Sony offeriert mit dem VPL-XW6100ES seinen neuen 4K-Heimkino-Projektor, der mit Pro Cinematic HDR und neuem XR-Prozessor die Bildqualität noch weiter steigern will. Ob das ehrgeizige Unterfangen gelingt, zeigt dieser Test.

Inhaltsangabe
- Kurz und knapp
- Lieferung und Design
- Ausstattung und Technik
- Installation und Bedienung
- Messungen und Diagramme
- Einstellungsempfehlungen
- Statisches vs. dynamisches Tone-Mapping
- Vergleich Full HD vs. 4K
- Optimale HDR-Einstellungen
- Bildqualität
- Fazit
- Technische Daten und Messergebnisse
- Pro und Contra
Kurz und knapp
Der VPL-XW6100ES wird in Anlehnung an die TV-Serie von Sony auch als BRAVIA Projektor 8 bezeichnet. Mit einem Preis von 15.999 Euro schließt er die Lücke zwischen dem VPL-XW8100ES (25.999 Euro) und dem VPL-XW5100ES (in der EU derzeit nicht erhältlich). Das Gehäuse ist wahlweise mit schwarzen und weißen Finish zu haben. Aufstellung und Bedienung sind angenehm leicht, weil alle Einstellungen mit der Hintergrundbeleuchteten Fernbedienung erfolgen. Das Zoomobjektiv bietet eine große Aufstellungsflexibilität. Aus einer Entfernung von 3,30 – 7,10 Meter kann eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand komplett ausgeleuchtet werden. Besitzer einer Leinwand im Cinemascope-Format profitieren von der Lens-Memory-Funktion, mit der Bildgröße, Lage und Fokus gespeichert und auf Knopfdruck abgerufen werden können. Fünf Speicherplätze stehen dafür zur Verfügung. Der 3D-Support wurde von Sony eingestellt. Dank des neuen Prozessors wurde die Zwischenbildberechnung (Motionflow) erheblich verbessert und HDR-Inhalte sehen mit dem neuentwickelten dynamischen Tone-Mapping fantastisch aus, so dass man auf einen teuren Videoprozessor verzichten kann. Dank langlebiger und extrem heller Laserlichtquelle, messerscharfem Bild und natürlicher Farbwiedergabe ist für einen jahrelangen Filmgenuss auf höchstem Niveau der Weg geebnet.

Lieferung und Design
Obwohl die aktuellen Heimkino-Projektoren von Sony nicht in die Europäische Union importiert werden dürfen, weil diese einem Handelsembargo unterliegen, dürfen die hierzulande lagernden Geräte weiter verkauft werden. Ein Import von neuen Geräten ist aber nicht möglich. Sind die Projektoren ausverkauft, ist Schluss. Alle Informationen dazu habe ich hier verfasst. Da der Sony VPL-XW6100ES derzeit in Europa noch erhältlich ist, werfe ich einen genaueren Blick auf diesen Projektor – und das lohnt sich!
Geliefert wird der Sony VPL-XW6100ES gut geschützt in einem grauen Karton. Darin befinden sich neben dem Projektor: eine Fernbedienung inklusive Batterien, eine Objektivkappe, ein Netzkabel und ein Konfigurationshandbuch.
Mit den Maßen (B x H x T) von 46 x 21 x 51,7 Zentimetern und einem Gewicht von 14 Kilogramm gehört der BRAVIA Projektor 8 zweifelsfrei zu den Boliden. Die Leistungsaufnahme beziffert der Hersteller mit 380 Watt. Meine Messung liegt bei maximaler Lichtausbeute mit 295 Watt deutlich darunter. Mit 0,1 Watt ist er überdies im Standby sehr sparsam.
Das Betriebsgeräusch ist mit 28 Dezibel bei maximaler Laserlichtleistung bereits flüsterleise. Wird die Lichtleistung vollständig gedrosselt, reduziert sich die Lautstärke auf kaum noch hörbare 25 Dezibel.
Alle Bildsignalanschlüsse sind in die rechte Seite des Projektors eingelassen. Die beiden HDMI-2.1-Schnittstellen (48 Gbps, HDCP 2.3) nehmen Signale bis zu 4K/120 Hz entgegen. Der 12-Volt-Trigger dient der Leinwandsteuerung, via Remote und LAN können externe Steuerungssysteme eingebunden werden, der USB-Port ist für Updates vorgesehen.
Den VPL-XW6100 gibt es in zwei Farben: In Schwarz für dedizierte Heimkinos, um möglichst wenig Streulicht durch das Gehäuse zu verursachen, und in Weiß für hell eingerichtete Wohnzimmer, damit sich der Sony möglichst harmonisch in die gute Stube integrieren lässt. Die Garantie beträgt zwei Jahre und lässt sich nicht mehr auf fünf Jahre verlängern, wie es noch bei den Vorgängermodellen der Fall war. Den Preis beziffert das japanische Unternehmen mit 15.999 Euro.


