ (LCC) spendiert. Hierbei handelt es sich um eine  automatische Kalibrierungs-Funktion, um den Projektor professionell einzustellen. Dieses Tool steht exklusiv dem Installer oder Fachhändler zur Verfügung. Der Nutzer hat keinen Zugriff darauf. Dem Endanwender stehen die üblichen Gain/Offset-Regler, ein 6-Achsen-Farbmanagement und mehrere Gamma-Presets zum Feintuning zur Verfügung.

JVC nennt sein Auto-Kalibrierungs-Feature leicht verständlich „AutoCal“, es steht dem Projektorbesitzer kostenlos zur Verfügung. „AutoCal“ ermöglicht es nach tausenden Stunden, dass Farbraum, Gamma und Graustufenverlauf präzise dargestellt werden. Dafür wird ein externer Sensor benötigt wie ein X-Rite i1 Pro2 für rund 1.600 Euro. Ein günstiger Spyder X von Datacolor für 120 Euro funktioniert nur dann weitgehend zuverlässig, wenn dieser zuvor vom Fachmann profiliert worden ist. Anders ist ein brauchbares Messergebnis nicht möglich, weil ohne Profilierung die Messungen an steilen Flanken der Laserlicht-Farbspektren zu einem fehlerhaften Ergebnis führen können. 

Messungen

Wie von kommerziell genutzten Kino-Projektoren gewohnt, macht Barco überaus ehrliche Prospektangaben. Die publizierten 2.200 Lumen Maximalhelligkeit erzielt das Testgerät auf den Punkt genau. Allerdings hat das Bild damit eine zu kühle Farbtemperatur, die in Richtung Grün tendiert. Auf den Punkt kalibriert kommen ordentliche 1.700 Lumen heraus, die für Bildbreiten bis zu 4,20 Meter in SDR reichen, um diese mit 16 Footlambert zu beleuchten. Für HDR-Inhalte messe ich 1.520 Lumen (siehe unten das Kapitel HDR-Farbraum: Mit und ohne Filter). Das reicht aus für
bis zu 2,80 Meter Bildbreite mit 32 Footlambert.
Der native On/Off-Kontrast fällt mit 2.240:1 gut aus für einen aktuellen DLP-Projektor. ANSI- (420:1) und Inbild-Kontrast (1.420:1) sind ebenfalls tadellos. Obendrein gefällt der Schwarzwert mit 0,67 Lumen, der ganz ohne Blendentricksereien erzielt wird. Die Farbtemperatur macht nach der Kalibrierung mit 6.504 Kelvin eine Punktlandung. Die Color Uniformity gibt sich mit 96 Prozent ebenfalls keine Blöße, so dass ein Helligkeitsabfall zur Seite nicht ersichtlich ist.

Sim2 beziffert die Maximalhelligkeit für den Nero4S mit 6.000 Lumen. Das Testsample erreicht diesen Wert mit 5.038 Lumen nicht, was auch daran liegen dürfte, dass die Lampe bereits 400 Stunden eingesetzt wurde. Rund 16 Prozent Lichtverlust nach 400 Stunden Laufzeit sind für eine UHP-Lampe durchaus normal. Außerdem sind die Farben im hellsten Modus wie üblich zu kühl.
Ab Werk ist im Nero 4S der Bildmodus „LCC“ aktiv. Dieser ist vorgesehen für die Auto-Kalibrierung, die der Installer vor Ort durchführt. Allerdings hat Sim2 diesen Bildmodus ab Werk bereits kalibriert. Soweit mir bekannt ist, erfolgt die individuelle Einstellung auf einer Stewart Studiotek 100, das allgemein als Referenzleinwandtuch betrachtet wird. In optimaler Umgebung ist eine weitere Anpassung laut meiner Messungen nicht nötig.
Trotzdem schalte ich auf den Bildmodus „Natürlich“, um mit den vorhandenen Bordmitteln zu probieren, das optimale Ergebnis heraus zu kitzeln. Ohne eine Änderung erreicht der Projektor 3.080 Lumen nach 400 Stunden Laufzeit. Kalibriert komme ich auf beachtliche 3.075 Lumen. Das reicht aus für Bildbreiten bis 5,70 Meter in SDR, um diese mit 16 Footlambert auszuleuchten, oder für 4,00 Meter-Leinwände in HDR mit 32 Footlambert. Es bedarf nur minimaler Anpassungen, die kaum Lichtausbeute kosten.
Der On/Off-Kontrast beträgt stark verbesserungswürdige 1.140:1, der ANSI-Kontrast 400:1. Der Schwarzwert erreicht 2,69 Lumen. Die implementierte statische Iris kann in 12 Stufen verändert werden. Wer die hohe Lichtausbeute nicht benötigt, kann den Kontrast mit zunehmend geschlossener Blende auf Kosten der Maximalhelligkeit etwas steigern – und verbessert dadurch natürlich auch den Schwarzwert.

Das Testsample von JVC übertrifft die beworbene Maximalhelligkeit von 3.000 Lumen mit 3.590 Lumen um gut 19 Prozent. Allerdings besitzt das Bild im Modus „Hohe Helligkeit“ einen unschönen Grünfarbstich. Ich schalte daher auf „User 1“. Mit der Farbtemperatur „7500K“ erzielt der JVC nach meiner Kalibrierung beeindruckende 2.870 Lumen. Die Lichtausbeute reicht für Leinwandbreiten bis zu 5,40 Meter, um SDR-Inhalte mit 16 Footlambert darauf darzustellen. HDR-Inhalte erreichen 2.950 Lumen und werden auf Bildbreiten bis zu 3,90 Meter mit 32 Footlambert projiziert.
Der statische On/Off-Kontrast beträgt hervorragende 34.850:1 und lässt sich dynamisch auf einen unendlichen Wert steigern, weil die Laserdioden bei Schwarzbildzuspielung ausschalten. Der Inbild-Kontrast klettert mit 11.570:1 in neue Sphären, der ANSI ist mit 420:1 ebenfalls auf Topniveau. Der Schwarzwert beträgt exzellente 0,08 Lumen.

Für SDR empfehle ich eine Leuchtdichte von mindestens 16 Footlambert, damit ein entspanntes Sehen mit allen Details auf der Leinwand ermöglicht wird. Für HDR empfehle ich 32 Footlambert, um „Reserven“ für die sogenannten Highlights mit aktiven Tone Mapping zu haben.

Barco Bragi CS – Mit nur minimalen Anpassungen werden alle Targets im HDTV-Farbraum Rec.709 punktgenau getroffen.
JVC DLA-NZ9 – Nicht minder beeindruckend sind die Messergebnisse des Farbraums Rec.709 nach minimalen Anpassungen des Weißpunktes.
Sim2 Nero 4S – Nach geringen Anpassungen sitzen Primär- und Sekundärfarben sowie der Weißpunkt mustergültig.
Barco Bragi CS – Mit Filter wird der DCI-P3-Farbraum mit 99 Prozent exzellent abgedeckt. Dieser kostet zwar rund 10 Prozent an Lichtausbeute, aber erhöht gleichzeitig den Kontrast, so dass das Bild an Plastizität zulegt.
JVC DLA-NZ9 – Ohne Filter wird der HDR-Farbraum DCI-P3 mit rund 90 Prozent abgedeckt. Mit Filter beträgt die Abdeckung zwar 99,8 Prozent, aber die Lichtausbeute wird gleichzeitig um rund 29 Prozent verringert, ohne dass der Kontrast verbessert wird.
Sim2 Nero 4S – Der HDR-Farbraum wird mit 92 Prozent ordentlich abgedeckt und erzielt die Vorgabe der DCI-Spezifikation.

Bedienung

Einmal eingerichtet bieten alle drei Projektoren viel Komfort. Man muss nur noch wenige Einstellungen selbst vornehmen, vielmehr wird fast alles automatisch von den Geräten durchgeführt.
Der JVC DLA-NZ9 erkennt das zugespielte Bildmaterial. Egal ob HDR, SDR oder 3D – er schaltet selbständig in die dafür kalibrierten Bildmodi. Allenfalls die Bildformate müssen noch vom Nutzer angepasst werden. Via Fernbedienung kann ich auf bis zu 10 Lens-Memory-Speicher zugreifen. Es reicht ein Tastendruck um ins Lens-Memory-Menü zu gelangen, und hier kann nun das gewünschte Bildformat ausgewählt werden.

Der Sim2 Nero 4S macht es noch eine Spur leichter. Er liefert gleich drei Direktwahltasten für die Bildspeicher, die frei konfigurierbar sind. Hier langt also ein einziger Tastendruck auf der Fernbedienung, so dass man nicht erst umständlich durchs Menü navigieren muss.