Ausstattung und Technik
Der VPL-XW6100ES wird in Anlehnung an die TV-Serie von Sony auch als BRAVIA Projektor 8 bezeichnet. Hintergrund: Der neueste XR-Prozessor für Projektoren nutzt die bekannte BRAVIA-TV-Technologie zur Bildoptimierung. Darüber hinaus löst er den VPL-XW7000ES als Heimkino-Beamer ab.
Das Herzstück sind drei 0,61 Zoll große SXRD-Chips zum Einsatz, die eine native UHD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel besitzen. Von den Chips mit nativer 4K-Auflösung (4096 x 2160 Pixel) hat Sony sich verabschiedet.
Als Lichtquelle wird eine Laser-Hybrid-Technologie verwendet, die aus blauen Laserdioden und einem Phosphor-Element besteht, welche Weiß emittiert. Die Lebensdauer wird mit 20.000 Stunden angegeben, bis sich die Lichtausbeute halbiert. Um kurz zu veranschaulichen, was dieser Wert bedeutet: Bei einer Nutzung von zwei Stunden täglich sind das 27 Jahre, bis sich die Lichtausbeute halbiert. Die Laser lassen sich via Slider in 100 Stufen regulieren. Die Lüfter (und somit das Betriebsgeräusch), passen sich der ausgegebenen Lichtleistung entsprechend an.
Das 2,1-fache Zoomobjektiv besitzt die Advanced-Crisp-Focus-Technologie (ACF), um die hohe UHD-Auflösung auf die Leinwand zu transportieren. Zwei bewegliche Objektivgruppen und ED-Glas (Extra-low-Dispersion) sorgen für verzerrungsfreie Bilder, eine sehr gute Schärfe auf dem gesamten Leinwandbereich und eine präzise Farbwiedergabe. Fokus, Zoom und Lens-Shift können mit der bewährten großen Fernbedienung bequem von der Couch aus angepasst werden.

High Dynamic Range:
Die statischen High-Dynamic-Range-Technologie HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma) werden unterstützt. Die dynamischen Varianten Dolby Vision und HDR10+ hingegen nicht. Das ist nicht weiter tragisch, weil der VPL-XW6100ES der erste Sony-Projektor in meinem Screening-Room ist, der ein vollständiges dynamisches Tone-Mapping besitzt. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen der HDR-Kontrast an einzelne Filme von Hand angepasst werden muss, um ein richtig helles HDR-Erlebnis zu erhalten, in dem alle im Quellmaterial vorhandene Inhalte zu sehen sind.
Für die Kalibrierung stehen alle benötigten Presets zur Verfügung. Neben den üblichen RGB-Gain/Offset-Reglern für die Anpassung von Weißpunkt und Graustufenverlauf, sind ein Gamma-Menü und ein Sechs-Achsen-Color-Management-System implementiert. Wie üblich bei Sony, lässt sich der Farbraum gleich in zwei Presets anpassen. Diese Regelungen interagieren aber miteinander.
Motionflow:
Die Frame Interpolation nennt Sony immer noch Motionflow. Diese hat das Unternehmen augenscheinlich verbessert, weil im Modus „Schwach glätten“ kein Soapopera-Effekt mehr auftritt. Ich finde, dass Motionflow momentan die beste Zwischenbildberechnung in den Projektoren ist.
XR Triluminos Pro soll für bessere Farben sorgen. XR Clear Image, Anamorphot-Kompatibilität, HDMI 2.1 mit 4K@120 Hz-Wiedergabe, eine Eingangsverzögerung von 12 bis 21 Millisekunden (macht ihn für Gamer empfehlenswert), Blanking und eine Steuerung via Control4, Crestron, Savant und AMS im Rahmen der Heimautomatisierung sowie Fernwartungsdienste wie OvrC und Domotz komplettieren die umfangreiche Ausstattung. Auf Smartfunktionen und Streaming-Apps muss erwartungsgemäß verzichtet werden.