Am leichtesten macht es der Barco Bragi CS dem Heimkinobesitzer. Dieser erkennt die Bildformate selbständig und passt sie auch gleich automatisch an die Leinwand an. Hier muss sich der Nutzer um praktisch gar nichts mehr kümmern.

Wenn doch einmal etwas angepasst werden soll, bieten alle drei Projektoren ein übersichtliches On-Screen-Menü. Die wichtigsten Parameter sind übersichtlich aufgeführt. Damit die Zuschauer während der Filmvorstellung nicht genervt werden, wenn Sie mal wieder die Einstellungen kontrollieren, bietet Barco ein richtig gutes Feature: Ins Gehäuse des Bragi CS ist ein kleines Touch-Display eingebaut. Ohne dass der Zuschauer etwas mitbekommt während der Vorstellung, können hier alle Parameter kontrolliert und angepasst werden. Großartig!

Foto: Michael B. Rehders – Das Touch-Panel ist an der Seite des Bragi CS eingelassen. Hier können alle Parameter kontrolliert werden, wie zum Beispiel Raumtemperatur und Lampenleistung. Wahlweise sind die Informationen ausschließlich auf dem Display im Projektor zu sehen oder zusätzlich auf der Leinwand.

HDR-Farbraum: Mit oder ohne Filter

Für Ultra High Definition (UHD) deckt der Barco Bragi CS den HDR-Farbraum DCI-P3 nativ mit rund 90 Prozent bereits ordentlich ab. Wird das interne Filter in den Lichtweg gefahren, steigert sich dieser Wert auf exzellente 99 Prozent. Die Lichteinbußen durch das Filter fallen mit 11 Prozent moderat aus, so dass noch 1.520 Lumen mit bestmöglicher Farbdarstellung erzielt werden. Da der Kontrast mit Filter sogar noch um 15 Prozent gesteigert wird, lasse ich das Filter für HDR-Inhalte im Lichtweg.
Davon profitieren vor allem Spielfilme und Fußballübertragungen, die ein großes Grünspektrum besitzen. Darüber hinaus besitzen dunkle Inhalte einen Hauch mehr Zeichnung, dank des besseren Kontrastumfangs (+ 15 Prozent), den das Filter bewirkt.

Auch der JVC DLA-NZ9 besitzt ein internes Filter, das wahlweise für HDR-Inhalte in den Lichtweg gefahren werden kann. Ohne Filter wird der HDR-Farbraum DCI-P3 mit rund 90 Prozent abgedeckt. Die Lichtausbeute beträgt 2.950 Lumen. Dadurch erscheinen Farben überaus brillant.
Mit Filter wird der HDR-Farbraum mit 99,8 Prozent abgedeckt. Das Filter im Lichtweg reduziert die Lichtausbeute allerdings um rund 29 Prozent. Die Lichtausbeute beträgt nur noch 2.119 Lumen.
Mir persönlich gefällt das hellere HDR-Bild mit dem DLA-NZ9 viel besser, daher habe ich für diesen Test das Filter aus dem Lichtweg genommen.

HDR mit dynamischen Tone Mapping

Alle drei Projektoren besitzen für HDR-Inhalte ein dynamisches Tone Mapping, um Bildsignale darzustellen, die eigentlich außerhalb der Maximalhelligkeit des Projektors liegen. Die Wirkungsweise ist so gut von allen drei Projektoren, dass diesbezüglich auf externe Videoprozessoren verzichtet werden kann. Sichtbare Unterschiede bei optimaler Einstellung fallen eher in den Bereich „Geschmacksache“.
JVC nennt sein dynamisches Tone Mapping „Frame Adapt HDR“. Alle Bereiche von 0,001 bis 10.000 Nits werden via Dynamischen Tone Mapping (DTM) reproduziert, ohne dass eine weitere Einstellung durch den Nutzer nötig ist.
Während ein statisches Tone Mapping einmalig beim Start des Films den Wertebereich einstellt, führt der JVC via „Frame Adapt HDR“ die Analyse und Optimierung passgenau für jedes Einzelbild durch. Die Genauigkeit bei der Gammaverarbeitung wird durch die Erhöhung von 12 auf 18 Bit gesteigert, in dem noch feinere Abstufungen ermöglicht werden.
Die „Kino Optimierung“ sorgt im „Frame Adapt HDR“-Modus für eine weitere automatische Anpassung, da Parameter wie Leinwandgröße und Gain mit einbezogen werden.