Deep Black
Für eine dynamische Helligkeitsregelung kommt XR Deep Black ins Spiel. Diese Technologie steuert die Laserleistung Bild für Bild und reduziert die Leistungsaufnahme in dunklen Szenen, um die Energieeffizienz und den Kontrast dynamisch zu verbessern.
Installation und Bedienung
Die Styropor-Elemente im Karton des BRAVIA Projektor 8 können von oben herausgenommen werden, so dass er recht einfach aus der Verpackung zu heben ist. Während das Netzkabel auf der Rückseite seinen Platz findet, werden alle Anschlusskabel für die Bildsignalübertragung an der rechten Seite verbunden. Aufgrund der tiefliegenden Schnittstellen, sind die Kabel bei einer Überkopfprojektion unter der Zimmerdecke nicht zu sehen.
Die Installation geht flott von der Hand, weil alle Einstellungen bequem mit dem Controller durchzuführen sind. Dank des großzügig bemessenen 2,1-fachen Zoom-Objektivs wird eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand aus einer Distanz von 3,38 bis 7,10 Meter vollständig ausgeleuchtet. Zusammen mit dem üppigen Lens-Shift (Vertikal: ± 85 Prozent / Horizontal: ± 36 Prozent) bietet der VPL-XW6100ES die von Sony seit Jahren gewohnte erstklassige Aufstellungsflexibilität.
Auf meiner 3,20 Meter breiten Cinemascope-Leinwand von Screen Research (Test hier) konfiguriere ich zwei Bildformate, um 16:9-Inhalte und Filme im Seitenverhältnis von 2,39:1 mit konstanter Höhe betrachten zu können.


Da die Konvergenz ab Werk hervorragend ist, brauche ich keinen Panelabgleich durchzuführen. Rote, grüne oder blaue Säume kann ich nicht ausmachen.
Das On Screen Display (OSD) ist gewohnt übersichtlich strukturiert, so dass ich schnell alle Einstellungen durchführen kann. Die Navigation gelingt dabei zügig, weil die Fernbedienung eine beleuchtete Tastatur besitzt, die im dunklen Heimkino bestens zu lesen ist.





Die große Fernbedienung von Sony besitzt eine blau hinterleuchtete Tastatur und Direktwahltasten für die HDMI-Eingänge, diverse Bildmodi und die motorische Objektivsteuerung. Weniger durchdacht finde ich die Tasten für 3D und Advanced Iris auf der Fernbedienung, weil diese ohne Funktionen sind. Dafür ist ein „Position“-Button vorhanden, der den Nutzer direkt ins Lens-Memory-Menü führt, um den Bildformatwechsel auf Knopfdruck vorzunehmen.