Der Sim2 Nero4S bietet eine automatische Metadatenerkennung und einen erweiterten Kalibriermodus mit vier Voreinstellungen, um das HDR-Quellsignal an verschiedene Leinwandgrößen anzupassen. Dafür hat Sim2 so genannte PQ-Kurven (Percived Quantizer) angelegt. Vereinfacht formuliert passiert folgendes: Der Sim2 Nero4S analysiert jedes einzelne Frame und weist diesem danach eine eigene HDR-Gammakurve zu. Von 0,005 bis 10.000 Nits reicht die Range, die der Projektor innerhalb seiner Helligkeits-Range darzustellen vermag. Die vier Voreinstellungen nennen sich „HDR 1 – 4“. Sie sind ausgelegt für Leinwanddiagonalen von 100 bis 160 Zoll. In der Praxis arbeitet diese Technologie so gut, dass ich bei keinem Film eine Anpassung vornehmen muss. 

Das brandneue dynamische Tone Mapping für HDR wird von Barco via Update kostenlos nachgereicht. Es liest die hinterlegten Metadaten aus und passt Farben, Helligkeit und Kontrast mittels hinterlegter PQ-Kurven bildgenau an. Sollten keine Metadaten im Quellmaterial vorhanden sein, was noch relativ oft vorkommt in HDR-Filmen, verwendet der Barco einen eigens hinterlegten Algorithmus, um das projizierte Bild gefälliger erscheinen zu lassen. Das funktioniert in der Praxis hervorragend. Von 0,0 bis 10.000 Nits werden alle Signale dargestellt, die auf HDR-Filmen vorhanden sind.
Das dynamischen Tone Mapping für HDR ergibt ein sensationell plastisches Filmerlebnis, so dass der schlechtere Kontrast gegenüber dem JVC DLA-NZ9 fast vollständig kompensiert werden kann.

Barco Bragi CS – Das dynamische Tone Mapping überzeugt vollumfänglich. Selbst in „Sully“ sind alle vorhandenen Inhalte auf den Displays abgebildet.
Sim2 Nero 4S – Alle Signale die in „Sully“ vorhanden sind, werden vom Sim2 Nero 4S reproduziert, so dass sich ein echter HDR-Wow-Effekt einstellt. Strahlendhelle Displays werden mit satten Farben und bestmöglicher Durchzeichnung projiziert. Besonders profitiert das Bild von der extrem hohen Maximalhelligkeit des Nero 4S.
JVC DLA-NZ9 – Mit Frame Adapt HDR und Anpassung von Leinwanddiagonale und Gainfaktor via Kino Optimierung ergibt sich ein überaus spektakuläres HDR-Bild. Während Sully über den Times Square joggt, zeigt der JVC alle Inhalte nahe Schwarz und überstrahlt nichts ins Weiß.

Schärfe und Detailauflösung

Die Schärfe ist über die gesamte Fläche bei allen drei Testkandidaten tadellos. Sogar ganz nah am Randbereich sitzt der Fokus perfekt. Konvergenzfehler besitzt der JVC nicht, ebenso wenig wie chromatische Aberrationen. Diese sind Barco und Sim2 ebenfalls fremd.
Feine Details sind klar abgegrenzt mit dem JVC DLA-NZ9. Aufgrund der Ein-Chip-Technologie machen das beide DLP-Projektoren aber noch eine Spur besser.
4K-Inhalte in Cinemascope zeigt der Barco Bragi CS bis runter zur UHD-Pixelauflösung, weil das gesamte Panel horizontal voll ausgeschöpft wird. 16:9-Inhalte nutzen hingegen nicht das gesamte Panel, sondern nur 1920 Pixel horizontal plus XPR-Shift. Bei ganz genauer Betrachtung ist auffällig, dass feine Details verlorengehen.

Der Sim2 Nero 4S macht das deutlich besser, weil er auf einer Cinemascope-Leinwand 16:9-Inhalte nicht digital verkleinert, sondern das Bild lediglich kleiner zoomt und somit die volle Panel-Auflösung beibehält.

Der JVC DLA-NZ9 läuft in dieser Disziplin zur Hochform auf. Die Kombination von nativer 4.096 x 2.160 Pixel Auflösung und 8K-e-Shift-X schält der Projektor alle vorhandenen Details klar und deutlich heraus.

Meine Panoramaaufnahme von Hamburg liegt in nativer UHD-Auflösung und sogar in 8K vor. Betrachten wir uns mal den kleinen Bereich am roten Doppeldecker mit der Aufschrift STADTRUNDFAHRT genauer bei den drei Projektoren.
Barco Bragi CS – Auf 16:9 „verkleinert“ sind das Hamburg Wappen und einzelne Streben vorne am Brückengeländer nicht mehr vollständig zu erkennen. Selbst der Schriftzug Stadtrundfahrt zeigt nicht mehr alle Buchstaben vollständig.
Sim2 Nero 4S – Mit seiner höheren nativen Panel-Auflösung stellt der Nero 4S Brückengeländer und Hamburg Wappen sehr detailreich dar. Auch die Buchstaben STADTRUNDFAHRT werden vollständig abgebildet. Letztendlich werden die Felder der rot-weißen Barke deutlich klarer abgegrenzt und die vertikalen Metallstreben sind gut erkennbar.

JVC DLA-NZ9 – Aufgrund der höchsten nativen Auflösung aller drei Projektoren zeigt der DLA-NZ9 das beste Bildergebnis in dieser Disziplin. Brückengeländer, Wappen, Schriftzug und Barke sind noch eine Spur feiner auf der Leinwand zu sehen.

Bewegungsschärfe

Der Barco Bragi CS punktet mit seiner sehr guten 24-Hz-Wiedergabe, die scharfe und bewegte Elemente klar und deutlich zeigt. Ganz ohne Zwischenbildberechnung! Die Bewegungsschärfe entspricht in etwas der des JVC DLA-NZ9, wenn hier die Zwischenbildberechnung auf Niedrig gestellt ist.  Der Sim2 Nero 4S zeigt bewegte Szenen in 24 Hz ebenfalls originalgetreu. Wird eine der drei FI-Stufen hinzugeschaltet, werden Bewegungsabläufe flüssiger und schärfer. Hier kann ganz nach Geschmack geregelt werden. Artefakte in Form von Grießeln (zum Beispiel um Haare herum) sind beim JVC und Sim2 erst in den hohen FI-Stufen gelegentlich erkennbar und stören mich, so dass ich beide Beamer in die niedrigen Stufen betreibe. Beim JVC stellt sich kein Soap-Effekt für mich ein, ebenso wenig wie beim Sim2.
Die Auflösungsvorteile, die der JVC DLA-NZ9 in Standbildern und statischen Filminhalten hat, verringern sich, sobald Bewegung ins Spiel kommt. Hier sind dann kaum noch Unterschiede zwischen den drei Projektoren auf sehr, sehr hohem Niveau auszumachen.

3D-Darstellung

Während der Sim2 Nero 4S kein 3D unterstützt, begeistert der JVC DLA-NZ9 mit knackscharfen und hellen dreidimensionalen Bildern, die er mit 96 Hz projiziert. Der Barco Bragi CS beherrscht ebenfalls 3D und ist für Filme bis 144 Hz (Triple-Flash) ausgelegt. Aktuell wird aber 3D via RF-Emitter (z. B. von JVC) nur bis zu 96 Hz unterstützt. Ein Update für 3D mit 144 Hz ist bereits angekündigt worden von Barco, was derzeit das flimmerfreieste aktive 3D-Bilderlebnis ist.

Beide Projektoren (JVC DLA-NZ9 und Barco Bragi CS) glänzen damit, dass ihnen Ghosting (Crosstalk-Effekte) völlig fremd sind. Beim JVC kann überdies eine Zwischenbildberechnung zugeschaltet werden in den Stufen „niedrig“ und „hoch“, um die Bewegungsdarstellung auch von 3D-Inhalten zu verbessern.

Betriebsgeräusch und Regenbogen-Effekt

Der Sim2 Nero 4S erzeugt einen sichtbaren Regenbogen-Effekt (RBE), jedoch fällt dieser angenehm gering aus. An kontrastreichen Kanten in dunklen Szenen kann ich ab und an kurzzeitig auftretendes Farbblitzen ausmachen.
Mit 34 Dezibel ist der Projektor überdies gut hörbar. Die helle Lampe will schließlich gekühlt werden. Dabei laufen die Lüfter nicht nervend, sondern sind angenehm tieffrequent, das XPR-Shift ist praktisch nicht herauszuhören.