Messungen und Diagramme
Helligkeit:
Im Bildmodus „Kino Film 1“ wird mit der Farbtemperatur „Benutzer 5“ die von Sony beworbene Lichtausbeute von 2700 Lumen sogar um 50 Lumen übertroffen. Allerdings ist das Bild viel zu kühl.
Im Bildmodus „Referenz“ sind nur wenige Anpassungen nötig, um Graustufenverlauf und den Farbraum präzise zu reproduzieren. Nach der Kalibrierung beträgt die Lichtausbeute stattliche 2480 Lumen. Das reicht aus, um Bildbreiten mit HDTV-Signalen bis 5,00 Meter mit 16 Footlambert zu befeuern. Für HDR-Inhalte lege ich 32 Footlambert zugrunde. Diese erzielt der VPL-XW6100 auf 3,60 Meter Leinwandbreite.
Nachfolgend habe ich die Lichtausbeute in allen Bildmodi aufgeführt:
Bildmodus | Lichtausbeute | Anmerkungen |
Referenz (SDR) | 2480 Lumen | D65-kalibriert (LD 100) |
Referenz (HDR) | 2480 Lumen | D65-kalibriert (LD 100) |
Kino Film 1 (Benutzer 5) | 2750 Lumen | LD100 |
Kino Film 1 | 2610 Lumen | Werkseinstellung |
Kino Film 2 | 2385 Lumen | |
TV | 1945 Lumen | |
Foto | 2160 Lumen | |
Spiel | 2370 Lumen | |
Kino Hell | 2405 Lumen | |
TV Hell | 2100 Lumen | |
Benutzer | 2390 Lumen | |
IMAX Enhanced | 2405 Lumen |
Kontrast und Schwarzwert:
Der statische Kontrast beträgt 11.440:1 (On/Off), 5782:1 (Inbild) und 414:1 (ANSI). Meine Kontrolle mit einem 1-Pixel-Testbild bestätigt, dass Sony keine Schummelei betreibt, die Laser dimmen bei einem Schwarzbild nicht weiter herunter. Dynamisch lässt sich der Kontrastumfang auf Unendlich steigern, weil die Lichtquelle bei einer Schwarzblende die Laser ausschaltet. Mit einem 1-Pixel-Testbild beträgt der dynamische Kontrast satte 28.700:1.
Demzufolge erreicht der Schwarzwert statisch 0,22 Lumen und lässt sich dynamisch von 0,09 Lumen auf „Licht aus“ verbessern.
Farbraum, Graustufen und Color Uniformity:
Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird 100 Prozent abgedeckt, so dass sich überaus natürliche Farben ergeben. Die vom Hersteller beworbenen über 95 Prozent DCI-P3-Abdeckung verfehlt mein Testgerät mit 93 Prozent nur geringfügig. Dieser Wert befindet sich aber innerhalb des DCI-Standards für Kinoprojektoren von über 90 Prozent. Grün erreicht seine Zielvorgabe im CIE-Diagramm nicht ganz, sondern ist ein wenig untersättigt. Rot liegt ebenfalls knapp neben seinem Target.
In der Werkseinstellung ist die Farbtemperatur mit 6571 Kelvin annähernd optimal. Es sind nur wenige Anpassungen nötig, um die Vorgabe von 6500 Kelvin zu erreichen. Der Graustufenverlauf ist bereits in der Werkseinsteinstellung exzellent. Nach der Kalibrierung beträgt der Wert im Durchschnitt 0,7 DeltaE und 1,2 DeltaE im Maximum. Die minimalen Abweichungen liegen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
Die DeltaE-Werte des Farbraums sind nach der Kalibrierung mit 0,7 dE im Durchschnitt und 1,7 dE an der Spitze auf Referenzniveau. Alles unter 3,0 dE ist purer Luxus und sorgt für überaus natürliche Farben.
Ausleuchtung und Color Uniformity sind mit 95 Prozent sehr gut. Von der Mitte bis zum Rand sind weder ein Helligkeitsabfall noch eine Farbverschiebung auszumachen.












DeltaE 2000: Der Farbraum nach der Kalibrierung besticht mit einem Durchschnitt von 0,7 dE und im Maximum 1,7 dE
Einstellungsempfehlungen
Die Einstellungsempfehlungen fußen auf dem Testgerät zum Testzeitpunkt. Sie bieten eine sehr gute Grundlage für die sofortige Nutzung und zur Kalibrierung.
SDR
Bildmodus Referenz
Realismus Ein
Kontrast Max.
Helligkeit 51
Farbe 50
Farbton 50
Schärfe 55
Farbtemperatur D65
Gamma 2,4
Farbraum BT.709
HDR
Bildmodus (HDR) Referenz
Realismus Ein
Kontrast (HDR) Max.
Helligkeit 50
Farbe 58
Schärfe 55
Farbtemperatur D65
Laserlicht Max
Dyn.HDR-Verstärk. Hoch
HDR Tone-Mapping Modus 3
Statisches vs. dynamisches Tone-Mapping
Wir alle haben es schon erlebt. Viele Filme von der UHD Blu-ray sehen auf der Leinwand zu dunkel aus. Während das statische Tone-Mapping die HDR-Bildeinstellungen für den gesamten Film einmalig vornimmt, analysiert das dynamische Tone-Mapping jedes einzelne Bild und stellt es optimal ein. Da HDR-Filme vielfach mit unterschiedlichen Pegeln gemastert werden, die in der Spitze von etwa 200 bis 10.000 Nits betragen können, bedeutet das folgendes: Via dynamischen Tone Mapping werden alle Filme mit optimaler Lichtausbeute projiziert, ohne dass Inhalte aus dem Quellmaterial verloren gehen. Bei statischer Regelung muss man sich hingegen entscheiden zwischen bestmöglicher Lichtausbeute mit teilweise verlustbehafteter Signaldarstellung oder möglicherweise zu dunkler Wiedergabe mit allen Details.
Ab Werk ist im BRAVIA Projektor 8 nur das statische Tone Mapping aktiv. Erst wenn das dynamische Tone Mapping eingeschaltet wird, schöpft der VPL-XW6100ES seine ganze HDR-Performance aus. Um die Unterschiede von statischen und dynamischen Ton-Mapping mal zu veranschaulichen:






Vergleich: Full HD vs. 4K
Welche sichtbaren Vorteile bietet 4K gegenüber Full HD? Schauen wir uns die Unterschiede doch mal an. Die Fotoaufnahme liegt mir für diesen Vergleich in mehreren Größen vor: 3840 x 2160 Pixel (UHD) und 1920 x 1080 Pixel (Full HD). Wie erwartet sind die Unterschiede auf der Leinwand deutlich zu sehen. Dafür muss ich nicht besonders nah davor sitzen.
Auf 3,20 Meter Bildbreite ist die Pixelstruktur (statischer Screendoor) eines DLP-Projektors mit Full-HD-Auflösung selbst aus 3,80 Meter Sichtabstand noch deutlich zu sehen, während beim Sony VPL-XW6100ES die Pixelstruktur selbst aus 2,80 Meter Distanz nicht mehr auszumachen ist auf der Leinwand. Darüber hinaus zeigt der Sony mit nativer UHD-Auflösung sichtbar mehr Details. Auf dem Doppeldecker ist der Schriftzug STADTRUNDFAHRT vollständig abgebildet, während der Full-HD-Beamer ganze Buchstaben nur noch teilweise reproduzieren kann ob der geringeren Auflösung. Auch das Hamburg Wappen daneben wird vom VPL-XW6100ES komplett projiziert, während es mit Full-HD-Auflösung kaum als solches erkennbar ist. Die vertikalen Streben am Brückengeländer vor dem Bus zeigt der BRAVIA 8 allesamt, während sie beim Full-HD-Projektor komplett verschmieren. Das offene Faltdach des Doppeldeckers zeigt der Sony mit feinsten Wellen, die in Full-HD komplett verschwinden.
Um die Bildeindrücke an dieser Stelle zu relativieren: Bei einem Preisunterschied von rund 15.000 Euro erwarte ich diesen Zugewinn an Auflösung und Schärfe aber auch.
Wer die Unterschiede richtig bewerten möchte, sollte die nachfolgenden Screenshots in einem neuen Tab öffnen.