Der Barco Bragi CS ist überaus leise mit 29 Dezibel im hohen Lichtmodus. Gleich drei große Lüfter auf der Rückseite und die Flüssigkühlung sorgen für angenehm geringe Pegel und lenken mich von stillen Szenen nicht ab. Ein XPR-Shift-Fiepen kann ich selbst mit dem Ohr am Projektor nicht ausmachen.
Aufgrund der schnell Schaltzeiten der LEDs ist der RBE für mich kein Thema. Hier dürfen auch diesbezüglich empfindliche Gemüter einen Blick riskieren.

Der DLA-NZ9 ist flüsterleise mit 24 Dezibel. Auf der niedrigen Laserlichtstufe ist er mit 20 Dezibel praktisch gar nicht mehr zu hören. Der RBE ist beim DLA-NZ9 aus technischen Gründen nicht vorhanden, weil er die Farben nicht sequentiell (nacheinander) projiziert, sondern fix und fertig erstellte Bilder ausgibt.

Allgemeine Bildeindrücke

Spielfilme mit nativer 24 Hz-Wiedergabe habe ich bislang noch nicht derart ruckelfrei und scharf erleben können, obwohl der Barco Bragi CS über keine Zwischenbildberechnung (FI) verfügt. Die präzise Farbwiedergabe sorgt für überaus realistische Bilder.  Bereits das grüne Warner-Logo am Anfang versprüht echte HDR-Wow-Gefühle. Wenn dann die kryptischen Schriftzeichen von oben nach unten verlaufen, schält der Bragi Cinemascope jedes noch so kleine Detail knackscharf heraus. Dabei sind die Farben durchweg auf Referenzniveau. Banding oder andere negative Effekte wie Ringing, unter denen andere Projektoren schon mal leiden können nach der Kalibrierung, sind dem Barco völlig fremd. Nachtaufnahmen bieten ein noch ansprechendes Schwarz, ohne dass ein Grauschleier auf dem Bild liegt. Allenfalls einen geringen Auflösungsverlust kann ich bei genauer Betrachtung beklagen, wenn der Barco nicht die vollen 5.120 Pixel horizontal nutzt, sondern auf 3.840 Pixel skaliert.
Der Barco Bragi CS nimmt seinem Besitzer im Grunde alles ab, damit dieser sich um nichts weiter kümmern muss und Filme mit gutem Kontrast auf Bildbreiten bis 3,00 Meter erleben kann.

Was für ein scharfes Bild! Full-HD-Filme, Serien und Live-Sport werden vom Sim2 Nero 4S hervorragend auf 4K hochgerechnet. Bewegte Szenen erscheinen in 24 Hz originalgetreu.
Zur Hochform läuft der Projektor mit Spielfilmen von der 4K-Blu-ray auf. In „Monster Hunter“ sind einzelne kleine Sandkörner zu sehen. Schweißperlen auf dem Gesicht der Hauptdarstellerin sind glasklar erkennbar, und Applikationen auf den Uniformen werden detailliert herausgearbeitet. Bis zum Rand bleibt der herausragende Schärfeeindruck vorhanden. Tageslichtaufnahmen profitieren besonders von der hohen Lichtausbeute des Nero 4S, weil Farben überaus prachtvoll leuchten. Auf meiner Drei-Meter-Leinwand ergibt sich ein realistischer Tageslichteindruck.
Im Wohnzimmer mit Restlicht und auf Bildbreiten jenseits der 3,50 Meter ist der Sim2 Nero4 in seinem Element, dank der hohen Lichtausbeute.

Die hohe Maximalhelligkeit des JVC DLA-NZ9 gepaart mit dem sensationellen Kontrast macht sich nicht nur auf großen Leinwänden bezahlt. Es profitieren davon auch Nutzer von kleineren Bildbreiten.
Infolge der hohen Lichtausbeute leuchten Farben in kaum vorher gesehener Pracht, wovon insbesondere Filme in HDR einen sichtbaren Mehrwert erhalten. Überdies ist die Durchzeichnung von dunklen Szenen herausragend gut. 4K-Inhalte löst er noch eine Spur feiner auf als seine beiden Marktbegleiter, aber die native Schärfe des Nero 4S erreicht er dabei nicht ganz.
Im optimierten Heimkino kann der JVC DLA-NZ9 seinen herausragenden Kontrast und die hohe Lichtausbeute auf Leinwandbreiten bis 3,50 Meter hervorragend ausspielen.