Sony VPL-XW6100ES mit UHD-Auflösung

Optimale HDR-Einstellungen
Das dynamische Tone-Mapping im Sony BRAVIA Projektor 8 bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, die an verschiedenen Stellen im OSD vorgenommen werden können. Um die bestmögliche Performance zu erzielen mit High-Dynamic-Range-Inhalten, habe ich die Auswirkungen der Presets näher untersucht.
Mein Befund: Zunächst sollte das dynamische Tone Mapping eingeschaltet werden. Der Button hierfür ist im Menü unter „Bild“ in „Kino Schwarz plus“ zu finden und heißt „HDR Tone-Mapping“. Hierin sollte die „Laserlichtleistung“ Maximal, „Dyn. HDR-Verstärk.“ Hoch und das „HDR Tone-Mapping“ Modus 3 betragen. Zusätzlich hat sich unter „Experten-Einstellung“ bewährt, „HDR“ auf „Auto“ mit „HDR/HLG“ anzupassen für die bestmögliche Durchzeichnung von hellen und dunklen Filmszenen.
Nachfolgend habe ich den eindrucksvollen Effekt dokumentiert:



Bildqualität
Das Betriebsgeräusch ist mit 28 Dezibel bei maximaler Laserlichtleistung bereits flüsterleise. Selbst in ruhigen Dialogszenen empfinde ich es als nicht störend. Aufgehellte Ecken sind bei meinem Testsample nicht relevant. Bis in die Ecken ist das Bild messerscharf, so dass feinste Elemente und kleinste Schrift bestens zu lesen sind. Bildinhalte mit 24, 50 und 60 Hertz werden originalgetreu projiziert. Sportübertragungen laufen herrlich flüssig. Spielfilme besitzen das typische leichten „24-Hz-Zittern“ bei Schwenks und der Laufschrift im Abspann. Wird Motionflow hinzugeschaltet, verschwindet das technisch bedingte „Zittern“ schlagartig. Schwenks, von links nach rechts fahrende Autos und natürlich die Laufschrift in Abspann sind herrlich smooth, ohne dass es zum Soapopera-Effekt kommt, den ich bei früheren Sony-Modellen noch kritisiert habe. Ganz offensichtlich hat Sony auch bei der Zwischenbildberechnung Hand angelegt. Für mich ist es aktuell die besten Zwischenbildberechnung in einem Projektor. Bildfehler sind kaum einmal auszumachen. Ebenso weisen feine Chiffon-Strukturen, wie der Brautschleier eines weißen Hochzeitkleides, keine Verfärbungen mehr auf. Dadurch nimmt die Natürlichkeit merklich zu.
Die Hochskalierung von Signalen in 720p und 1080p gelingt dem BRAVIA Projektor 8 sehr gut. Typische Fehler wie Banding und Kantenflimmern glänzen mit Abwesenheit. Werden 4K-Inhalte zugespielt, spielt der VPL-XW6100ES seine ganze Klasse aus. In Verbindung mit dem hohen Kontrast stellt sich sofort eine Plastizität auf der Leinwand ein, die günstigere Beamer in den Schatten stellt.