Um die Bildeindrücke im Realfilmbild besser zu vergleichen, empfehle ich, die folgenden Screenshots in einem neuen Tab öffnen:

Barco Bragi CS – Während der Protagonist mit seiner Begleitung zum Kai kommen, werden sie am Bootsanleger bereits erwartet. Der Bragi CS weist alle vorhandenen Bildinformationen aus dem Quellsignal des Films von der 4K-Blu-ray aus. Die Fliesen sind fein aufgelöst, die Armaturen auf dem Boot erkennbar und die dünnen Streben des runden Metallgitters bestens herausgeschält.

Sim2 Nero 4S – Mit einer ebenso guten Schärfe und Detaildarstellung spielt der Nero 4S auf demselben Referenzniveau wie der Barco Bragi CS. Obwohl dunkle Inhalte ein wenig aufgehellter erscheinen, kann sich das Bild des Nero 4S vom Bragi CS ein wenig absetzen, dank der deutlich höheren Lichtausbeute.

JVC DLA-NZ9 – Das Bild profitiert sichtbar von der besseren nativen Auflösung des DLA-NZ9. Alles erscheint etwas klarer, brillanter, kontrastreicher und detailreicher. Sogar die Armaturen auf dem Boot sind noch eine Spur souveräner abgebildet.

Fazit

Es fällt mir wirklich schwer, einen Testsieger zu küren. Der Barco Bragi CS, JVC DLA-NZ9 und Sim2 Nero 4S haben eindrucksvoll in diesem Vergleich bewiesen, warum sie derzeit die besten der besten Projektoren bis 40.000 Euro sind. Wirkliche Schwächen vermag ich nicht auszumachen. Vielmehr sind es einzelne Parameter (Lichtausbeute, Kontrast), Ausstattungsmerkmale (Wechselobjektive, Lens-Memory, 3D) und technische Eigenschaften (RBE, Auflösung, Bewegungsdarstellung, native Schärfe) mit denen sich die Protagonisten individuell ein wenig voneinander absetzen. Während JVC mit dem DLA-NZ9 in Summe das preiswerteste Gerät mit der höchsten Auflösung und dem besten Kontrast bietet, ist der Barco Bragi CS am Flexibelsten bezüglich Aufstellung und am komfortabelsten bedienbar. Der Sim2 Nero 4S besitzt hingegen die höchste Lichtausbeute, so dass er für Leinwandbreiten jenseits von vier Metern oder bei zunehmendem Umgebungslicht im Wohnzimmer auf entsprechend kleineren Leinwänden seine Kollegen übertrumpft. Darüber hinaus finde ich ihn mit Kristallglas-Gehäuse optisch am schönsten. Je nach Einsatzzweck, Umgebungsbedingungen und Leinwandgröße kann das Pendel mal zum einen, mal zum anderen Boliden ausschlagen. In Summe spielen alle auf Referenzniveau und man macht alles richtig – egal auf welchen dieser drei Projektoren die Wahl am Ende fällt.

Wer möchte kann hier die Einzeltests lesen:
Barco Bragi Cinemascope
Sim2 Nero 4S
JVC DLA-NZ9

Foto: Michael B. Rehders – Barco Bragi CS

Barco Bragi CS

Pro & Contra
+ dynamisches Tone Mapping für HDR
+ optimiert für Cinemascope-Leinwände
+ 4K und 5K mit XPR-Shift-Technologie
+ automatische und blitzschnelle Bildformatanpassung
+ Konstante Lichtausbeute über die Laufzeit
+ exzellente Schärfe
+ Lens-Memory mit unbegrenztem Bildspeicher
+ 3D-Wiedergabe
+ herausragende Farbdarstellung ab Werk
– geringere Auflösung bei 16:9-Wiedergabe

Technische Daten und Messergebnisse
Modell: Barco Bragi CS
Technik: Ein-Chip-DLP
Bildauflösung: 2.560 x 1.600 Pixel nativ / 5.120 x 2.160 Pixel via XPR-Shift sequenziell
Lichtquelle: LED
Lebensdauer Lichtquelle: 50.000 Stunden (Normal) / 75.000 Stunden (Eco)
Leistungsaufnahme: 570 Watt
Betriebsgeräusch: 29 dB (hoher Lichtmodus)
Helligkeit: 2.200 Lumen (Maximal), 1.700 Lumen (SDR-kalibriert), 1.520 Lumen (HDR-kalibriert mit Filter)
Kontrast On/Off: 2.240:1
Kontrast ANSI: 420:1
Kontrast Inbild: 1.420:1
Schwarzwert: 0,67 Lumen
Lens-Shift: Ja (vertikal und horizontal)
3D-Wiedergabe: ja
3D-Transmitter: nein
3D-Brille: nein
Ausführungen: Schwarz
Abmessungen (BHT): 450 x 255 x 482 mm
Gewicht: 21,5 Kg (ohne Objektiv)
Garantie: 3 Jahre (bis 5 Jahre gegen Aufpreis)
Preis: 40.000 Euro

Foto: Michael B. Rehders – JVC DLA-NZ9

JVC DLA-NZ9

Pro & Contra
+ 4K/UHD plus 8K-e-Shift-Technologie
+ Dynamisches Tone Mapping für HDR
+ Exzellenter Kontrast
+ hohe Lichtausbeute
+ perfekte Schärfe
+ HDR mit 4K/120 Hz und 8K/60 Hz
+ 3D mit Funk-Technik
+ angenehm leise
+ Lens-Memory mit 10 Speichermöglichkeiten
– unpraktische Fernbedienung

Technische Daten und Messergebnisse
Modell: JVC DLA-NZ9
Technik: 3-Chip D-ILA
Helligkeit: 2.870 Lumen (SDR), 2.950 (HDR ohne Filter) bzw. 2.110 Lumen (HDR mit Filter)
Kontrast: 34.850:1 (On/Off), 420:1 (ANSI), 11.570:1 (Inbild)
Schwarzwert: 0,08 Lumen
Bildauflösung: 4.096 x 2.160 Pixel (8.192 x 4.320 Pixel via E-Shift)
Lichtquelle: Laser/Hybrid
Leistungsaufnahme: 380 Watt
Betriebsgeräusch: 20 dB (Eco-Lampenmodus), 24 dB (hoher Lampenmodus)
Lens-Shift: Ja (vertikal und horizontal)
3D-Wiedergabe: Ja
3D-Transmitter: optional erhältlich gegen Aufpreis
3D-Brille: optional erhältlich gegen Aufpreis
Ausführungen: Schwarz
Abmessungen (HBT): 234 x 500 x 528 mm
Gewicht: 25,3 Kg
Preis: 25.990,00 Euro
Garantie: 2 Jahre (3 Jahre bei Fachhändlerkauf)

Foto: Michael B. Rehders – Sim2 Nero 4S

Sim2 Nero 4S

Pro & Contra
+ 4K/UHD mit XPR-Shift-Technologie
+ Dynamisches Tone Mapping für HDR
+ Konstante Schärfe
+ exzellente Schärfe
+ hohe Lichtausbeute
+ Lens-Memory
– Kontrast und Schwarzwert
– Lens-Shift-Einstellung via Schraubendreher
– kein 3D

Technische Daten und Messergebnisse

Modell: Sim2 Nero 4S
Technik: Ein-Chip-DLP
Bildauflösung: 2.716 x 1.528 nativ / 3.860 x 2.160 Pixel via XPR-Shift sequenziell
Lichtquelle: UHP-Lampe
Lebensdauer Lichtquelle: 2.200 Stunden
Leistungsaufnahme: 550 Watt
Betriebsgeräusch: 34 dB (hoher Lichtmodus)
Helligkeit: 5.038 Lumen (Maximal), 3.075 Lumen (kalibriert)
Kontrast On/Off: 1.140:1
Kontrast ANSI: 400:1
Kontrast Inbild: 751:1
Schwarzwert: 2,69 Lumen
Lens-Shift: Ja (vertikal und horizontal)
3D-Wiedergabe: nein
3D-Transmitter: nein
3D-Brille: nein
Ausführungen: Schwarz (glänzend)
Abmessungen (BHT): 528 x 215 x 582 mm
Gewicht: 32 Kg
Garantie: 2 Jahre
Preis: 35.000 Euro

Test, Text und Fotos: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts: Hamburg Panorama (Michael B. Rehders), Sully (Warner Bros.), Tenet (Warner Bros.)



Kommentare sind geschlossen.