In „Top Gun: Maverick“ leuchtet die rote Geschwindigkeitsanzeige im Cockpit beim Mach-10-Flug überaus satt vor dem dunklen Hintergrund. Nichts läuft ins Schwarz zu, so dass alle Filminhalte in Schattenbereichen reproduziert werden. In der Nachtaufnahme von „Elvis“ sind vor dem Handy-Club einzelne Personen auf den Gehwegen auszumachen. Die Beschriftung unter dem Schaufenster ist bestens zu lesen, ebenso wie das Nummernschild des Autos, vor dem einige Personen die Straße überqueren. Die grüne Neonbeleuchtung mit dem defekten Buchstaben leuchtet allerdings nicht ganz so satt, wie ich es von anderen Projektoren kenne, die das DCI-P3-Spektrum vollständig abbilden.
Dank des neuen dynamischen Tone-Mappings muss sich der Nutzer um nichts mehr kümmern. HDR-Quellsignale von 0,0 bis 10.000 Nits werden vollständig auf der Leinwand abgebildet. Die Nachregelung des HDR-Kontrastes entfällt, die bei den Vorgängermodellen zwingend vorgenommen werden musste, um verschiedenen Filme in bestmöglicher Qualität zu erleben. Das übernimmt jetzt der BRAVIA Projektor 8, so dass ich in schwierigen Filmen wie „Sully“ und „Elvis“ alle Details zu Gesicht bekomme – und zwar bei maximaler Lichtausbeute. Wenn Maria mit Freunden und Familienangehörigen in „West Side Story“ ihr „America“ singt und dabei durch die sonnendurchfluteten Straßen tanzt, tun sich pausenlos HDR-Wow-Momente auf. Die farbigen Kostüme leuchten ob der hohen Lichtausbeute überaus prachtvoll. Die Bewegungen sind natürlich, nichts verschmiert, alles ist messerscharf auf der Leinwand abgebildet. Genauso müssen HDR-Filme aussehen.

Fazit
Der Entwicklungsaufwand für den BRAVIA Projektor 8 hat sich gelohnt. Der Sony VPL-XW6100ES überzeugt in allen Belangen, dank des neuen XR-Prozessor für Projektoren. Eine strahlendhelle und langlebige Laserlichtquelle, Lens-Memory, vorzüglicher Kontrast und beste Bewegungsschärfe mit Motionflow sind das Ergebnis dieser Konstruktion. Das Highlight ist aber das neue dynamische Tone-Mapping, welches jegliches HDR-Material bestmöglich auf der Leinwand darstellt und einen externen Videoprozessor überflüssig macht. Wer trotz EU-Embargo noch einen Sony VPL-XW6100ES ergattern kann, sollte zugreifen.
Technische Daten und Messergebnisse
Modell: Sony VPL-XW6100ES (BRAVIA Projektor 8)
Technik: 3-Chip SXRD
Helligkeit: 2480 Lumen
Kontrast On/Off: 11.440:1 (statisch), 28.700:1 (1 Pixel), Unendlich (mit dyn. Laserlichtregelung)
Kontrast ANSI: 414:1
Kontrast Inbild: 5782:1
Schwarzwert: 0,22 Lumen (statisch), 0,09 Lumen (1 Pixel, dynamisch)
Bildauflösung: 3840 x 2160 Pixel
Lichtquelle: Laser/Hybrid
Leistungsaufnahme: 294 Watt
Betriebsgeräusch: min. 25 dB, max. 28 dB
Lens-Shift: Ja (Vertikal: ± 85 Prozent / Horizontal: ± 36 Prozent)
3D-Wiedergabe: Nein
3D-Transmitter: Nein
3D-Brille: Nein
Ausführungen: Schwarz und Weiß
Abmessungen (HBT): 460 x 210 x 517 mm
Gewicht: 14,0 Kg
Preis: 15.999,00 Euro
Garantie: 2 Jahre
Pro & Contra
+ echte UHD-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixel
+ sehr guter Kontrast
+ exzellenter HDR-Performance mit dynamischem Tone-Mapping
+ motorische Optik mit Lens-Memory
+ sehr gute Schärfe
+ Farbdarstellung auf Referenzniveau
+ originalgetreue Darstellung von 24, 50, 60 Hz-Inhalten
+ herausragende Bewegungsschärfe mit Motionflow
– kein Dolby Vision und kein HDR10+
– kein 3D-Support
– wenige Geräte in der EU verfügbar
Test und Text: Michael B. Rehders
Fotos: Michael B. Rehders
Titelfoto: Michael B. Rehders
Screenshots im Rahmen des Zitatrechts: Hamburg Panorama (Michael B. Rehders), Rom (Michael B. Rehders), West Side Story (Walt Disney / LEONINE), Elvis (Warner Bros / Universal Pictures Germany GmbH), Sully (Warner Bros. / Universal Pictures), Top Gun: Maverick (Paramount Pictures / Universal Pictures)